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Reichsstadt Köln im Zeitraum 1699-1741

1699 bis 1702 prägte die Stadt Taler nach burgundischem Fuß. Seit 1612 wurde in den spanischen Niederlanden nach diesem Fuß der Patacon geschlagen (28,27 g rauh, 24,69 g fein), der auch am Niederrhein umlief. Auf kölnisches Gewicht übertragen ergibt sich abgerundet der Fuß: 8⅓ aus der Mark [d.h. 233,855g/8⅓ = 28,06 g rauh], 13 Lot 14 gr fein [d.h. Feinheit (13+14/18)/16 = 248/288 = 31/36 = 861,1 ‰ und daher 24,16 g fein].


Taler 1699 nach burgundischem Fuß.     Ø 39 mm, 27,8 g.   Noss 550; Dav.5173.
Vs.:   MON.NOVA ARG.CIVITATIS COLONIENSIS.·
Verziertes ovales Stadtschild mit Helm, gehalten von einem Greif und einem Löwen.
Drei Kronen im Helmzier. Im Abschnitt die Feinheit 31/36 in einem Oval zwischen BVRG. - FVES.

Rs.:   LEOPOLDVS I.Dei.Gratia.ROManorum.IM - PERATOR SEMPer.AVGVSTVS.
Doppeladler mit Reichsapfel auf der Brust, darüber Krone mit Reif, Bügel und Mitra.
Über den Fängen 16 - 99. Unter den Fängen NL· - X·
(gekreuzte Zainhaken = Münzmeister Nicolaus Longerich)
Auf einer Kölner Münze erscheint hier erstmals eine markante Rändelung. Diese war als Schutz gegen Abfeilen und Beschneiden gedacht und anderswo schon üblich geworden. Zu dieser Zeit erfolgte in Köln die Umstellung von der Hammerprägung auf den Einsatz des Stoßwerks mit Schraubenspindel. Die in Nürnberg hergestellte Maschine erlaubte eine billigere Produktion bei besserer Qualität im Münzbild und in der Ränderung. Auch die Stempel, die nun ganz aus Stahl sein mussten um höheren Belastungen standzuhalten, stammen aus Nürnberg.

Das Kölnische Stadtmuseum besitzt ein dort als Halbtaler bezeichnetes ähnliches Stück von 1700 (Ø 38 mm, 17,61 g, Noss 554). Damit befasst sich:
Günter Grosch: Ein stadtkölnischer Gulden nach burgundischem Fuß? in GN Hft.89 (5.1982) S.117.


Zur Zeit von Ks. Joseph I., 1705-1711.
Ks. Josephs I. wurde am 23.11.1705 mit viel Prunk in Köln gehuldigt. An Stelle des geächteten Kölner Erzbischofs Joseph Clemens nahm der Domprobst des Erzbistums als Verwesers des Erzstiftes die Huldigung entgegen. Für diesen Anlass wurden kurzfristig einige Tausend Dukaten und Reichstaler geprägt. Sie wurden wohl während der Feierlichkeiten verteilt.


Huldigungstaler 1705.     Ø 41 mm, 29,10 g.   Noss 568; Dav.2183.
Die übliche Anzeige des Prägestandes fehlt hier. Die Herkunft der Münze muss aus dem Stadtbild erschlossen werden!
Vs.:  VIDI·LVNAM·ADORARE·ME gen37.  "Ich habe gesehen, daß der Mond mich bewundert (Gen.37)"
Die Legende bezieht sich auf den Grundriß der Stadt, die wie eine Mondsichel an einem Rheinbogen liegt.
Im Abschnitt ein Oval mit
8/9 zwischen REICHS - FVES und 17 - 05
Rs.:   IOSEPHVS·I·D:G·ROM. - IMPERATOR·SEMP·AVG
Belorbeertes und geharnischtes Brustbild Ks. Josephs I. mit Kette und Orden vom Goldenen Vlies.
Der Bruch 8/9 zeigt die Stückelung nach dem Reichsfuss an: 8 Stücke aus der rauhen Mark und 9 aus der feinen Mark. Die Kennzeichnung erschien angebracht, weil Köln zuvor nach dem schlechteren burgundischen Fuss geprägt hatte:
Huldigungstaler 170529,23 g Rahgewicht25,98 g Feingewicht
burgundischer Taler 169928,06 g Raugewicht24,16 g Feingewicht.

