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Handbuch der Polnischen Numismatik
von
Marian Gumowski
Graz 1960
hier Auszüge ohne Fußnoten und Referenzen, ohne Katalogteile

I. Münzgeschichte
  1. Vorrede
  2. Frühgeschichte
  3. Denarperiode
  4. Die Groschen-Periode
  5. Gulden-Periode
  6. Sigismund I. der Alte (1506-1548)
  7. Sigismund August (1545-1572)
  8. Stephan Báthory (1576-1586)
  9. Sigismund III. Wasa (1587-1632)
10. Wladislaus IV. (1632-1648)
...
18. Das 20. Jahrhundert



5. Die Gulden-Periode

a) CHARAKTERISTIK. Diese Periode umfasst die Jahrhunderte von 1500 bis zum heutigen Tage und wird "Gulden-Periode" genannt, weil der Gulden (zloty) die Münz- und Rechnungseinheit bildet. Er hat eine doppelte Bedeutung. Anfänglich besitzt er den gleichen Wert wie der goldene Dukaten, der auch "roter Gulden" genannt wurde und 30 Groschen wert war. Als aber der Dukaten im Kurse stieg und sich sein Wert zur Zeit König Stephans auf 90 Groschen und König Sigismunds III. auf 150 Groschen steigerte, blieb die alte Rechnungseinheit von 30 Groschen weiterhin als polnischer Gulden, aber nur als Rechnungsmünze bestehen. Man sprach nicht von 90 Groschen, sondern von 3 polnischen Gulden, nicht von 150 Groschen, sondern von 5 polnischen Gulden usw. Dies wurde in Zentral-Polen noch im XIX. Jahrhundert so gehandhabt. Die silbernen Guldenstücke, von denen jedes 30 Groschen wert war, wurden erst im Jahre 1663 unter Johann Kasimir geprägt. Zur Zeit des letzten Königs Stanislaus August wurden diese Silbergulden 30 Kupfergroschen oder den 4 Silbergroschen gleich gesetzt und erst um 1923 zur Zeit der 1. Republik mit 100 Groschen berechnet.

Andere frühere Münzsorten verloren immer mehr von ihrem alten Wert oder kommen gänzlich ausser Kurs. Im XVII. Jahrhundert verschwanden die Denare von der Bildfläche, zur Zeit Sigismunds III. wurden die Schillinge zu kleinsten Billonmünzen und zur Zeit Johann Kasimirs zu kupfernen Münzen. Wie der Dreier (Dreigroschenstück) zur Zeit Stanislaus Augusts, wurde auch der Groschen während der Regierung Augusts III. zur Kupfermünze. Nur die silbernen Taler und goldenen Dukaten behielten ihren inneren Wert, wurden aber dementsprechend immer teurer. Bis zur Zeit Stanislaus Augusts stieg ihr Preis und erreichte schliesslich die Höhe von 8 polnischen Gulden fUr einen Taler und 18 polnischen Gulden fUr einen Dukaten. Die ganze Periode ist erfüllt vom Kampf gegen die fremden, falschen Münzen; den grössten Schaden in dieser Hinsicht verursachten im XVI. Jahrhundert die Schweidnitzer, im XVII. Jahrhundert die schwedischen und im XVIII. Jahrhundert die preussischen Prägungen.

b) DIE QUELLEN UND MÜNZFUNDE dieser Periode sind ungemein zahlreich und reichhaltig. In den Archiven finden sich verschiedene Urkunden, Akten, Münzrechnungen, Landtagsbeschlüsse, Dekrete der Könige und Städte, welche die Münzsachen betreffen und für das Münzwesen von ausschlaggebender Bedeutung sind. Diese archivalischen Quellen sind nur zum geringsten Teile gesammelt und gedruckt und harren noch immer eines Bearbeiters. Zu den schon veröffentlichten gehören Teile der Münzrechnungen aus den Münzstätten von Wilna 1545-55, Lemberg 1663 und Warschau 1765-95. Die zweite Art der Quellen sind die Münzfunde, die als Folge der vielen Kriege dieser Zeit sehr zahlreich sind. In ihnen sind die polnischen Münzen in der Überzahl, jedoch sind sie in den nördlichen Provinzen mit schwedischen, russischen und preussischen Prägungen, in den Westprovinzen mit deutschen und in den südlichen Provinzen mit ungarischen, schlesischen und österreichischen Münzen vermengt. Die Münzschätze weisen Gold, Taler und Kleingeld auf. Bei den Goldschätzen haben die ungarischen und holländischen Dukaten die Mehrheit inne, bei den Talerfunden herrschen die spanischen und holländischen Taler vor. In den Kleingeldschätzen finden sich gewöhnlich eine Menge von Dreiern, Dreipölkern und Schillingen, wie auch falsche Münzen schwedischer und preussischer Herkunft.

c) Die Einteilung dieser Periode kann auf verschiedene Art durchgeführt werden. Die beiden Jagellonen-Herrscher im XVI. Jahrhundert, Sigismund I. und Sigismund August, lehnen sich im Hinblick auf den Münzfuss und die Münztypen eng aneinander an. Ähnlich bilden auch die Regierungszeiten der Könige Stephan und Sigismund III. in dieser Hinsicht bis 1601 eine Einheit. Anders gestaltet ist wiederum der Zeitraum vom Jahre 1601 bis 1654, denn damals herrschte der Taler und der Dukaten in grösserem Ausmasse vor als in anderen Zeiten. Die schwedischen und türkischen Kriege bis 1685 bewirken weitere Veränderungen des Münzwesens in Polen. In der nachfolgenden Zeit bis 1765 waren die polnischen Münzen zur Gänze stillgelegt, nur in Sachsen und in den preussischen Städten wurde polnisches Geld in reicher Auswahl geprägt. Unter diesen Gesichtspunkten war das Zeitalter der Regierung Stanislaus Augusts das letzte; es endete 1795 mit der Teilung des polnischen Staates. Aus praktischen Erwägungen heraus müssen wir diese Periode anders und zwar chronologisch einteilen und die Aufgliederung nach den Regierungen durchführen. Der König, der Schatzmeister und die MUnzpächter waren jetzt die massgebenden Persönlichkeiten geworden.



6. Sigismund I. der Alte (1506-1548)

a) CHARAKTERISTIK. Die Zeit der Regierung dieses Königs war für das polnische Münzwesen von besonderer Bedeutung. Er führte eine Münzunion mit den preussischen Ständen durch, auch war er der erste, der die Golddukaten und groben Silberstücke wie Dreier und Sechser schlagen liess und der erste, der die breiten Groschen in Polen und Litauen einführte. Seine Münzen tragen zum ersten Mal das Porträt des Königs im Renaissancestil und haben seit 1506 stets das Datum im Stempel. Öfter als vorher sehen wir jetzt auf den Münzen verschiedene Münzzeichen und Wappen der Schatzmeister, was in den Jahren der späteren Regierungen weiter entwickelt wurde. Fünf Münzanstalten waren unter diesem König in Betrieb: eine in Krakau für die Kronländer, eine in Wilna für Litauen, eine in Thorn für Preussen und noch zwei städtische in Danzig und Elbing. Dazu können noch die Glogauer Münze dieses Herrschers in Schlesien und die Königsberger des Herzogs Albrecht von Preussen gezählt werden, der 1525 in Krakau dem polnischen Herrscher seine Huldigung darbrachte und daher auch den polnischen Münzfuss annehmen musste.

b) DIE KRONMÜNZEN wurden nur in Krakau, wo seit 1507 die königliche Münzstätte rege tätig war, geprägt, welche von Kaspar Ber, einem Krakauer Bürger geleitet wurde. Er prägte bis 1511 nur Halbgroschen mit dem alten Münzfuss und auf die alte Art, doch wurden soviele Klagen laut, dass die Münzanstalt geschlossen werden musste. Durch den auf dem Landtag von Petrikau 1516 angenommenen Beschluss über die Münzreform legte man die Abschaffung der bisherigen Halbgroschen und die Prägung von Denaren, Ternaren und breiten Groschen fest. Im Jahre 1528 wurde beschlossen, die noch im Umlauf befindlichen falschen Schweidnitzer Halbgroschen einzuziehen und daraus Dreigroschen- und Sechs- groschenstücke zu schlagen. Bald wurde die ganze Münztätigkeit von Krakau, wo nur mehr Gold geprägt wurde, nach Thorn verlegt und dort zentralisiert. Nach 1535 wird die Tätigkeit der Krakauer Münze, die erst 1545 wieder eröffnet wurde, neuerlich auf zehn Jahre unterbrochen. Es werden jetzt viele Silbergroschen und Dreier und im Jahre 1548 eine kleine Anzahl von Dukaten geschlagen, die aus der Mitgift der jungen Königin Elisabeth von Österreich stammen und umgeprägt wurden. Der Tod des alten Königs unterbrach die Tätigkeit dieser Münze im Jahre 1548, so dass sie auf 50 Jahre still gelegt wurde. Das gewöhnliche Münzzeichen, das uns meistens auf den Dukaten entgegentritt, war der Buchstabe C (=Cracovia), dabei scheinen auch die Monogramme der Schatzmeister wie z. B. N= Nikolaus Szydlowiecki oder S= Spytak Tarnowski auf. Zuweilen treffen wir auch auf eine Sichel, das Wappen von L. Jost Decius, der durch den Landtagsbeschluss vom Jahre 1528 zum Oberaufseher der Krakauer Münze ernannt wurde.

c) Die königliche Münze der preussischen Länder befand sich in Thorn und war in den Jahren 1528-35 tätig. Sie wurde von König Sigismund mit der Absicht gegründet, eine Münzunion mit den preussischen Ständen herzustellen und den Münzfuss und die Münzrechnung der beiden Landesteile, der Krone und Preussens, einander anzugleichen. Die Sachverständigen und Advokaten in dieser Angelegenheit waren Jost Decius aus Krakau und der Astronom Nikolaus Kopernikus, die auch spezielle Memoranden dazu hinterliessen. Zu diesen in Thorn geprägten Münzen gehören Denare, Schillinge, Groschen, Dreigroschen, Sechsgroschenstücke und Dukaten. Die beiden letzteren sind mit TI bezeichnet, was Thorn und Jost Decius bedeutet, andere tragen das königliche Porträt oder Initialen und den preussischen Adler mit der bewaffneten Klaue. Decius hatte die Oberaufsicht über diese Münze inne, die technische Leitung jedoch lag in Händen Mathes Schillings aus Krakau, der zugleich ein hervorragender Medailleur war. Aus diesem Grunde gehören die Thorner Münzen dieser Jahre zu den schönsten Münzprodukten der Renaissance und zu den besten und wertvollsten in Preussen. Die Münze wurde trotzdem im Jahre 1535 wegen auftretender Schwierigkeiten und verschiedener Klagen seitens Herzog Alberts und der preussischen Städte Danzig und Elbing geschlossen.

