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St. Eligius
Schutzpatron der Münzensammler

Nicolaus Heutger
money trend 2/2006, S.192-195

Der Münzmeister

Etwa 590 wurde Eligius in Chaptelat bei Limoges geboren. Seine gallo-römische Familie war seit langem christlich. Eligius lernte das Goldschmiedehandwerk bei Abbo, dem königlichen Münzmeister in Limoges. Dann stieg er nach Fertigung kostbarer Kunstwerke im Dienst des Frankenkönigs Chlotar II. (584-623), des Sohnes der berüchtigten Fredegunde, zum Münzmeister auf. Zugleich war er Vorsteher der königlichen Palastschule. So gibt es Münzen mit der Inschrift Scola Regia. Eligius leitete und beaufsichtigte seit 625 die königliche Münzprägung in Paris und zugleich in Marseille und Arles. Wir finden den Namen des Münzmeisters Eligius so auf Goldmünzen des Königs Dagobert I. (623-639), die in der Bibliothèque Nationale in Paris aufbewahrt werden, z.B. auf einer Goldmünze, die in Massilia = Marseille geprägt ist. Auch auf Münzen von Chlodwig II. (639-651) nennt sich der Münzmeister Eligius. Solche Monetarnamen sind nichts Aufregendes: Etwa 2000 Münzmeisternamen jener Zeit sind durch entsprechende Prägungen bekannt. Eligius setzte sich dafür ein, den Edelmetallgehalt der fränkischen Goldmünzen herabzusetzen.

Der ministergleiche Eligius wird als schöner Mann von imponierender Größe geschildert. Auch eine gewisse Freude an prächtigem Auftreten ist überliefert. Der Mann mit den lebhaften Augen betätigte sich als aktiver Christ. Er hatte ein offenes Herz für die Armen und ließ Sklaven freikaufen. Besonders begeisterte er sich im Stile der Zeit für die Ideale des Mönchtums. So hat er das berühmte Columban-Kloster in Luxeuil besucht und in dem 631 von ihm gegründeten Kloster Solignac die Regeln des iroschottischen Abtes Columban eingeführt. 636/37 war Eligius Gesandter in der Bretagne und veranlasste den bretonischen Fürsten Judicael zur Unterwerfung.

Kunstwerke von Eligius

Eligius schmückte zahlreiche Gräber von Heiligen, deren Überreste er zum Teil selbst entdeckt hatte, mit Kunstwerken. Erhalten ist das eigenhändig geschaffene Kreuz von St. Denis.

Der Kelch von Chelles ist nur durch eine Abbildung bekannt. Von Eligius stammen auch Schmuckteile der Jadeschale des Abtes Suger von St. Denis. Auch am Sardonyx-Becher von St. Maurice d' Agaune sind Spuren des Heiligen Eligius überkommen.

Der Bischof

Im Jahre 639 verließ der einflussreiche Eligius zusammen mit seinem Freund Audoen den königlichen Hof und wurde Priester. Gewissermaßen nebenberuflich war er aber noch im Münzwesen tätig. Schon am 13. Mai 641 wurde er Bischof von Noyon. Seine Diözese umfasste außer Noyon Vermandois, Doornik, Kortrijk, Gent und Flandern. Unbeirrbar setzte er sich durch. Er führte ein heiligmäßiges Leben, das sich durch völlige asketische Anspruchslosigkeit auszeichnete. Er bewirtete an seiner Tafel täglich Arme. Der Bischof setzte sich für die Ausbreitung des christlichen Glaubens in seinem Bistum ein. Ungezählte Menschen, die praktisch noch Heiden waren, gewann er für das Christentum, besonders in Friesland. Er steht auch hinter Trienten, kleinen Goldmünzen, des St. Eloi-Klosters von Noyon. Der glaubensstarke Bischof predigte oft. Schlichte, sachliche, auf die Hauptsache zielende Homilien sind erhalten. Hier hat Eligius bereits ein Jahrtausend vor Luther die berühmte 1. These Luthers ausgesprochen: "Das ganze Christenleben muss in Buße, Umkehr, bestehen." Diese Buße nimmt der Herr an. Er schenkt die Gnade der Versöhnung und Rechtfertigung. Der Bischof achtete auf strenge Kirchenzucht. Am Gründonnerstag standen die Büßer, in rauhe Kutten gekleidet, an der linken Seite des Altars. Auf die Ansprache Eligius' hin verpflichteten sie sich unter Aufheben der Hände, die früheren Sünden in Zukunft zu meiden. Dann empfingen sie die Sündenvergebung durch bischöfliche Handauflegung. Eligius starb am 1. Dezember 660 und wurde in seiner Kathedrale beigesetzt.