Auf der Vs. die Ansicht der Stadt Köln vom gegenüber liegenden Deutzer Ufer: Der 75 Meter hohe Vierungsturm von Groß-St. Martin ist der höchste Kirchturm. Rechts davon steht der Südturm des Doms mit dem nach Norden zeigenden Baukran. Der Domchor ist noch nicht mit den Türmen verbunden. Er wird von der Südseite gezeigt, obwohl der Beschauer im Osten steht. Rechts vom Domchor erhebt sich der Turm von St. Johann Evangelist (1828 abgebrochen). Vor dem Kölner Ufer ankern viele Schiffe bis in die Strommitte. Im Vordergrund ist das Deutzer Ufer dargestellt mit der "fliegenden" Rheinbrücke (ganz links), einigen Häusern und der Abtei St. Heribert.
1530 waren die Bauarbeiten am Dom aus Geldmangel und Desinteresse eingestellt worden. Mit einem Baukran auf dem Stumpf des Südturmes verblieb der Dom etwa 300 Jahre. Erst die Nationalbewegung des 19.Jh. und die Suche nach Symbolen einer deutschen Einheit führte 1843 zum Weiterbau. Die Baukosten übernahmen je zur Hälfte König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, zu dem Köln seit 1815 gehörte, und der Kölner Dombau-Verein, in dem sich Kölner Bürger zusammengeschlossen hatten. 1880, neun Jahre nach der Gründung des Deutschen Reiches, wurde der Dom eingeweiht.

Vergleiche den ähnlichen Taler 1505, Noss 569, Dav.2184.


Zur Zeit von Ks. Karl VI., 1711-1740.
Die Huldigung Ks. Karls VI. fand am 15. November 1717 statt. Die Abnahme des Treueides von Bürgermeister, Rat und Bürgerschaft erfolgte kommissarisch durch Graf Franz Georg von Manderscheid-Blankenburg, der vom Kaiser zum Geheimen Rat ernannt worden war. Zu diesem Anlaß wurden wieder Taler im kostbaren Reichsfuß veranlasst.


Taler 1717.     Ø 41 mm.   Noss 586; Dav.2186.
Vs.:   CONCESSO·LVMINE·FVLGET·☾   "Er glänzt im gespendeten Licht"
Eine Mondsichel mit Gesicht, Symbol für die Stadt Köln wegen ihrer sichelförmigen Rheinseite, steht
über einer hügeligen Flußlandschaft. Von oben durchbrechen Sonnenstrahlen einen Kreis aus Wolken.
Sie werden von einem gelockten Apollo ausgestrahlt.
Im Abschnitt:
HOMAG:COLON: / I·1717.H·   I H = Josef Hermanns Münzmeister.
Rs.:   CAR·VI·D.G· - ROM·IMP·S·AVG·
Belorbeertes Brustbild nach rechts im römischen Harnisch und Mantel mit Kette und Orden
vom Goldenen Vlies.   Unten L·C·f· "Le Clerc fecit" für den Stempelschneider.
Vergleiche dieses Brustbild mit dem nachfolgenden, das von einem anderen Stempelschneiders stammt.


Halber Taler 1717.     Ø 35 mm, 14,45 g.   Noss 588.
Vs.:   CONCESSO·LVMINE·FVLGET·  im Abschnitt: HOMAG·COLON / ·1717·
Die Sonne bestrahlt die ihr zugekehrte Mondsichel mit Gesicht
(eine unmögliche astronomische Konstellation: die Sonne bestrahlt hier die Schattenseite des Mondes!).

Rs.:   CAROLVS·VI·D·G·ROM·IMP·SEMP·AVG·
Doppeladler mit Kopfscheinen unter breiter Krone, Reichsapfel auf der Brust,
Schwert und Zepter in den Fängen.


Halber Taler 1717.     Ø 35 mm, 14,6 g.   Noss 589.
Vs.:   SIC·NEXA·FIDE· - MERVERE·CORONAS
"So in Treuen verbunden, verdienten sie die Krone der Anerkennung" mit Chronogramm ICXIDMVC für 1717.
Zwei aufrecht stehende Turnierlanzen mit Standarten (Reichsadler / Kölner Wappen),
unten mit Kranz verbunden, darüber eine Krone.
Der Abschnitt
HONORri·GEMinae·COHORTis / EQVESTRIS· / ·+♛+· erklärt die Münze
als eine Erinnerungsgabe des Rates an die Ehrenreiter,
welche bei der Huldigung Dienst getan hatten (wie bei sonstigen Festlichkeiten auch).

Rs.:   CAR·VI·D.G·Romanorum·Imperator·Semper· - ·Augustus·Germaniae·HIspaiarum·Hungariae·Bohemiae·REX
Brustbild ähnlich wie vor. Im Armabschnitt Münzmeisterzeichen ·I·I·H·
Karl VI. trug der Titel "König von Spanien" als unterlegener Thronprätendent im Spanischen Erbfolgekrieg.