d) DIE LITAUISCHEN MÜNZEN wurden während dieser Regierung in 2 Zeiträumen geprägt; zum ersten Mal in den Jahren 1508 bis 29 und zum zweiten Mal in den Jahren 1535 bis 36. Im ersten Zeitraum wurden nur Halbgroschen (in Schlesien nach dem polnischen pól = 1/2 = Pölchen genannt) geschlagen und die Münze in Wilna wurde nur aus dem Grunde eröffnet, weil der jüdische Schatzmeister Abraham Josefowicz dem König 1000 Silbermark zur Verfügung gestellt hatte. Zum Verwalter der Wilnaer Münze wurde Ulrich Hosius (Hose) aus Krakau berufen. Wie rege die Tätigkeit dieser Anstalt war, zeigen einige noch erhaltene Rechnungen, denen zufolge im Jahre 1508 in 6 Monaten 13.619 Mark Silber und in den Jahren 1513 und 1514 fast 46.046 Schock Groschen vermünzt wurden. Die geprägten Pölchen tragen wie gewöhnlich den Adler und Reiter und die Inschrift die zuerst mittelalterliche und später Renaissance-Lettern aufweisen. In den letzten Jahren und bei den letzten Emissionen lässt sich auch das Münzzeichen V (=Wilna) erkennen. Die Münze wurde zum zweiten mal im Jahre 1535 eröffnet und es wurde eine grössere Anzahl der breiten litauischen Groschen ausgegeben. Sie tragen dieselben Wappen, Adler und Reiter, im Stempel, wie auch die kleinen Buchstaben AFIMNS, die möglicherweise die Monate der einzelnen Emissionen bezeichnen. Diese Groschen sowie die Halbgroschen (Pölchen) waren um 1/5 besser als die Krakauer und die litauischen Stände hatten an dieser Besonderheit des Münzfusses festgehalten. Das war auch der Grund, warum Litauen sich weigerte der Münzunion mit Polen und Preussen beizutreten. Mit dem Jahre 1545, noch vor dem Ableben des Königs, begann hier die Herrschaft des neuen Königs Sigismund August.

e) DIE DANZINGER MÜNZEN. Zur Zeit der Regierung Sigismunds I. hat die Stadt Danzig auf Grund ihres Münzrechtes von 1457 dreimal

den Münzhammer erhoben. In den Jahren 1524 bis 1526, liess die Stadt unter Zustimmung der preussischen Stände nur Schillinge prägen, welche nach Art der Kasimir-Schillinge geschlagen sind und auf die Vorschläge des grossen Kopernikus eingehen. Sie fanden jedoch nicht die Zustimmung des Königs, der damals eine Münzunion Preussens mit Polen plante. Die Münze musste also schon 1526 wieder geschlossen werden. Das neue Geld stammte aus der königlichen Münze zu Thorn aus dem Jahre 1528. Dennoch musste Danzig im Jahre 1530 eine königliche Bewilligung zur Eröffnung der Münze und zur Prägung des neuen Geldes erhalten, jedoch unter der Bedingung, dass der Münzfuss in Danzig mit dem von Thorn und Krakau korrespondiere. Auf diese Weise begann in Danzig der zweite zehnjährige Münzbetrieb von 1530 bis 1540, in dem Denare, Schillinge, später Groschen, Dreier und Sechser und schliesslich auch Gold-Dukaten geprägt wurden. Sie wurden mit grossem Unwillen am königlichen Hofe angenommen, denn sie bewiesen, dass die königliche Münze in Thorn eigentlich unnötig war. Die Schliessung der Thorner Münze im Jahre 1535 ist eine Folgeerscheinung der Danziger Münzpolitik und führte dazu, dass der Münzdirektor von Thorn M. Schilling nach Danzig berufen wurde und seine Initialen M S nun auf den Danziger Denaren anzutreffen sind. Da er weiterhin seine Medailleurkunst ausübte, stellen seine Prägungen die schönsten der Danziger Reihe dar. Unter dem Druck der königlichen Befehlsgewalt musste Danzig auch diesmal seine Münze im Jahre 1540 schliessen. Nach sechs Jahren begann Danzig aufs neue zu münzen. Im Jahre 1546 verpachtete die Stadt ihre Münze an M. Fischer, der sich verpflichten musste, von jeder vermünzten Mark Silber 6 Groschen und von jeder Mark Gold 22 1/2 Groschen zu zahlen. Die Münzproduktion dauerte diesmal von 1546-1543 und man prägte Denare, Schillinge, Groschen, Dreier und Dukaten, die schöne Renaissance-Stempel haben. Als die Nachricht vom Tode des alten Königs nach Danzig kam, beschloss der Senat, die Münze nicht zu schliessen, sondern die Emissionen auf Denare und Schillinge, die nicht das königliche Brustbild tragen sollten, zu beschränken.

f) DIE ELBINGER MÜNZEN. Die Stadt Elbing wetteiferte jahrhundertelang auf den verschiedensten Gebieten mit Danzig, darunter auch auf dem Gebiete der Münzen. Gleichzeitig mit Danzig erhielt auch Elbing im Jahre 1530 die königliche Bewilligung, eigene Denare und Schillinge zu prägen, und errichtete daher die städtische Münze, wo nicht nur die erlaubten Münzsorten, sondern seit 1533 auch neue Groschen nach polnischem Münzfuss mit dem preussischem Adler und dem Stadtwappen geprägt wurden. Als 1535 der König seine Thorner Münzstätte schliessen liess, ging man in Elbing nach dem Vorbild Danzige daran, auch Drei- und Sechsgroschen zu prägen; ebenso versuchte man den bisherigen Thorner Münzmeister Jost Decius nach Elbing zu ziehen, um ihm die Münze zu verpachten. Das alles erweckte das Missfallen des Krakauer Hofes, es wurden Klagen der Stände laut und der König gab Edikte heraus, vor allem, weil die Elbinger Münzen nicht das königliche Brustbild trugen. Dennoch war die Elbinger Münze bis 1540 tätig und sie wurde erst geschlossen, nachdem auch in Danzig die Münze still gelegt worden war.



7. Sigismund August (1545-1572)

a) CHARAKTERISTIK. Die Regierung dieses Königs ist durch den gänzlichen Ausfall des Krongeldes und die Beschränkung der Emissionen auf litauische und städtische Münzen gekennzeichnet. Trotz der Schliessung der Krakauer Münze war die Münzunion der polnischen und litauischen Länder das Ziel der Münzpolitik Sigismund Augusts. Er gelangte nur langsam dazu, indem er in den litauischen Münzstätten Wilna und Tykocin drei verschiedenartige Münzsorten prägen liess. Die erste Sorte, Denare, Halbgroschen und Groschen wurden dem höherwertigen litauischen Münzfuss angeglichen, da sie für den Umlauf in Litauen bestimmt waren. Zu der zweiten Sorte gehörten die Groschen, die auf den polnischen Münzfuss abgestimmt waren und in den Kronländern in Umlauf gesetzt werden sollten. Die dritte Münzsorte umfasste die 2, 3, 4 und 6 Groschenstücke, die zum Umlauf in beiden Teilen des Staates bestimmt waren.

Diese Münzpolitik führte aber keineswegs zur Union, sondern rief Klagen hervor, die immer lauter wurden, je mehr die Bevölkerung für einen Dukaten zahlen musste. Es gingen jetzt schon 52 Groschen auf einen Dukaten. Dazu kam noch die in Kurs bleibende grosse Masse des falschen minderwertigen Geldes, vor allem der Schweidnitzer Pölchen, die eingezogen und umgeprägt werden sollten. Diese Regierungsperiode ist deshalb sehr wichtig, weil hier die Keime für die polnischen Taler und Goldportugaleser liegen und weil in dieser Zeit auch viele neue Münzsorten wie z. B. die Doppel- und Viergroschen. das kontrasignierte Geld usw. entstanden. Es kommt auch die ganz neue Gruppe der livländischen Münzen auf. In der Gruppe der städtischen Münzen scheinen neben den Danziger und Elbinger Münzen nach längerer Zeit wieder die von Fraustadt auf.

b) LlTAUISCHE MÜNZEN. Noch vor dem Ableben des Vaters wurde der junge Sigismund August als Grossfürst nach Wilna geschickt, um hier die Regierung zu übernehmen. Bald wurde hier die neue litauische Münzstätte eingerichtet und unter die Aufsicht des Hofschatzmeisters J. Lutomirski gestellt. Die aus Krakau berufenen Münzer und Arbeiter begannen schon im Jahre 1545 zu münzen. Es wurden damals Obole und Denare, Halbgroschen und Groschen, Dreier, Sechser und Dukaten geprägt. Sie haben litauische Wappen und sind, was den Münzfuss betrifft, um 1/5 besser als der polnische. Dieselbe Münzstätte prägte auch polnische Groschen nach dem Krakauer Münzfusse. Weil die Münze trotzdem kein genügendes Einkommen für den König bot, wurde sie 1555 einem jüdischen Unternehmer namens Feliks verpachtet, der bis 1562 diesen Posten innehatte. Seine Emissionen sind durch eine Fülle von Denaren und Halbgroschen und durch die Neuausgabe von Groschen und litauischen Dreiern gekennzeichnet.

Im Jahre ]562 kam die Wilnaer Münze wieder in die Hände des Königs, und wurde der Leitung des königlichen Sekretärs Gabriel Tarlo anvertraut. Auf den nächsten Prägungen der Dreigroschenstücke tritt uns an Stelle des königlichen Brustbildes das königliche Monogramm entgegen und auf den Groschen und Dreigroschen ist auch das Beil, das Wappen Tarlos, zu finden. Als sich darüber neuerlich Klagen erhoben, liess der König auf den Dreigroschenstücken die satirische Inschrift "Qui habitat in coelis irridebit eos" anbringen. Als im Jahre 1561 der livländische Krieg ausbrach, benötigte der König immer mehr Geld für seine Söldner. Als Folge dessen entstanden in der Wilnaer Münze Taler und Halbtaler zu 30 und 15 Groschen, neue Zwei- und Viergroschen, neue Doppeldenare und polnische und litauische Groschen. Ausserdem kamen grössere Summen in spanischen Talern zurück, die eine Teilrückgabe der Geldsummen, die von der Königin Bona dem König Philipp II. von Spanien leihweise überlassen worden waren, darstellen. Diese Taler wurden jetzt im Jahre 1564 in Wilna mit der königlichen Kontermarke gestempelt.

Im Jahre 1566 hat man anscheinend den litauischen Münzfuss zur Gänze aufgegeben und eine zweite Münzstätte in Tykocin gegründet. Administrator dieser Münze war Peter Myszkowski, der auch Gubernator (Woiwcide) von Krakau war; sein Wappen (Hufeisen) ist auf den Groschen und Halbgroschen zu sehen. Der Übergang zum polnischen Münzfuss und dessen Herabsetzung rief soviele Klagen hervor, dass der König die Münze schliessen liess. Auf dem Landtag von Lublin 1569 wurden neben der politischen auch die Münzunion Polens und Litauens beschlossen. Ein Doppeldenar vom Jahre 1570 und ein Dukaten von 1571 sind die letzten Prägungen dieses Königs.

c) DIE DANZIGER MÜNZEN wurden bis zum Jahre 1558 ohne Unterbrechung geprägt und zwar Denare und Schillinge, seit 1556 Groschen, seit 1557 auch Dreigroschen. In dieser Reihe finden sich künstlerisch gezeichnete Groschen mit dem königlichen Brustbild, die zu den schönsten gehören. In späterer Zeit stand die Münze still und nur einmal prägte sie probehalber Taler, die als Halbschocke galten und 30 litauische oder 37 1/2 polnische Groschen wert waren. Die zu einem solchen Taler gehörigen Stempel sind bis zum heutigen Tage erhalten. Andere spätere Prägungen der Danziger Münze sind unbekannt geblieben. Über die Danziger Münzen siehe Vossberg und Bahrfeldt a.a.O.-Die inneren Münzverhältnisse schildert J. Si m s 0 n, Geschichte der Stadt

d) STÄDTEMÜNZEN VON ELBING UND FRAUSTADT. Nach der sechsjährigen Unterbrechung der Tätigkeit der Elbinger Münze, gab der König im Jahre 1552 die Bewilligung zur Wiedereröffnung, jedoch unter der Bedingung, dass nur Denare geschlagen und in der Gesamtherstellung die Höhe von 6000 polnischen Gulden nicht überschritten werden dürfe. Die Stadt wagte nicht gegen diese Anordnungen zu verstossen und prägte in den Jahren 1552 bis 1557 nur kleine Denare mit dem Wappen des Landes und der Stadt. Grössere Münzsorten sind bis heute noch nicht bekannt.