Die Eligius-Quellen

Grundlage unserer Kenntnis des Lebens des Heiligen Eligius ist die Vita Eligii = M(igne) P(atrologia) S(eries) L(atina) Bd 87, S. 478 ff. Vita Eligii Episcopi Noviomagensis ed. Bruno Krusch = MGH SS. Rer. Merov. IV, 1902, S. 634-742. Sie stammt von Bischof Audoen von Rouen, dem Freund des Eligius. Aber sie ist in der Karolingerzeit von einem Mönch des Klosters St. Eloi in Noyon verfälschend überarbeitet worden. So ist die Vita mit Vorsicht zu benutzen. Und im 9. Jh. verfasste ein Dichter eine verkürzte Fassung des Lebensbildes, die nun gar keinen historischen Wert mehr hat. Neben der Vita gibt es Predigten des Münzerbischofs (MGH IV S. 751-761), einen wenig originellen Brief (MMG Epp. III, 206) und einige versprengte Nachrichten. Auch einige Autographen sind überkommen.

Der Eligius-Kult

Um sein Grab entwickelte sich ein Eligius-Kult. Sein Tag wurde der 1. Dezember. Es gab sogar Streit um seine Reliquien. Die blühende Wallfahrt nach Noyon führte zur Entstehung einer französischen Prosa-Vita des Heiligen (unediert, Lyon, Bibl. Mun. Ms 772). Als ehemaliger Goldschmied galt Eligius bald als Schutzheiliger der Goldschmiede. In dieser Eigenschaft erscheint er z.B. im Zunftbuch der Stockholmer Goldschmiede von 1501 (Stockholm, Kungl. Biblioteket Mscr. B 597). Weil er in seinem Erdenleben beruflich mit Geld zu tun hatte, wurde er bald auch der Patron der Geldbedürftigen: Patronus pecuniae indigentium. Im späteren Mittelalter erzählte man, dass Eligius einem störrischen Pferd, das er beschlagen sollte, den Huf abschnitt, diesen auf dem Amboss mit einem Hufeisen versah und dann dem Pferd den beschlagenen Huf wieder wunderhaft anfügte. So erkoren ihn auch die Hufschmiede zu ihrem Patron. Seine Attribute in der Kunst sind auch Grund dieser weit gefächerten "Zuständigkeit" Kelch, Hammer, Amboss, Zange und Pferdefuß. Doch kommen nie alle zugleich vor. Dabei tritt er sowohl in Laiengewandung als auch als Bischof auf.

In Lemgo-Lippe stiftete 1369 die Familie von Wend bei dem Johannistor ein Armenhaus St. Loyen, womit Eligius gemeint war. Dieses Armenhaus wurde im 16. Jh. als Provision St. Loyen in eine Versorgungsanstalt für bedürftige Frauen umgewandelt (Karl Meier-Lemgo, Geschichte der Stadt Lemgo, 2. Aufl., Lemgo 1962, S. 81). Im Jahre 1611 verbot Herzog Maximilian I. von Bayern den abergläubischen Brauch, das Bild des Heiligen Eligius ins Wasser zu werfen, um schönes Wetter zu erwirken (Heinrich Schauerte, Die volkstümliche Heilgenverehrung, Münster 1948, S. 135).

Heute wird am 1. Dezember in Flandern der Tag des Sunte Loy festlich begangen. Man gedachte auch seiner Bischofsweihe am 14. Mai und der Translatio, der Übertragung seiner Gebeine am 25. Juni. Bei Überlingen am Bodensee gibt es einen alljährlichen "Eulogiusritt", bei dem ein Pferdesegen erteilt wird. Die Stadt Bologna hat Eligius zu ihrem Schutzpatron erwählt. Von der Eligius-Verehrung zeugen viele Kirchenpatronate. So z.B. in Niedersachsen drei Eligius-Kirchen. In Essen gibt es eine Eligius-Höhe.