1/6 Taler 1720.     Ø 25 mm, 4,36 g.   Noss 598.
Vs.:   ✥MON·NOVA·ARG - ·CIVIT·COLON·
Stadtwappen mit breiter Teilung zwischen den 3 Kronen und den 11 Funken im ovalen Schild;
oben in der umgebenden Verzierung 17 - 20;
unten ein Oval mit Wertangabe 1/6 und I I - H
(Mm. Johann Josef Hermanns).
Rs.:   CAROLVS·VI·D.G.ROM·IMP·SEMP·AVG
Gekrönter Doppeladler mit Reichsapfel, Schwert und Zepter.



Dukat 1724.     Ø 22 mm, 3,46 g.   Noss 607a; Friedb.773.
Vs.:   DVCATVS·CIVIT COLONIENS·1724
Gekrönter, nimbierter Doppeladler mit Reichsapfel auf der Brust, darauf das Stadtwappen.
Schwert und Zepter in den Fängen. Darunter H - K für Mm. Heinrich Koppers.

Rs.:   CAROL·VI·D·G·ROM· - ·IMP·S·A·G·H·H·B·REX
Geharnischtes, belorbeertes schmales Brustbild des Kaisers nach rechts, mit Orden vom Goldenen Vlies.
Vgl. die Variante Noss 607b mit normal breitem Brustbild.
Die Dukaten von 1724 zeigen acht verschiedene Kaiserköpfe (Noss 604-608). Verschleiß kann nicht der Grund für diesen noch nie erreichten Aufwand an Stempeln gewesen sein, denn die Münzen zeigen keine Spuren von Schäden. Möglicherweise hat die Stadt einen Wettbewerb unter Stempelschneidern veranstaltet. In dem Fall ist der Schöpfer des letztbeschriebenen Stempels (Noss 608) als Sieger daraus hervorgegangen, denn er allein wurde weiter beschäftigt. Es war van Loon. Seine Arbeiten gehören zu den besten am Rhein. [Noss]



12 Dukaten als Goldabschlag vom Taler 1726.     Ø 42 mm, 41,44 g.   zu Noss 610; zu Dav.2188.
Vs.:   MON·NOVA·LIB·REIPUB:COLONIENSIS·1726   -   Greif und Löwe - beide doppelschwänzig - halten das Stadtwappen mit 3 Kronen im rot tingierten Feld; oben Helm und Decke; darüber Helmzier mit 3 Kronen; unter im Postament H - H (Hermann Hermanns, Münzmeister), darunter BURG·FUES
Rs.:   CAROL·VI·D.G·R·I·S·A·GER·HISpaniarum·HUN·BO·REX· Belorbeertes Brustbild des Kaisers, Brustharnisch mit Doppeladler verziert, an der Schulter geknotetes Tuch.
Unter dem Ärmel: V.LON (Stempelschneider).
Die Stadt bestellte davon 1000 Taler nach dem Burgundischen Fuss. Münzmeister Heinrich Koppers lieferte 665 Stück. Mitglieder führender Familien der Stadt bestellten ausserdem privat und inoffiziell etwa 5 bis 6 Goldabschläge im Gewicht von je 12 Dukaten.



Taler 1727.     Ø 42 mm, 27,9 g.   Noss 614; Dav.2188.
Vs.:   MON·NOVA·LIB·REIPUB·COLONIENSIS·1727
Stadtwappen im behelmten ovalen Schild mit Helmzier auf einem Postament mit Schildhalter:
links Greif nach hinten blickend, rechts Löwe nach vorne blickend.
Unten: HK im Oval zwischen ✥ BURG - FUES ✥   (HK = Heinrich Koppers)

Rs.:   CAROL.VI·D.G·R·I·S·A·GER·HIS·HUN·BO·REX·
Belorbeerte Büste n.r., auf der Schulter geknoteter Mantel, Reichsadler auf dem Brustharnisch, ohne Orden.
Am Armabschnitt: V.LON



Taler 1727.     Ø 42 mm, 27,9 g.   Noss 615; Dav.2188A.
Vs. genau wie vor. Rs. mit kleinen Veränderungen:
Grosser Kopf ragt oben in die Umschrift, Goldener Vlies auf der Brust, Löwenkopf an der Schulter.



8 Albus 1733.     Ø 25 mm, 2,72 g.   Noss 625.
Vs.:   ✥MONETA·NOVA·ARG·CIVITATIS·COLON·1733
Im Feld: ✥VIII✥ / ALB. / COLN.
Rs.:   CAROLVS·VI·D·G·ROM·IMP·SEMP·AUGUS·   Titel Ks. Karls VI.
Gekrönter nimbierter Doppeladler mit Schwert und Zepter in den Fängen.
Auf der Brust das ovale Stadtschild.
Schwanzspitze zwischen H - K (Heinrich Koppers, Münzmeister).


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