Dasselbe kann von Fraustadt in Grosspolen gesagt werden, wo ebenfalls der Mangel an Kleingeld die Ursache war, dass sich die Stadt ihrer alten Münzrechte erinnerte und nach langjähriger Unterbrechung wieder zu münzen begann. Ihre seltenen Denare stammen aus den Jahren 1551 und 1562 und tragen im Stempel den polnischen Adler und das städtische Doppelkreuz. Sie deckten den Kleingeldbedarf für lange Zeit.

e) DIE LlVLÄNDlSCHEN MÜNZEN. Da der Krieg mit Schweden und Russland um die livländische Provinz hauptsächlich mit Söldern geführt wurde, brauchte man viel Geld. Nachdem der Krieg glücklich zu Ende geführt worden war, war es notwendig den Sold auszuzahlen, den man auf 400.000 Gulden berechnet hatte. Der König erhielt dieses Geld von zwei Bankhäusern und zwar von Iberfeldt und Hincza, musste ihnen aber die Bewilligung geben eine eigene Münzstätte in Livland zu gründen und 20800 Silbermark in Taler umzuprägen. Im Jahre 1571 erhielten die genannten Unternehmen ein neues Privileg, die frühere Summe in Silber um weitere 6000 Mark zu vermehren und livländisches Kleingeld zu schlagen. Auf Grund dieser Urkunden hat die erwähnte Handelskompanie im Schlosse Dahlholm bei Riga ihre Münzstätte eingerichtet, in der verschiedene livländische Münzsorten geprägt wurden. Diese hatten zwar polnischen Charakter, jedoch einheimischen Münzfuss. Den polnischen Charakter können wir im polnischen und litauischen Wappen erkennen, was zu bedeuten hat, dass die Provinz zu gleichen Teilen zu Polen wie zu Litauen gehörte. Letzteres sehen wir in den deutschen Benennungen der Spezies, welche den livländischen und somit den eigenen Münzfuss verraten. Es sind dies Schillinge, Vierlinge, Halbmark und Mark aus den Jahren 1572 und 1573. Im Umlauf galt die livländische Mark ebensoviel wie die litauischen Sechser, die Halbmark gleichviel wie die Dreier und Schillinge; da sie minderwertigeres Silber enthielten wurden sie nur auf 1/6 des Groschenwertes geschätzt. Bald nach dem Tode des Königs wurde jedoch auch diese livländische Münze geschlossen.

f) HEINRICH III. VON VALOIS (1573-74-89) wurde 1573 zum polnischen König gekrönt und eröffnete trotz seines Versprechens keine Münzstätte, so dass wir kein unter seinem Namen geprägtes Geld in Polen haben. Auch die Danzige rDenare und Schillinge aus dem Jahre 1573 tragen den Namen eines anonymen Sigismund in ihren Stempeln, der Name Heinrichs aber scheint auf ihnen nicht auf. Es mag nun sein, dass die oben erwähnten livländischen Münzen aus dem Jahre 1573 schon zur Zeit dieser Regierung herausgegeben wurden, doch tragen sie nicht den Namen eines Herrschers. Seit 1574 regierte Heinrich in Frankreich, wo nicht weniger als 13 Münzstätten tätig waren, die unter seinem Namen verschiedene goldene, silberne und bronzene Sorten emittierten. Sie gehören zur französischen Numismatik, führen aber alle in der Inschrift den polnischen Titel REX POLONIE. Die Münzen können durch Buchstaben unterschieden werden, denn es zeichneten Paris mit A, Rouen mit B, St. Lô mit C, Lyon mit D, Angers mit F, Poitiers mit G, Bordeaux mit K, Bayonne mit L, Toulouse mit M, Dijon mit P, Orléans mit R, Nantes mit T, Grenoble mit Z. Die goldenen Écus d'or haben die in Frankreich übliche Aufschrift "Christus vincit, Christus regnat, Christus imperat". Die Silbermünzen heissen Écus oder Taler, 1/2 Ècu oder Franken, 1/4 Écu oder Testons, Douzaines und Liards. Kupfer wurde zu Double Tournois und Denier Tournois vermünzt. Die grösseren Silbermünzen tragen die Inschrift "Sit nomen Domini benedictum". Die französischen Taler in Polen, die Skuden oder Koronaten genannt wurden, hatten laut einer Verordnung vom Jahre ]573 einen Wert von 50 polnischen Groschen.



8. Stephan Báthory (1576-1586)

a) CHARAKTERISTIK. Im polnischen Münzwesen zählt die Regierungszeit des Königs zu den wichtigsten. Jetzt endlich gelang es auch die Münzunion aller polnischen und litauischen Provinzen, die auf dem Landtag von Lublin 1569 beschlossen worden war, durchzuführen. Nunmehr wurden auch die Muster der Münzstempel klar festgelegt, die das ganze XVII. Jahrhundert in Verwendung blieben. Die allgemeine Zeichnung des Talers, Sechsers, Dreiers und des Schillings blieben auch während der folgenden Regierungen unverändert. Auch der 1578 eingeführte und 1580 ein wenig modifizierte Münzfuss wurde bis 1601 und teilweise bis 1627 beibehalten. In dieser Zeit entstanden ganz neue Münzstätten wie in Posen, Olkusz, Marienburg und Riga, die zu den fruchtbarsten zählen. Auch wurde beschlossen, dass auf den Münzen der beiden Landesteile von jetzt ab beide Wappen, der polnische Adler und der litauische Reiter geführt werden sollten, der Schatzmeister aber sollte als der oberste Leiter der Münze jede Emission mit seinem Wappen versehen. Er musste selbst mit den Münzmeistern verhandeln, die gleichzeitig als Münzunternehmer in Erscheinung treten und verpflichtet waren von jeder vermünzten Mark Silber eine bestimmte Summe (20 Groschen) zu zahlen. Die Münzmeister hatten aber freie Hand bei der Auswahl der Arbeiter und Münzer; beim Einkauf der Metalle und in der Summe des auszuprägenden Geldes. Infolgedessen gingen die Münzmeister und zuweilen auch die Probierer und Münzeisenschneider daran, ihre Wappen, Zeichen und Monogramme im Münzstempel zu führen. Als Helfer für die Kontrolle hatte der Schatzmeister in Polen den Krakauer, in Litauen den Wilnaer Woiwoden zur Seite.

b) MÜNZVERORDNUNGEN. Bald nach seinem Regierungsantritt gab der König alles die Münze Betreffende in die Hände des R. Leszczynski und in der Bestimmung vom 24. IV. 1578 wurde eine neue Münzordnung veröffentlicht. Es sollten aus einer Mark vierzehnlötigen Silbers, 7 Taler geprägt werden, die zum Preise von 35 Groschen im Handel waren, daneben gab es Dreigroschen und Schillinge, die im entsprechenden Verhältnis standen; ausserdem sollte jeder Münzmeister 20 Groschen von jeder auf diese Weise vermünzten Mark zahlen. Leszczynski hatte zu diesem Zweck die Stadt Olkusz bei Krakau, wo sich Silbergruben befanden, ausgewählt und eine Münzstätte eingerichtet, musste aber unter dem Druck der Stände diesen Posten aufgeben und den Schatzmeister J. Rokossowski an seine Stelle kommen lassen. Auch die neue Verordnung vom 5.1.1580 hat zu kleinen Veränderungen im Münzfuss geführt; denn es waren für Taler 13 1/2 lötiges Silber, für Groschen und Halbgroschen 5 3/5, für Schillinge 2 3/5 und für Denare 1 1/2 lötiges Silber vorgeschrieben. Das Wappen des Schatzmeisters sollte als Garantiezeichen auf jede Münze gesetzt werden. Rokossowski starb schon im Jahre 1581, sein Nachfolger J. Dulski hielt sich noch bis zu Ende dieser Regierung an die genannten Verordnungen. In Krakau wurde nicht mehr gemünzt, dagegen wurde Olkusz zur ersten Münze der Kronländer und die Wilnaer zur ersten für Litauen. Im Jahre 1584 kamen noch die Kronrnünzen in Posen und Marienburg hinzu. Von den städtischen Münzen arbeiteten damals nur Danzig und Riga.

c) DIE KRONMÜNZE IN OLKUSZ war bis 1584 die einzige in den Kronländern und später die einzige in Kleinpolen. Sie wurde im Jahre 1578 eröffnet und stand unter der Obhut des R. Leszczynski, dessen Wappen (Ochsenhaupt) auf den Talern von 1578 und 1580 zu sehen ist. Im Jahre 1580 kam der Schatzmeister J. Rokossowski an seine Stelle, dessen Wappen (Fisch) auf verschiedenen olkuscher Münzen aufscheint. Auch sein Gehilfe Peter Zborowski, Woiwode von Krakau, liess sein Wappen (Hufeisen) auf einigen Sorten des Jahres 1580 anbringen. Seit 1581 kommt das Wappen des neuen Schatzmeisters Johann Dulski auf alle Münzen. Es sind dies Schillinge, Groschen, Dreigroschen, halbe und ganze Taler, die zuweilen auch die Münzmeisterinitialen tragen wie GH und NH. Der Träger des ersten Monogramms ist noch unbekannt, der zweite aus den Jahren 1585 und 1586 stellt sich als Nikolaus Hevel oder Hevelius vor. Es kamen noch andere Mllnzsachverständige nach Olkusz, doch von diesen ist der Probierer Kasper Rytkier allein bekannt geblieben. Er wurde später nämlich zum Generalprobierer der polnischen Münzen ernannt.

d) DIE KRONMÜNZE IN POSEN war seit 1584 für Grosspolen tätig und war ebenfalls dem Schatzmeister Dulski unterstellt. Sie prägte zuerst nur Schillinge und Dreigroschen und erhielt erst im Jahre 1586 die königliche Bewilligung zur Prägung von Gold-Dukaten. Pächter und technischer Leiter dieser Münze war Dietrich Busch aus Braunschweig, der seine Emissionen mit zwei gekreuzten Zainhaken bezeichnete. Er hat diese Münze in der Hundegasse (heute Schulgasse) zu Posen eingerichtet und verschiedene Münzer und Angestellte herangezogen, unter denen der Probierer H. Schröder hervorzuheben ist. Von dieser Zeit an nahm die Posener Münzanstalt bis zum Jahre 1601 einen immer mächtigeren Aufschwung und in der darauffolgenden Regierung die erste Stelle in den Kronländern ein.

e) DIE KRONMÜNZE IN DER MARIENBURG. Die aus der Danziger Geschichte bekannten Brüder Hans und Kaspar Goebel, auch Gobelius genannt, die sich durch die Erfindung der neuen Walzen-Prägemaschinen grosse Verdienste erwarben, erhielten 1578 vom König die Erlaubnis eine Münzstätte zu gründen und darin ihre Maschinen auszuprobieren. Sie errichteten erst 1584 mit Einverständnis des Schatzmeisters eine Münze in der Marienburg, um hier Münzen für die preussischen Länder zu schlagen. Es waren dies Schillinge, Groschen, Dreigroschen und Dukaten, die in den Jahren 1584 und 1585 geprägt und herausgegeben wurden, Sie trugen aber weder den Reiter noch das königliche Brustbild, sondern nur den Adler, und führten neben dem Schatzmeisterwappen auch das Zeichen Δ des Münzunternehmers Hans Goebel. Das Fehlen des litauischen Reiters war anscheinend ein grundlegender Fehler, der die Ursache für die Schliessung der MUnze im Jahre 1585 war.