Eligius-Bilder

In vornehmer, mit Pelz verbrämter Laienkleidung erscheint Eligius auf dem Flügel eines Retabels aus dem Ende des 14. Jh. in der Barfüßerkirche zu Erfurt. Dieses ist die älteste, bisher bekannte Eligius-Darstellung. Auf Sandro Botticellis "Krönung Mariens" in Florenz steht auf blumiger, von Wasserarmen durchzogener Flur St. Eligius neben dem Evangelisten Johannes und den Kirchenvätern Augustin und Hieronymus.


Der sog. Bileam-Meister stellte Eligius in seiner Werkstatt dar.


Abb.1, links :  In Mailand findet man St. Eligius als Münzer in einem Glasfenster.
Abb.2, rechts :  Aus 1449 stammt der Heilige Eligius des Petrus Christophien. Hier verkauft er als Goldschmied mit Heiligenschein einem jugen Paar Trauringe nach Gewicht.


Abb.3, links :  ähnich wie vor.
Abb.4, rechts :  Wenn auf einer spätgotischen Holzfigur ein Bischof mit einem Hufeisen in der Hand erscheint, ist immer Eligius gemeint.

Um 1490 erscheint Eligius auf einem Altarflügel in der Stiftskirche St. Peter in Salzburg. Hier trägt er einen Pokal. Aus dem späten 15. Jh. stammt ein Glasgemälde des Heiligen in St. Jakob in Straubing. Aus der gleichen Zeit ist ein Gewölbeschlussstein in der Pfarrkirche zu Schuld Kr. Ahrweiler überkommen, auf dem Eligius im Messgewand rechts von einem Hufeisen und links von einem Amboss und einem Pferdefuss flankiert ist.

Schon von der Renaissance berührt ist die Tafel "Der Heilige Eligius in seiner Werkstatt", die Außenseite des Flügels eines Marienaltars, den die Berner Bruderschaft der Maler und Goldschmiede in Auftrag gab. Das prächtige Bild wurde 1515 von dem Berner Maler Niklaus Manuel Deutsch geschaffen. Hier ist Eligius als künstlerischer Virtuose im Sinne der Wiederbelebung der Antike dargestellt. (Gerhard Ulrich, Schätze deutscher Kunst, 1972, S. 212). Im Jahre 1523 entstand das Eligius darstellende Mittelbild des Altars der winzigen Schlosskapelle in Vaduz, Fürstentum Liechtenstein. Hier geht es um die wunderhafte Pferdebeschlags-Szene. Diese exorbitante Art der Behandlung störrischer Pferde soll ihn Christus selbst gelehrt haben, der in Gestalt des Gesellen, den Blasebalg tretend, danebensteht.

Noch 1735-1740 stellte man den hämmernden Bischof vollplastisch auf dem Goldschmiedegestühl in St. Nicolai in Stralsund dar. 1750 wurde dem Heiligen eine Statue in der Eligiuskapelle zu Kreßbronn in Württemberg gewidmet. Hier ist er in Arbeitskleidung dargestellt: Die Ärmel seines Hemdes sind aufgerollt. Die Hose liegt eng an und wird durch einen Lederschurz geschützt. Der Patron der Münzarbeiter ist auch auf venezianischen Münzgewichten dargestellt worden (Robert Göbl, Numismatik, München 1987, S. 230 f.). Als ich einmal die Münzstätte Brüssel besichtigte, sah ich bei den Münzarbeitern eine moderne Eligiusstatue aus Gips. Die Verehrung des Heiligen ist also auch bei Münzarbeitern noch nicht erloschen.

Eligius-Literatur
• Joseph Braun, Trachten und Attribute der Heiligen in der Deutschen Kunst, Stuttgart 1943, S. 204 f.
• Albert Hauck, Art. Eligius in Prot. Realencyklopädie, 3. Aufl., Bd. V, Leipzig 1898, S. 301
• Albert Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands I, Register
• A. Suhle, Wörterbuch der Münzkunde, 2. Aufl., Berlin 1970, S. 175
• M. Prou, Les monaies merovingiennes, Paris 1896, S. XLVIII f.
• Peter Berghaus, Der Heilige Eligius, Patron der Numismatik = Numismatisches Nachrichtenblatt 1968, S.356-360.
• A. Kuyle, Sint Eloy, Utrecht 1955; A. Hg, Bedeutung der Eligius-Legende für die Kunstgeschichte = Mitt. der Zentralkommission XIX, 1874
• K. von Elzdorf, Der hl. Eligius und die Typen seiner Darstellung, Phil. Diss., München 1956
• Artikel Eligius im Lexikon des Mittelalters III, München 2003, Sp. 1829 f.