f) DIE MÜNZE IN NAGYBÁNYA. Aus den Jahren 1585 und 1586 sind mehrere polnische Taler und Dukaten bekannt, welche zwar zu den Kronmünzen zählen, aber nicht in Polen, sondern in der ungarischen Münzstätte zu Nagybánya geprägt worden sind und daher als Münzzeichen die Buchstaben NB tragen. Felix von Herberstein, der Oberleiter dieser Münze, der sonst nur kaiserlich-ungarisches Geld für Ungarn prägte, übernahm ausnahmsweise den Auftrag des polnischen Königs, eine bestimmte Summe Silber und Gold zu vermünzen. In der Zeichnung tragen die Taler polnisehen Charakter, sind jedoch in der Technik anders, während die Dukaten den ungarischen Typus verraten, denn sie tragen ein Madonnenbild und das Bild des hl. Ladislaus wie die alten Goldstücke König Stephans, als er noch siebenbürgischer Fürst war, also vor dem Jahre 1576.

g) DIE LITAUISCHEN MÜNZEN wurden seit 1578 in Wilna geschlagen aber erstmalig nach dem Münzfuss des Krongeldes und mit dem Wappen der litauischen Schatzmeister bezeichnet. Es amtierten damals drei Schatzmeister: a) Laurenz Woyna bis 1580, b) Johann Hlebowicz bis 1585 und c) Theodor Tyszkiewicz bis 1590. Nur der erste unterzeichnete sich auf seinen Münzemissionen nicht, die beiden anderen kennzeichneten ihre Münzen mit ihren Wappen. Ausserdem finden wir auch das Wappen (Pfeil) des litauischen Vizekanzlers Leo Sapieha auf den Wilnaer Prägungen der Zeit zwischen 1585 und 1586, in der er nach dem Tode von Hlebowicz die Oberaufsicht über die MUnze innehatte. Es wurden hier alle Münzsorten geprägt, angefangen vom Denar bis zum Taler und Portugaleser . Als besonderes Münzzeichen führte man eine Rute mit drei Blättern; als Münzpächter sind J. Abramowicz 1581, Stan. Sabinus, Stadtrichter von Wilna 1583, und die bisher unbekannten Träger der Initialen PW und DW, genannt. Münzeisenschneider und vielleicht auch Münzmeister war der unbekannt gebliebene Inhaber des Monogramms PP. Die Münzen tragen schon regelmässig den polnischen Adler und polnische Titel des Königs im Stempel.

h) DIE DANZIGER PRÄGUNGEN dieser Regierungsperiode zerfallen in zwei Gruppen: die Belagerungsmünzen von 1577 und die späteren Prägungen aus den Jahren 1578-86.

Da Danzig den neuerwählten König nicht anerkennen wollte, brach ein erbitterter Krieg darüber aus und Danzig geriet in den Belagerungszustand. Als Folgeerscheinung davon entstand eine neue Serie von Belagerungsmünzen. Statt des königlichen Brustbildes tragen diese Münzen das Brustbild Christi, das Wappen der Stadt und die Devise "Defende nos Christe Salvator". Bekannt sind Schillinge, Groschen, Halbtaler, Taler und Dukaten, die von zwei Unternehmern in der. städtischen Münze geschlagen wurden. Der erste war Kaspar Goebel, der zugleich demagogische und politische Tätigkeit entwickelte und auch mit der dänischen Regierung wegen der Übergabe der Stadt verhandelte. Nachdem sein in der Münze getriebener Missbrauch aufgedeckt worden war, wurde er verhaftet und Walther Talleman aus Lübeck an seine Stelle gesetzt. Die Prägung der Silberrnünzen wurde an Talleman die der Goldmünze an den Italiener Graziano Gonzalo verpachtet. In den letzten Monaten des Krieges prägte Talleman Groschen, halbe und ganze Taler auf die gleiche Art wie sein Vorgänger und kennzeichnete sie mit einer Taube, die sein Zeichen darstellte. Gonzalo dagegen gab nur Dukaten heraus. Nach der Beendigung der Belagerung und dem Friedensschluss mit dem König war der gedemütigte Danziger Senat gezwungen, seine Belagerungsmünzen verrufen zu lassen und sich weiters auch dem Münzfuss des Krongeldes anzuschliessen.

Die zweite Gruppe der Danziger Münzen besteht aus den Prägungen, die in den Jahren 1578-86 nach dem Krieg geschlagen wurden, Die städtische Münze stand unter der Leitung der Brüder Goebel, die auch beim König in hoher Gunst standen. Sie prägten Denare, Groschen, Dreigroschen und Dukaten, die natürlich schon mit dem königlichen Brustbild versehen sind. Im Jahre 1580 wurden die Brüder Goebel ihres Postens enthoben und die Münze an Philipp Klüwer in Pacht gegeben, der aus einer alteingesessenen Danziger Familie stammte. Klüwer ist in Danzig der erste, der neben dem kleinen Geld auch grössere Goldstücke, sogenannte Donative, prägte. Es entwickelte sich daraus eine besondere Spezies, die halb Münzen und halb Medaillen und für Geschenkszwecke bestimmt waren. Immer tragen sie sowohl im königlichen Brustbild wie im städtischen Wappen den feinen Schnitt des Stempels und stets dieselbe Inschrift "Ex auro solido Civitas Gedanensis fieri fecit". Im späteren XVII. Jahrhundert wurden diese Donative in grossen Mengen herausgegeben.

i) DIE RIGAER PRÄGUNGEN. Als Livland im Jahre 1561 dem polnischen König huldigte, bewahrte die Stadt Riga trotzdem noch 20 Jahre lang ihre Selbständigkeit und prägte Ferdinge, Halbmark und Taler nach dem alten livländischen Münzfuss und auf die selbe Art wie es früher gehandhabt worden war. Als die Stadt Riga jedoch im Jahre 1581 König Stephan anerkennen musste, erhielt sie zwar das Münzrecht wieder, aber unter der Bedingung, nach polnischer Art und polnischem Münzfuss weiter zu prägen. Diesem Umstand ist es auch zuzuschreiben, dass sich in der Münze von Riga eine rege Tätigkeit entwickelte und dass eine stattliche Anzahl von Schillingen, Groschen, Dreigroschen und Dukaten mit dem königlichen Brustbild und dem städtisehen Wappen geprägt wurde. Auch grosse goldene Portugaleser wurden damals ausgegeben. Der Pächter dieser Münze war Herman Wulf, der seine Initialen HW oder die Lilie als sein Zeichen auf vielen Stempeln führte. Seit dieser Zeit bis 1621 prägte die Stadt Riga ihre Münzen ohne Unterbrechung, bis zur Einnahme durch die Schweden.



9. Sigismund III. Wasa (1587-1632)

a) CHARAKTERISTIK. Die lange Regierungsdauer dieses Königs findet ihren Niederschlag in einer grossen Zahl von Verordnungen und Münzakten sowie einer vorher unbekannten Anzahl von Münzstätten, ebenso blieben viele Münzsorten und eine ungeheure Geldmenge erhalten. Charakteristisch ist der Goldreichtum dieser Zeit, es wurden viele Taler und gröbere Münzsorten, aber auch grosse Reihen kleinen Geldes geprägt. Wir treffen in diesem Zeitraum auf verschiedene ökonomische Theorien, die einander bekämpfen. In dem Beschluss des polnischen Landtages, der die Ausfuhr der Münzen verbot, überwog die merkantilistische Politik. Anders gestaltet ist die Politik des königlichen Hofes, die nach dem grössten Münzeinkommen strebt. Demgegenüber steht die Münzpolitik der privilegierten preussischen Städte, die eine weitgehende Freiheit für ihre Münze haben wollten. Im Vordergrund aber standen die Eigeninteressen der verschiedenen Münzpächter, welche aus ihren Unternehmen den grösstmöglichen Gewinn zu ziehen versuchten.

Eine grosse Rolle spielten damals auch fremde Münzsorten, die, wenn sie das polnische Geld nachahmten, als falsch betrachtet wurden, jedoch in grossen Mengen ins Land flossen. Sie kamen in beträchtlicher Anzahl aus Schlesien und Deutschland; den grössten Schaden in wirtschaftlicher Hinsicht richteten jedoch die schwedischen Prägungen in Elbing und Riga an. Das war auch die Ursache dafür, dass die Preise für Taler und Dukaten immer höher stiegen und die Münzanstalten zweimal (1601 und 1627) geschlossen werden mussten. Die Münzprägung, die sich in den ersten Jahren dieser Regierung so grossartig entfaltet hatte, musste gegen deren Ende auf die Prägung von Dukaten und Talern beschränkt werden.

b) DIE EINZELNEN ZEITABSCHNITTE. Die 46 jährige Regierungsperiode Sigismunds III. war im Münzwesen uneinheitlich und kann in mehrere Abschnitte gegliedert werden. Der erste Zeitraum dauert bis 1608 und fällt mit der Amtsperiode des Schatzmeisters Firlej zusammen. Er ist gekennzeichnet durch die Vorherrschaft der Dreigroschen, die die Hauptmünze dieser Zeit darstellen. Es wurden auch viele Schillinge und Groschen herausgegeben, dagegen wenig Taler und Dukaten. Der zweite Zeitraum dauerte von 1608 bis 1621 und war bemerkenswert durch die Schliessung fast aller Kronmünzanstalten. Doch blieben noch die Münzstätten von Bromberg, Wilna und Danzig, wo sehr viel geprägt wurde und neue Münz sorten entstanden und zwar. Dreipölker in Bromberg, Goldmünzen in Wilna und Orte (Vierteltaler) in Danzig. Die dritte Zeitspanne umfasst die Jahre 1621 bis 1627 und hat wieder ein ganz anderes Aussehen. Hauptherstellungsstätte wurde jetzt die Bromberger Münze, in der grosse Mengen von Dreigroschen und Orten geprägt wurden. Gleichzeitig traten auch die schwedischen Fälschungen aus Elbing und Riga auf, die das ganze Land überschwemmten und für die Bevölkerung von grossem Schaden waren. Sie waren auch die Ursache für das Verbot des Weiterprägens von Kleingeld. Den vierten und letzten Zeitraum bilden die Jahre 1627-1633, in denen nur Taler und Gold geprägt wurde. Eine Ausnahme stellt die Privatmünze zu Lobsenz dar, die ausserdem noch kleine Ternare herausgab.

c) DER MÜNZFUSS. Anfänglich war dieVerordnung König Stephans aus dem Jahre 1580 massgebend, laut der 82 Dreigroschenstücke aus einer Mark 14 lötigen Silbers und die anderen Sorten in entsprechendem Verhältnis geprägt werden sollten. Sowohl aus den Beschlüssen des Landtags wie auch aus den Verordnungen des Königs ist ersichtlich, dass man bestrebt war, diesen Münzfuss beizubehalten. Die Teuerung des Silbers aber zwang die Unternehmer, den Münzfuss 1598 zu senken und 83 bis 84 Dreigroschen aus einer Silbermark zu prägen. 1604 gestattete eine spezielle Landtagskommission den Münzfuss noch weiter zu verschlechtern, so dass 90⅓ Dreigroschenstücke aus einer Mark geschlagen wurden. Ebenso gestattete sie, billigeres 13½ lötiges Silber zu verwenden. Die anderen kleineren Münzsorten wurden noch schwächer ausgemünzt, so dass im Jahre 1613 zuerst die preussischen Stände und 1614 auch der König beschlossen, die Schillinge aus dem Umlauf zu ziehen.