Eligius-Medaillen

Der merowingische Münzmeister Eligius wurde im 20. Jh. der Schutzheilige auch der Münzensammler. Als 1963 der Verein der Münzfreunde für Westfalen sein 50. Jubiläum feierte, setzte die Medailleurin A. Blum-Paulmichl den Heiligen auf die Jubiläumsmedaille.


1973 gestaltete der französische Medailleur Maurice Pouillard eine prächtige Medaille auf Saint Eloi, die in der ehemaligen staatlichen Münze Paris an der Seine geprägt wurde, also in dem Gebiet, in dem einst der Münzmeister Eligius am Werk gewesen war. Diese Medaille bildet merowingische Münzen ab, die auf Eligius zurückgehen.


In Finnland schuf 1974 Raimo Heino zum 75. Jubiläum einer Goldwarenfabrik in Turku eine Medaille mit dem Schutzpatron der Goldschmieder und Münzer. Auf der Vorderseite hat Eligius einen Münzarbeiter in der Hand. Auf der Rückseite sieht man ein Spindelwerk mit einer Blech- oder Zainwalze. Darunter erscheint eine Halterung, in der der Prägestempel für die Vorderseite dieser Medaille zu sehen ist. Das hohe Relief dieser Medaille zeugt von der erheblichen Kraft der für die Prägung benutzten Spindelpresse.


In der französischen Stadt Clamecy besteht eine Confrerie de Saint Eloi, die schon 1832 gegründet worden ist. diese Bruderschaft unter dem Schutz des Heiligen der Goldschmiedekunst nimmt nur Menschen auf, die Metall verarbeiten, es verkaufen oder mit Münzen arbeiten. Zur 150-Jahrfeier dieser Bruderschaft, 1982, entstand ein Schmuckteller mit dem Bild des Bischofs und seinen Münzwerkzeugen.


Zum 10. Jubiliäum des 1977 von Dr. Gerd Frese, dem damaligen 1. Vorsitzenden des damaligen Verbandes der Deutschen Münzvereine, gestifteten Eligius-Preises, beschloss der Vorstand des Verbandes 1987 mit dem Preis fortan eine Bronzemedaille als Ehrengabe zu verbinden. Prof. Karl Burgeff aus Köln schuf die 270 g schwere Gussmedaille, deren Hauptseite den Zweck angibt. Auf der anderen Seite erscheint der Patron der Numismatiker bei einer Goldschmiedearbeit. Am linken Rand erkennt man die Mitra, die spitze Bischofsmütze. Rechts erscheint klein die Signatur des Künstlers. Diese Medaille wurde bis 1991 verliehen.


Die Münzensammler des ungarischen Komitats Baranya brachten den Münzmeister auf ihre Mitgliedsmedaille 1987, wobei die bekannte Münzerdarstellung von Bocherville (11. Jh.) als Vorlage gedient hat. In der linken Hand hält der Heilige den Oberstempei, in der rechten den Hammer. Der Unterstempel ist in den Amboss eingelassen. Auf dem Avers dieser Medaille erscheint das Wappen des Komitats, wie es 1694 von Kaiser Leopold I. verliehen worden ist: Auf einem Bastionsturm sieht man zwei Männer, die eine riesige Weintraube tragen. Diese Medaille wurde von dem Pécser Künstler János Török entworfen. Die Stempel schuf der Graveur Géza Szabó. Die Medaille wurde in Szeged geprägt.


In Kanada wurde 1989 eine Bruderschaft vom Heiligen Eligius gegründet. Daran erinnert eine wuchtige, 110 g schwere, von Claude Proulx geschaffene Zinnmedaille. Auf der Vorderseite erscheint der Kirchenfürst mit seinen Lebensdaten. Die Rückseite ist von der Darstellung eines Merowingischen Denars bestimmt. Die Inschrift lautet "Dagobertus Rex". Die Umschrift bezeichnet Eligius in mäßigem Latein als Schutzpatron des Münzwesens.

Siehe unter 'Heilige auf Münzen': St. Eligius.

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