Im Jahre 1614 begann man in Bromberg grosse Massen von Dreipölkern zu prägen, die zu 128 Stücken aus einer Mark geschlagen wurden und nur 7½ lötiges Silber aufweisen. 1616 wurde beschlossen, 18 Groschen oder 31 Stück Orte aus 13 lötigem Silber herauszugeben. Es geschah dies nach Danziger Vorbild; doch waren die Danziger Münzen besser, denn dort gingen 29 Stück auf die Mark und sie enthielten 14 lötiges Silber. Doch konnte auch dieser Münzfuss nicht lange gehalten werden. Schon 1619 wurden die Dreipölker in einer Anzahl von 164 aus 6½ lötigem Silber geprägt und der Silbergehalt der Orte bis auf 11 Lot gesenkt. Dieser Stand der Dinge wurde auch 1623 von der Regierungskommission bestätigt; ausserdem wurde beschlossen neue Sechsgroschenstücke zu prägen, welche zu 50 Stück aus einer 7½ lötigen Silbermark gingen. Auch plante man einen Münzfuss für Schillinge, Groschen und Dreigroschen. Die Folge davon war, dass alle Münzunternehmer altes gutes Geld aus dem Umlauf zu ziehen und umzuprägen begannen und in den schwedischen Münzanstalten von Riga und Elbing immer minderwertigere Münzsorten entstanden. Die Münzverhältnisse standen schliesslich so schlecht, dass der Landtag von 1627 jede weitere Produktion von Kleingeld verbot und nur die Prägung von Talern in gutem 14 lötigen Silber und von Gold gestattete. Die Münzkommission hatte 1631 zwar verschiedene Münzreformen und Regelungen der Münzverhältnisse vorgeschlagen, aber sie wurden vom Landtag nicht angenommen.

d) MÜNZPREISE. Die einzigen Münzsorten, deren innerer Wert immer gleich blieb, waren die Taler und Dukaten, die denselben Münzfuss während der einzelnen Regierungen beibehielten. Nachdem die fremden Taler und Dukaten denselben Münzfuss besassen, waren auch sie für den Umlauf zugelassen. Zu Anfang der Regierung Sigismunds III. zahlte man für einen Dukaten 56 und für einen Taler 36 Groschen, wobei es gleichgültig war, ob er einen polnischen oder einen ausländischen Stempel trug. Weil aber diese Groschen und verschiedene kleine Geldsorten immer schlechter wurden und jede weitere Verordnung ihren Wert herabsetzte, so erhöhten sich die Preise der groben Stücke immer mehr. 1609 schon kostete ein Dukaten 69 Groschen und ein Taler 40 Groschen; diese Preise fanden die Zustimmung der preussischen Stände. Ein Landtagsbeschluss von 1611 bestätigte den Preis von 70 Groschen für einen Dukaten und im Jahre 1616 von 75 Groschen, um jeder weiteren Erhöhung Einhalt zu gebieten, jedoch vergebens. Die königlichen Verordnungen sprechen in den Jahren 1621, 22 und 23 von einem Preis von 4 polnischen Gulden (=120 Groschen) für einen Dukaten, und 75 Groschen (=2½ Gulden) für einen Taler, trotzdem war ein weiteres Festhalten an diesen Preisen nicht möglich. Der Grund hiefür lag bei den Groschen, Dreipölkern und Dreigroschen, die in diesen Jahren immer schlechter wurden.

Die in den Verordnungen festgesetzten Preise entsprachen auch nicht dem Handeiskurs, der immer grösser zu werden begann. Für einen Taler bezahlte man im Handel schon 80, 85 und zuweilen auch 90 Groschen statt 75 Groschen. Diese Erscheinung beruhte nicht nur auf der Verschlechterung des Kleingeldes sondern auch auf der Erhöhung des Verhältnisses zwischen Gold und Silber, sowie auf der beträchtlichen Zufuhr beider Metalle aus Amerika. Dieses Verhältnis stand im Mittelalter in Polen 1:10, änderte sich aber infolge dieses Zuflusses und stand nunmehr 1:15. In Polen vollzog sich dies jedoch ein halbes Jahrhundert später als in den anderen, westlichen Staaten Europas.

e) DIE KRONMÜNZEN, die für die Kronländer bestimmt waren, wurden anfangs in zwei Münzanstalten und zwar in Olkusz und Posen geschlagen, in späteren Jahren kamen Bromberg, Fraustadt, Marienburg, Lublin und Krakau hinzu. Jede davon kann auf ihre eigene Geschichte zurückblicken und brachte auch besondere Reihen von Münzsorten hervor. Alle unterstanden dem Amt des Kronschatzmeisters. Dieses Amt hatten J. Dulski bis 1590, Johann Firlej bis 1609, Balthasar Stanislawski bis 1615, Stanislaus Warszycki bis 1616, Nikolaus Danilowicz bis 1624 und Hermolaus Ligenza bis 1632 inne. Ihre Wappen finden sich nunmehr auf allen Münzstempeln, um zu beweisen, dass die Schatzmeister die Oberaufsicht über die gesamten Prägungen hatten und auch für die unter ihnen geprägten Münzen verantwortlich waren. Ihnen oblag die Gründung neuer Münzstätten, die Verhandlungen über die Aufnahme von Pächtern und Münzmeistern, sowie die Rechnungs- und Quittungsprüfungen. Die Schatzmeister hatten für eine oder mehrere Münzstätten zuweilen Superintendanten oder Inspektoren unter sich, die darauf zu achten hatten, dass die Interessen des Königs nicht geschädigt würden. Die Münzunternehmer oder Pächter mussten pünktlich die aus der Menge der vermünzten Mark Silber oder Gold berechnete Summe an die königliche Schatzkammer zahlen. Die Pächter hatten die Erlaubnis, Personal nach eigenem Gutdünken heranzuziehen, Rohmetall zu kaufen und nach Belieben zu prägen, immer jedoch nach dem vorgeschriebenen Münzfusse. Bald wurde es zur Gewohnheit, dass nicht nur der Schatzmeister, sondern auch der Münzpächter, zuweilen auch der Probierer sowie der Inspektor eigene Wappen oder Zeichen in den Münzstempeln führten. Ihre Bemühungen liefen darauf hinaus, persönlich den grössten Nutzen und Gewinn aus der Münze zu ziehen und womöglich mehrere Münzstätten zu pachten. Der grösste Unternehmer unter ihnen war J. Jacobson von Emden, der alle königlichen Münzstätten in seinen Händen zu vereinigen wusste. Das Versehen der Münzen mit verschiedenen Münzmeisterzeichen wurde im Jahre 1598 eingeschränkt und nur die Buchstaben der Münzstadt zugelassen.

f) DIE MÜNZE IN OLKUSZ wurde noch zur Zeit König Stephans gegründet und arbeitete vor allem für die kleinpolnischen Länder. Sie stand unter der Leitung Nik. Hevels und seit 1592 Kaspar Rytkiers der bei verschiedenen Münzverhandlungen dieser Zeit eine wichtige Rolle spielte. Er war sehr viel in der Münze von Lublin beschäftigt und wurde im Jahre 1599 zum königlichen Generalprobierer ernannt. Unter Hevel arbeitete in Ölkusz auch Rudolph Lehmann, der 1594 nach Posen übersiedelte und ein ausgezeichneter Medailleur und Eisenschneider war, und Chr. Natschmidt, der nach Rytkier Pächter wurde. Die hiesige Produktion umfasste Schillinge, Groschen, vor allem grosse Mengen von Dreigroschen, sowie die Krönungs- und Gedenktaler. Die meisten Münzzeichen finden sich auf den Groschen und Schillingen aus den Jahren 1592 und 1593, doch konnten manche davon noch nicht gedeutet werden. In den Jahren 1600 und 1601 tragen die olkuscher Dreigroschen den Buchstaben I (=Ilcusia). 1601 wurde die Münzstätte für immer geschlossen.

g) DIE MÜNZE IN POSEN war bis 1601 tätig und die Hauptmünzstätte für Grosspolen. Als Superintendant stand hier dem Schatzmeister Johann Skrzetuski zur Seite, Pächter und technischer Leiter war Dietrich Busch, der gleichzeitig auch die Fraustädter Münze führte. Sein Münzzeichen besteht aus zwei gekreuzten Zainhaken, die auf den Posener Emissionen zu sehen sind. Nach seinem Tode 1592 übernahm ein gewisser Foltin Jahns, ein Schwager des verstorbenen Pächters, die beiden Münzanstalten und pachtete auch bald die dritte Münzstätte, die sich in Bromberg befand. Bald aber wurde festgestellt, dass die Münze von Fraustadt illegal arbeitete und dass daher weder Busch noch Jahns das Recht hatten hier zu münzen. Infolgedessen musste Jahns ins Ausland fliehen und Hermann Rüdiger übernahm seine Stelle in Posen. Als Helfer hatte er hier Andreas Lauffert und später Johann Dittmar zur Seite. Als Wardeine oder Probierer arbeiteten hier auch Johann Thake 1597, Johann Brüssel 1598, Ernst Knorr 1599 und 1600 wiederum Brüssel. Münzeisenschneider war seit 1594 Rudolf Lehman, der früher in Olkusz tätig war.

In den Jahren 1587 bis 1601 prägte man in Posen Denare, Schillinge, Groschen, Dukaten und am häufigsten Dreigroschen. Im Stempel dieser Münzsorten finden sich nicht nur die Wappen der Schatzmeister sondern auch die Haken als Münzzeichen von Busch und Jahns, die geometrische Figur als Zeichen Brüssels, die Rose Rüdigers und die Erdbeeren Dietmars. Seit 1598 sind alle hier geschlagenen Sorten mit P bezeichnet. Die kleinsten Werte wie die Denare und Schillinge tragen nur das Monogramm des Königs Sigismund III., andere grössere Werte dessen Brustbild. Posen war in dieser Zeit die einzige Münzanstalt, in der Goldstücke für die Krone geprägt wurden. Im Jahre 1601 wurde aber auch diese Münze zusammen mit einigen anderen geschlossen.

h) DIE MÜNZE VON FRAUSTADT wurde heimlich durch den Posener Münzpächter Dietrich Busch gegründet und prägte, obwohl sie keine Bewilligung des Königs oder Schatzmeisters besass, einige Jahre hindurch die Kronmünzen mit dem königlichen Brustbild nach dem vorgeschriebenen Münzfuss. Dies wurde jedoch nach dem Tode Buschs entdeckt, als Valentin Jahns die Anstalt verwaltete. Jahns musste fliehen und sein Vermögen wurde beschlagnahmt. Die Münze selbst wurde nicht geschlossen, sondern nur anders organisiert. Sie wurde unter die Obhut des Landrates Wenzel Kielczewski gestellt und zuerst an Andreas Lauffert aus Posen und 1595 an Hermann Rüdiger verpachtet. Weil dieser jedoch schon die beiden Münzen von Posen und Bromberg in Händen hatte, musste er in Fraustadt seine Stellvertreter haben. Zu diesen gehörten die vorher in Posen beschäftigten Münzmeister David Grundschloss 1596, Johann Diettmar 1597, Ernst Knorr 1599 und Johann Brüssel 1600. Sie führen dieselben Münzzeichen und Wappen in den Stempeln wie früher in Posen, was dazu führt, dass die aus der Fraustädter Münzoffizin herausgegebenen Sorten kaum von den Posener zu unterscheiden waren. Man prägte Schillinge, Drei- und Sechsgroschen, am häufigsten aber Dreigroschen. Seit 1598 tragen sie als Münzzeichen den Buchstaben F (=Fraustadt).

i) DIE MÜNZE ZU BROMBERG. Der Kämmerer von Krakau Stanislaus Cikowski hat im Jahre 1594 für seine Verdienste vom König Sigismund III. die Erlaubnis erhalten, eine ordentliche Münze in Bromberg zu errichten und Gewinn daraus zu ziehen. Das hier geprägte Geld sollte den vorgeschriebenen Münzfuss haben und vollkommen dem königlichen gleichen; nur das Wappen des genannten Kämmerers sollte zeigen, dass er der Münzeigentümer war. Cikowski machte sich bald ans Werk und verpachtete nach Fertigstellung seine Münze 1594 an Valentin Jahns von Posen, dann 1595 an Hermann Rüdiger, der schon andere grosspolnische Münzstätten in Händen hatte. Die in Bromberg geschlagenen Münzsorten haben nicht nur die Wappen des Königs, des Schatzmeisters und des Kämmerers, sondern auch die der Mlinzpächter im Stempel, sowie seit 1598 auch den Buchstaben B (=Bromberg). In dieser Münzstätte wurden bis zum Jahre 1601 Schillinge, Groschen, Dreier und Sechser geprägt, dann wurde die Mlinze geschlossen.

1608 erstand die Münze aufs neue, war aber diesmal in königlichen und nicht mehr in privaten Händen. Pächter war zuerst Hermann Rüdiger, dann seit 1614 Erik Huxer, 1615 Konrad Brenner und seit 1617 Jacob Jacobson, der hier bis 1639 tätig war. In dieser Zeit war die Bromberger Münze die Hauptmünzstätte des Landes und prägte zuerst Groschen von 1608-1615, von 1615-1618 Kreuzerstücke und 1614-1628 in enormen Mengen Dreipölker. Die Prägung dieser letztgenannten Sorte soll Jacobson ein grosses Vermögen verschafft haben. Etwas später begann die Herstellung der 18 Groschenstücke, die auch Orte genannt werden und nach Danziger Vorbild geprägt wurden. Der Landtag von 1627 hat diese Produktion eingestellt und nur mehr die Prägung von Talern, Halbtalern und Gold gestattet. Diese Münztätigkeit wurde durch den Töd König Sigismunds III. nicht unterbrochen.

j) DIE MÜNZE ZU MARIENBURG wurde 1591 eröffnet und arbeitete bis 1601. Pächter waren hier Kaspar Goebel und Graziano Gonzalo, welche schon zur Zeit König Stephans in Marienburg und Danzig beschäftigt waren. Im Jahre 1596 wurde der mit ihnen geschlossene Vertrag auf drei Jahre verlängert und eine jährliche Abgabe für den königlichen Fiskus in der Höhe von 2500 polnischen Gulden festgestellt. Gleichzeitig mit den anderen wurde auch die Marienburger Münze im Jahre 1601 für immer geschlossen. Die hier in den Jahren 1591-1601 geschlagenen Münzen setzten sich aus Dreiern, Schillingen, Dreigroschen, Sechsgroschen und Goldmünzen verschiedenster Grösse zusammen. Alle sind schon königliche Kronmünzen und tragen keine Hinweise auf die preussischen Länder wie früher. Sie sind mit dem Ringe und dem Dreieck der beiden Pächter bezeichnet und tragen seit 1598 den Buchstaben M (=Marienburg).

k) DIE MÜNZE ZU LUBLIN wurde 1595 vom Schatzmeister Johann Firlej. der gleichzeitig auch Lubliner Landrat war, errichtet und mit Hilfe des neuen Superindanten Kaspar Rytkier aus Olkusz eingerichtet. Pächter war zuerst Daniel Koste und als dieser später nach Wilna übersiedelte, übernahm im Jahre 1596 Hans Eck diese Stellung und später 1597, Melchior Roesner, ein Danziger-Kaufmann. Dieser stand bei dem Kämmerer P. Orzechowski in hoher Schuld und musste vor seinem Tode jenem die ganze Münze abtreten und verschreiben. Orzechowski leitete diese Offizin bis zu deren Schliessung im Jahre 1601 und erhob auch später Ansprüche auf eine Entschädigung. Die in diesem Zeitraum geprägten Münzsorten waren Groschen, Drei- und Sechsgroschen und sind mit dem Löwen David Kostes, den Haken H. Ecks, dem Monogramm MR M. Roesners und den Buchstaben L = Lublin bezeichnet.

l) DIE MÜNZE ZU KRAKAU war die jüngste, Sie wurde erst 1598 eröffnet und arbeitete bis zu Ende der Regierung Sigismunds III. Ihre ersten Prägungen sind mit den Anfangsbuchstaben der Mllnzpächter bezeichnet, wie z. B. H. R., den Initialen Hermann Rüdigers, HK Hans Kehls und HT Hans Trilners oder auch mit K oder C, was Cracovia bedeutet. Die mit diesen Buchstaben versehene Dreigroschenprägung währte bis 1609 und wiederholte sich 1614 unter dem neuen Pächter Thomas Allenperger (TA), der neben Dreigroschen auch massenhaft Schillinge und Groschen produzierte und mit dem Probierer Heinrich Lauffert zusammen arbeitete. Im Jahre 1624 übernahm Johann Wiesenberger zusammen mit dem Münzmeister Johann Lobmeyer die Münze. Sie prägten jetzt Schillinge, Sechsgroschen und Orte, die schwer von den Bromberger Münzen zu unterscheiden sind. Bald ging die Münze in die Hände Jacobsons über, der auch andere Münzstätten gepachtet hatte und dem Fiskus 15 Groschen von jeder vermünzten Silbermark zahlte. Sein Stellvertreter H. Hema hat berechnet, dass in den letzten Jahren vor 1627 über 100.000 Mark Silber in der Krakauer Münze vermünzt wurden. Im Jahre 1627 wurde die Münze geschlossen und stand über 20 Jahre still.

m) ANDERE KRONMÜNZSTÄTTEN. Ausser den vörhergenannten 7 Münzstätten gab es zur Zeit Sigismunds III. noch mehrere andere, von denen uns jedoch nur archivalische Nachrichten überliefert sind. So wissen wir z. B., dass in Warschau, der neuen Residenz und Hauptstadt des Königreiches, zweimal eine Mllnze eröffnet wurde, und zwar 1590 und 1620. Eine Interpellation des Landtages beantwortend, wies der König darauf hin, dass die Münze nur auf Verlangen der masowischen Stände ins Leben gerufen worden sei und dem königlichen Fiskus keinen Gewinn bringe. Anderswo finden wir erwähnt, dass eine Münze in Urzedow bei Lublin im Jahre 1611 gearbeitet habe. In der Geschichte des grossen Feldherrn Stanislaus Zolkiewski, der 1620 in der Schlacht bei Cecora gegen die Türken fiel, finden wir die Erwähnung, dass die Tllrken für den Körper des Gefallenen 300.000 Taler verlangten und dass die Witwe auf ihrem Schlosse zu Zoikiew eine besondere Münzstätte errichtete, um ihr Tafelsilber zu vermünzen. Es gibt auch verschiedene andere Quellen, wie Akten und Drucke, die von einer grösseren Anzahl von Münzstätten im damaligen Polen sprechen. Ihnen entsprechen auch verschiedene Prägungen, vor allem Dreigroschenstllcke, die nicht den bekannten Münzstätten zugeschrieben werden können, aber in den Münzfunden und Sammlungen in ansehnlicher Zahl aufscheinen.

n) DIE MÜNZE IN LITAUEN. Die einzige Münzstätte dieses Landes befand sich in Wilna, arbeitete jedoch während der ganzen langen Regierung Sigismunds III. Die Oberaufsicht oblag den litauischen Schatzmeistern (Finanzministern), wie es Theodor Tyszkiewicz bis 1590, Demetrius Chalecki bis 1598, Georg Zawisza bis 1603, Hieronymus Wollowicz bis 1618, Christoph Naruszewicz bis 1631 waren. Auch andere litauische Würdenträger waren zuweilen dazu ausersehen, die Obhut über die Münze zu übernehmen, so z. B. G. Woyna, der litauische Kanzler, im Jahre 1598 sowie Leo Sapieha, Vizekanzler 1590 und 1591. Als der zum Botschafter gewählte Demetrius Chalecki nach Moskau reiste, finden wir das Wappen seines Stellvertreters eines gewissen IS auf den Prägungen von 1595 und 96. Ebenso finden wir auf den Münzstempeln die Wappen aller hier angeführten Personen. Aber auch die Münzpächter besassen das Recht ihre Wappen oder Zeichen auf diejenigen Münzen, für die sie verantwortlich waren, zu setzen. Als erster in dieser Reihe müsste ein bisher unbekannt gebliebener Münzpächter mit dem Monogramm PP genannt werden, der schon zur Zeit König Stephans in Wilna tätig war. Aus den Jahren 1596 und 97 ist uns der Träger des Monogramms HD bekannt, dessen schöne Medaillen fllr die Begabung dieses Künstlers Zeugnis ablegen. Unter den weiteren Verwaltern der Wilnaer Münze sind Daniel Koste 1596, der früher in Lublin tätig war, Simon Lidmann 1597, und H. Eck 1599, der auch aus der Lubliner Münze stammt, hervorzuheben. Weitere Münzpächter sind anonym, da die litauischen Münzsorten bis zum Jahre 1603 keine Münzmeisterwappen, sondern den Buchstaben V oder W (Wilna) tragen. Die Hauptmünzen dieses Zeitabschnittes waren Schillinge und Dreigroschen, sehr selten dagegen waren die Goldmünzen.

Neues Leben in bezug auf die Münztätigkeit erblühte unter dem Schatzmeister Wollowicz, als Hans Stipel aus Kurland 1606 zum Pächter ernannt wurde. Wir finden ihre Wappen auf den neuen Doppeldenaren, Schillingen und Groschen, vor allem aber auf den Goldmünzen der verschiedensten Grössen und Gewichte, die zu 1, 2, 3, 4, 5 und 10 Dukaten geschlagen wurden. Die dazugehörigen Stempel wurden von Hans Rieger in Breslau und nach 1611 von Hans Trilner in Wilna verfertigt. Beide waren ausgezeichnete Eisenschneider und Medailleure; Trilner ausserdem auch Siegelschneider, Probierer, Wardein und Münzmeister in Wilna. Nach dem Tode Stipeis pachtete er in den Jahren 1618 bis 1623 die Wilnaer Münze, dann musste er sie auf Befehl des Schatzmeisters dem Jacob Jacobson aus Bromberg übergeben. Trilner war jetzt nur als Probierer tätig und Rudolf Lehmann aus Posen als Münzschneider. Die Münze arbeitete bis 1627, doch beschränkte sich ihre Produktion auf Schillinge und Groschen. Auf einen Beschluss des Landtages wurde sie in diesem Jahre ganz geschlossen.

o) DIE MÜNZE ZU DANZIG, Unter den städtischen war die Danziger Münzstätte die reichste und fruchtbarste während dieser Regierungsperiode. Der erste Münzverwalter war Philipp Klüwer, der nur Denare und Dukaten schlagen liess und fllr jeden Dukaten der Stadtkasse einen und später einen halben Groschen zahlte, Nach einem Landtagsbeschluss von 1601 wurde jedoch auch diese Münze stillgelegt, vor allem auch deshalb, weil die Einkünfte aus dieser Quelle sehr gering waren. Aber schon 1608 wurde sie ohne eine königliche Bewilligung einzuholen wieder eröffnet und begann eine neue Münzsorte, die Zehngroschen-Stücke oder Orte genannt wurde, zu prägen. Sie wurden bis 1626 produziert und in grossen Mengen in den Handel geworfen, wo sie sich bald grosser Beliebtheit im ganzen Königreich erfreuten. Man prägte daneben auch Ternare und Groschen, ebenso Dukaten, die fast jährlich bis zu Ende dieser Regierungsperiode erscheinen. Diese Neuerungen führte Daniel Klüwer ein, der in den ersten fünf Jahren seiner Tätigkeit 440.000 Silbermark zu Orten vermünzen konnte, was der Stadt einen Gewinn von 52.000 Gulden einbrachte. Unter ihm arbeitete der beste Münzschneider dieser Zeit, Samuel Ammon, der auch der grösste Medailleur der Danziger Geschichte überhaupt war. Er hat eine Reihe von Stempeln zu Münzen, Donativen und Medaillen angefertigt, die in der Feinheit der Zeichnung und im Reichtum der Dekorationen auch später nicht übertroffen wurden. Nach Klüwer nahm 1608 Stenzel Berman aus Warschau dessen Stelle an der Danziger Münzanstalt ein und blieb hier bis zum Ende. Seit 1627 prägte er nur mehr Danziger Dukaten.

p) DIE MÜNZE ZU THORN. Nachdem die Stadt im Jahre 1629 die schwedische Belagerung glücklich überstanden hatte, beschloss man anlässlich dieser Verteidigung eine Denkmünze zu schlagen. Gleichzeitig erinnerte sich die Stadt ihrer alten Münzrechte. Die städtische Münze wurde daher neu eingerichtet und in die Hände Hans Lippes und 1630 Jacob Jacobsons gegeben. Es gab Zeiten, in denen die Kleingeldprägung verboten und nur Taler- und Goldprägung zugelassen war. Demzufolge prägte man in Thorn zuerst nur Gedenktaler mit der Ansicht der belagerten Stadt und später gewöhnliche Taler mit dem königlichen Brustbild und dem städtischen Wappen. Auch eine geringe Anzahl von Orten, Halbtalern und Dukaten wurde geprägt. Die Tätigkeit der Thorner Münze wurde auch durch den Tod Sigismunds III. nicht unterbrochen.

q) DIE MÜNZE ZU RIGA. Die städtischen Münzen aus Riga, die unter dem Stempel Sigismunds III. geschlagen wurden, gehörten den Jahren 1588 bis 1621 an. Im letzten Jahre wurde Riga von den Schweden eingenommen und nie mehr an Polen angeschlossen. Die städtische Münze stand damals unter der Leitung der beiden Münzunternehmer Heinrich Wulf und Otto von Meppen. Jener stammte aus einer in Riga alteingesessenen Münzerfamilie und führte eine Lilie als Münzzeichen. Dieser war Bürgermeister der Stadt und führte in seinen Prägungen einen Fuchs. Die genannten Münzer prägten in den Jahren 1588-1603 viele Dreigroschen, dann bis 1622 Schillinge und schliesslich 1616 bis 1624 Dreipölker, ausserdem sehr seltene Dukaten und noch seltenere Portugaleser mit dem stehenden König in ganzer Figur. Die Stadt behielt bis zum Ende dieser Münzperiode den polnischen Münzfuss bei; ihre Schillinge von 1622 und die Dreipölker von 1622-1624 wurden auch in der Zeit der schwedischen Besetzung unter polnischem Stempel geschlagen.

Die rigaischen Münzsorten fanden damals in zwei entfernten Gegenden Europas Nachahmung. Die Dreigroschen wurden in grosser Menge in der dalmatinischen Stadt Ragusa geprägt und haben nicht nur das Brustbild und den Titel Sigismunds III. genau kopiert, sondern auch das rigaische Wappen wiederholt, nur mit der einen Abänderung, dass im Stadttor nicht ein Löwenhaupt, sondern ein Ast zu sehen ist. Eine andere Nachahmung hat ihren Ursprung in Schweden und bestand aus einer beträchtlichen Menge von Schillingen, die nach der Besetzung Rigas geschlagen wurden.

r) DIE STÄDTISCHE MÜNZE ZU POSEN. Als im Jahre 1601 die königliche Münze in Posen geschlossen wurde und viele darin beschäftigt gewesene Gesellen arbeitslos wurden, trat ein gewisser Engelbert Geelen vor den Stadtrat, erinnerte diesen an das alte Münzrecht der Stadt und überzeugte die Versammlung von der Notwendigkeit einer städtischen Münzstätte. Der Rat zeigte sich damit einverstanden und verpachtete eben diesem Geelen die neue Münzstätte. Seine ersten Schritte führten ihn nach Warschau, um auch hier die Erneuerung des Münzprivilegs zu erreichen und 1602 einen Konsens zur Prägung von Denaren und Ternaren zu erwerben. Geelen hatte die Leitung dieser Münze bis 1611 inne. Seine Nachfolger waren Johann Becker bis 1615, Rudolph Lehmann. der bekannte Medailleur, bis 1620 und Henning Gultmann aus Bromberg. der sich hier bis 1627 aufhielt. In diesem Jahre musste auch diese Münze wie alle ähnlichen Anstalten geschlossen werden. In den eben erwähnten Jahren wurden hier nur Denare und Ternare geschlagen. Die ersten, die aus den Jahren 1602-1613 stammen, tragen nur den polnischen Adler und die städtischen Schlüssel. Die nächsten Ternare oder Dreidenare wurden in den Jahren 1603 bis 1627 geschlagen und waren mit dem Adler, königlichen Initialen und verschiedenen Wappenkombinationen versehen.

s) DIE STÄDTISCHE MÜNZE IN FRAUSTADT arbeitete in den Jahren 1588-1616, also gleichzeitig mit der königlichen Münze. Auf ihr altes Münzrecht pochend, verpachtete die Stadt die Münze 1588 an Dietrich Busch. Seinem Beispiele folgend, war jeder der königlichen Münzpächter von Posen oder Fraustadt bemüht, zugleich auch die städtische Fraustädter Münze von der Stadt in Pacht zu bekommen. Diesen Posten haben der Reihe nach Dietrich Busch bis 1592, Valentin Jahns bis 1594, Andreas Lauffert bis 1596, Hermann Rüdiger und Johann Dittmar bis 1599, David Grundschloss bis 1603, nochmals Valentin Jahns bis 1603, Heinrich Lauffert bis 1612 und schliesslich Georg Scholtz bis 1616 inne gehabt. Es wurden nur städtische Denare mit Adler und Doppelkreuz geschlagen. Bis zum Jahre 1608 waren sie zweiseitig, dann erwarb Lauffert ein königliches Privileg, das die Prägung von einseitigen Denaren gestattete. Nach 1616 wurde diese Münze für immer geschlossen.

t) DIE STÄDTISCHE MÜNZE IN ELBING prägte unter Sigismund III. keine Münzen, aber 1627 zu Beginn der schwedischen Okkupation entstand hier gleich eine städtische, sowie als zweite eine schwedische Münzanstalt, in der das Geld unter schwedichem Titel herausgegeben wurde. Pächter beider Anstalten war Marcello Philippsen, der eine rege Münztätigkeit entwickelte, jedoch den verabredeten Zins aus beiden Münzen nicht der Stadt, sondern den schwedischen Behörden zahlte. In der einen Anstalt wurden die schwedischen, in der anderen die elbingischen Münzsorten geschlagen, beide unter dem Namen Gustav Adolphs, jedoch auf polnische Art und nach ähnlichem Münzfuss wie es der polnische war. Die Nachahmung der polnischen Münzen ging so weit, dass selbst das Brustbild des schwedischen Königs den Zügen Sigismunds III. ähnelte. Der Münzfuss war etwas niedriger als der polnische. So prägte man Schillinge, Groschen, Dreipölker, Dreigroschen und Orte. Diese Falschmünzerei war in grossen Ausmass im Gange und 1630 wurden die Elbinger Münzsorten in Danzig und Preussen verboten und riefen selbst in Elbing den Unwillen der Bevölkerung hervor, der nur dadurch etwas gemildert wurde, dass man gestattete, Dreigroschen im Werte von zwei Groschen zu nehmen. Im Landtag von 1633 wurde der Umlauf im ganzen Königreich verboten. Nach dem Tode des schwedischen Königs zu Lützen prägte man 1632 in Elbing weiter Schillinge und Dreipölker unter seinem Namen oder unter dem der Königin Christine und zwar bis zum Jahre 1635, in dem die Stadt auf Grund der Stumdorffer Verhandlungen an Polen abgetreten wurde. Die Münze wurde sofort geschlossen, doch schlugen die Bemühungen der Stadt, den verlorenen Zins aus Stockholm zurückzuerhalten, fehl.

u) PRIVATMÜNZE IN LOBSENZ. Im Jahre 1612 erwarb Andreas Krotoski, Kastellan von Kalisch, filr seine Verdienste von König Sigismund ein Münzprivileg, das ihm gestattete, eine eigene Münze zu eröffnen, Denare zu prägen und daraus Gewinn zu ziehen. Er errichtete daher in Lobsenz in Grosspolen eine Münze und verpachtete diese an den Posener Münzmeister Johann Becker, der sie bis 1616, dem Todesjahre Krotoskis leitete. Das Städtchen Lobsenz kam in die Hände der Familie Sieniawski, die im Jahre 1622 die Münze wiederum in Betrieb nahm und nicht nur Denare, sondern auch Ternare prägen liess. Sie sind jedoch aus sehr minderwertigem Silber und führen weiterhin das Wappen Krotoskis im Bilde der Stempel. Die Reihe dieser Münzsorten reicht bis zum Jahre 1630, dann wird ihnen durch ein Edikt des Königs, in dem er vor diesen Münzen warnt, Einhalt geboten. Nur die Denare vom Jahre 1613 verraten den privaten Charakter dieser Reihen, indem sie AK (=Andreas Krotoski) statt dem königlichen Monogramm aufweisen. Andere wiederum führen ein S (=Sigismunds), das Staatswappen mit dem Familienwappen Krotoskis und des öfteren auch L (=Lobsenz) in den Stempeln.

v) SCHWEDISCHE PRÄGUNGEN. Sigismund III., der lange Zeit in Polen regierte, herrschte auch einige Jahre in Schweden und gab hier auch eigene Münzen heraus, die unter seinem Namen in den Jahren 1594-1599 in Schweden entstanden und auch den polnischen Titel tragen. Sie gehören jedoch einem ganz anderen Münzsystem an und haben Mark und Öre als Münzeinheiten festgelegt. Weiters finden wir in diesem System Taler oder 4 Markstücke, Halbtaler oder 2 Markstücke, 1/4 Taler oder 1 Mark zu 8 Öre, Halbmark zu 4 Öre, Drei- und Zweiröre, 1 Ör, 1/2 Ör, 1/4 Ör oder Ferding, 1/6 oder 4 Pfennige und 1/12 Ör oder Doppelpfennig. Diese Münzsorten wurden in der königlichen Münzanstalt in Stockholm geprägt; das Münzrecht hatte auch noch die Stadt Reval in Estland, die 1597 kleine Vierpfennigstücke und 1598 schöne Taler herausgab. Sie zeigen das bekannte Brustbild König Sigismunds und das revalsche Wappen mit den drei Löwen.



10. Wladislaus IV. (1632-1648)

a) INTERREGNUM 1632. Dieses währte vom 1. Mai, dem Tage des Todes Sigismunds III., bis zur Wahl seines Sohnes Wladislaus zum König, die am 8. November 1632 stattfand. Trotz dieser kurzen Zeitspanne von einigen Monaten gab es zwei Münzanstalten in Bromberg und Thorn, die ihre Tätigkeit nicht unterbrachen und weiterhin Taler prägten. Es sind dies eigene Interregnumstaler, die von Jacobson, dem Pächter beider Münzen, mit besonderen Stempeln versehen wurden. Statt des königlichen Brustbildes zeigen sie auf der Vs. die Kroninsignien und die Inschrift DEVS PROVIDEBIT, auf der Rs. aber in Bromberg die gewöhnlichen königlichen Wappen und in Thorn das städtische Wappen. Der Grund für die Tätigkeit der Thorner Münze auch in dieser Zeit ist in dem Bestreben der Münzkommission auf dem Warschauer Landtage zu suchen, die Münzrechte der Stadt streitig zu machen. Nur mit Mühe gelang es den städtischen Abgeordneten, diese intensiven Versuche der Münzkommission zu verhindern. Damals beschloss Thorn stets ohne Unterbrechung zu münzen.

b) CHARAKTERISTIK. Die Regierung König Wladislaus IV. ist eine an schönen Münzen reichhaltige Periode der Numismatik. Zwar wurde die Anzahl der Münzanstalten verringert und es mangelt gänzlich an Kleingeld, dafür aber treffen wir auf beträchtliche Mengen von Gold- und grossen Silberstücken. Die gesamte Münztätigkeit wurde durch den Landtagsbeschluss vom Jahre 1627 bestimmt, durch den das Münzen von Kleingeld verboten und nur Taler und Goldstücke gestattet wurden. Die Münzkommission vom Jahre 1633 plante zwar eine Prägung von neuem Kleingeld, das aus eben so gutem Silber wie die Taler geschlagen und nach dem Dezimalsystem geteilt werden sollte, doch zeigte sich der Landtag damit nicht einverstanden. Seine Beschlüsse beziehen sich auf das Verbot der fremden schwedischen, elbingischen und rigaischen Münzen, die Festlegung strenger Strafen für die Ausfuhr von Gold und Silber aus dem Lande und Strafen für das Beschneiden von Dukaten. Alle diese Edikte zeitigten keinen grossen Erfolg, denn die Preise für gutes Geld stiegen immer höher, so dass man im Jahre 1635 für einen Dukaten 5½, für einen Taler 3 Gulden oder 90 Groschen zahlen musste.

c) MOSKOWITISCHE MÜNZEN. Als im Jahre 1610 Prinz Wladislaus von Polen auf den russischen Thron kam, begannen die russischen Münzstätten unter seinem Namen neues Geld zu prägen. Es waren dies die kleinen Kopeken in Gold und Silber, die das Bildnis eines Reiters und die Inschrift Wladislaw Sigismundowicz tragen. Sie wurden in den beiden Hauptstädten des Reiches in Moskau und Nowgorod produziert, daher auch die Münzzeichen Mo der HPA (=Nowgorod) unter dem Reiter. Sie sind heute sehr selten, vor allem die goldenen, sodass man annehmen muss, dass ihre Prägung nur von kurzer Dauer war.

d) DIE KRONMÜNZEN. Von den vielen Münzanstalten die zur Zeit Sigismunds III. tätig gewesen waren, blieb nur die Bromberger Münze allein in Betrieb. Ihre Produktion beschränkte sich auf Halbtaler, Taler und Dukaten, doch kam es auch vor, dass Halbtaler in Gold im Werte von 5 oder mehr Dukaten geschlagen wurden. Ein einziges Mal im Jahre 1635 prägte man in Bromberg probeweise auch Kleingeld wie Dreigroschen, Sechsgroschen und Orte, doch fanden diese Proben keine Bestätigung der Münzkommission. Leiter der Münzanstalt war wie früher Jakob Jacobson von Emden, der alle seine Emissionen mit II zeichnete. Nach seinem Tode im Jahre 1639 kam Gabriel Görloff auf diesen Posten, der die Münze bis 1644 verwaltete und dann nach Schlesien ging. Die Bromberger Münze wurde 1644 geschlossen und nach Krakau überführt, wo sie von italienischen Münzunternehmern geleitet wurde. Bis zum Jahre 1646 hatte Claudius de Canossi die Leitung inne, der seine Münzen mit seinen Initialen CDC, und später Gerhard Pyrami, der mit GP signierte. Unter diesen Münzmeistern waren verschiedene Münzer, Probierer, Wardeine und Künstler sowohl in Bromberg als auch in Krakau beschäftigt. Unter ihnen muss man Münzeisenschneider, wie den berühmten Johann Höhn von Danzig, von dem alle historischen Medaillen dieser Zeit herrühren, nennen und noch die beiden Träger der Monogramme BS und BL, von denen sich ersterer sowohl auf Bromberger als auch auf Krakauer Prägungen unterzeichnete. Es ist natürlich auch das Wappen des Schatzmeisters DANILLOWICZ auf allen Münzen zu sehen.

e) LITAUISCHE MÜNZEN VON WLADISLAUS IV. sind unbekannt mit Ausnahme eines Portugalesers oder 10 Dukaten-Stückes aus dem Jahre 1639. Diese äusserst seltene Münze trägt neben dem Brustbild und Wappen des Königs noch eine Lilie, das Wappen des litauischen Schatzmeisters Nikolaus Tryzna und die Buchstaben IT, die beweisen, dass die Stempel von Johann Trilner verfertigt wurden. Es ist möglich, dass nach dem Ableben Jacob Jacobsons Trilner zum Leiter der nunmehr allerdings geschlossenen Wilnaer Münze ernannt wurde. Der erwähnte Portugaleser dürfte jedoch nur als Münzprobe zu werten sein, denn er ist ungemein selten und hat keine anderen Münzen neben sich.

f) DIE SCHLESISCHE MÜNZE ZU OPPELN. Noch vor Ende des Dreissigjährigen Krieges hat König Wladislaus dem Kaiser Ferdinand III. eine Summe von 1.100.000 Dukaten geliehen und als Pfand dafür die beiden schlesischen Fürstentümer Oppeln und Ratibor erhalten. Es war dem Bromberger Münzmeister Gabriel Görloff ein leichtes,den König zu bewegen, eine besondere Münzstätte in Oppeln zu errichten und dort unter königlichem Stempel und unter Görloffs Leitung zu münzen. Die Münze wurde 1647 eröffnet und hat eine grössere Anzahl von Dreikreuzern geschlagen, die das Brustbild des Königs und den polnischen Adler tragen und auch mit den Buchstaben Görloffs bezeichnet sind. Die Zahl 3 unter dem Brustbild bedeutet, dass die Münze drei schlesische Kreuzer wert war, was in polnischer Währung einem Dreipölker gleichgesetzt wurde. Schon 1648 gab Görloff seine Stelle in Oppeln auf und übernahm das Münzmeisteramt in der herzoglichen MUnze zu Teschen, wo er bis zu seinem Tode im Jahre 1653 blieb. Die Kreuzer von Oppeln sind der einzige Beweis für die Tätigkeit dieser Münze.

g) DIE STÄDTISCHE MÜNZE DANZIG. Die Tätigkeit der städtischen Münze in Danzig hielt die ganze Regierungszeit Wladislaus IV. hindurch an, war aber immer auf die Prägung von Talern und Goldstücken beschränkt, wie dies auch in anderen Münzstätten Polens der Fall war. Münzpächter war anfänglich Jacob Jacobson, der die Anstalt durch seine Stellvertreter und Wardeine wie es z. B. Stenzel Bermann bis 1635 und Christian Schirmer (CS) waren, verwalten liess. Nach dem Tode Jacobsons (1639) verpachtete die Stadt ihre Münze an Gerhard Rogge (GR), der sie bis 1657 verwaltete. Münzeisenschneider war zu dieser Zeit der bekannte Medailleur Johann Höhn der Ältere, von dem gleichzeitig viele königliche Medaillen und Denkmünzen stammen. Massenhaft wurden auch goldene Donative geprägt, die verschiedenes Gewicht und feinere Stempel mit einer Ansicht der Stadt aufweisen und nicht zum Umlauf, sondern für den König zu Geschenkszwecken bestimmt waren. Von den anderen Arbeiten Höhns verdienen die Danziger Taler aus den Jahren 1636 bis 1638 mit dem Brustbild des Königs en face Erwähnung, die schon damals wegen ihrer Porträt-Ähnlichkeit Lob ernteten. Es ist auch bemerkenswert, dass auch auf den Königsberger Talern des Kurfürsten Friedrich Wilhelm die Umrisse des Gesichtes des Königs zu finden sind.

h) DIE STÄDTISCHE MÜNZE ZU THORN. Sie war zwar die ganze Regierungsperiode hindurch in Betrieb, beschränkte sich aber wie auch die anderen Münzanstalten auf die Taler- und Goldmünzenprägung. Pächter dieser Münze war anfänglich Jacob Jacobson (II); nach seinem Tode übernahm 1639 Melchior Schirmer (MS), der früher in Bromberg als Probierer beschäftigt gewesen war, die Stelle; 1645 kam dann Gerhard Rogge (GR) an diesen Posten in Thorn, obwohl er schon die Danziger Münze gepachtet hatte. Jeder von ihnen setzte sein Monogramm auf den Stempel und prägte Taler, Halbtaler und Golddukaten, deren künstlerische Gestaltung weit unter den der Danziger- und der Kronprägungen liegt. Der Thorner Münzeisenschneider ist mit dem hervorragenden Danziger Höhn nicht zu vergleichen.

i) DIE ELBINGER MÜNZE. Aus der Zeit der schwedischen Besetzung, die hier von 1626 bis 1636 währte, stammt eine Unmenge minderwertigen, falschen Geldes, das unter dem Namen Gustav Adolfs und der Königin Christine geprägt wurde. Dieses schlechte Geld führte bald zu Klagen und Beschwerden im ganzen Königreiche, so dass es sowohl in Polen als auch in Preussen verboten wurde. Als schliesslich auf Grund der Verhandlungen von Stumdorf 1636 Friede geschlossen wurde, fiel Elbing wieder an Polen zurück und so treffen wir hier auf Jacob Jacobson, der die Münze pachtete. Er beschränkte sich jedoch auf die Prägung von Gedenktalern, die das Brustbild König Wladislaus, das Wappen der Stadt und die Inschrift ELBINGA INTER ARMA SERVATA tragen. Da der König das schwedische Münzrecht der Stadt nicht anzuerkennen gewillt war, musste die Münze geschlossen werden. Die erwähnten Gedenktaler sind die einzigen Elbinger Prägungen dieser Regierungsperiode.



11. Johann Kasimir (1649-1668)

a) CHARAKTERISTIK. Die Regierung dieses Königs ist von Rebellionen, Kriegen und Streifzügen fremder Mächte erfüllt, die das gesamte Münzwesen zunichte machten und auch dem alten Wohlstande ein Ende bereiteten. Um einen Ausweg zu finden, wurde eine Kreditmünze ins Leben gerufen, die aber bei der Bevölkerung kein Verständnis fand. Die Kriege verschlangen grosse Summen Geldes und die Regierung versuchte es aus den Münzstätten zu ziehen, um die Staatsanleihen zurückzuerstatten und die unbezahlten Söldner zu beruhigen. Es wurde daher durch die Münzverordnungen ein immer niedrigerer Münzfuss eingeführt; infolgedessen weisen auch die Münzreihen eine grössere Mannigfaltigkeit in Bezug auf die Sorten und Prägungen auf. Unter diesen Sorten sind die ersten Gulden und Kupferschillinge in Polen hervorzuheben. Es begannen nun wiederum viele von den bisher stillgelegten Münzanstalten ihre alte Tätigkeit wieder aufzunehmen; als Münzunternehmer treten meistens Personen italienischer Herkunft auf.

b) DIE MÜNZVERORDNUNGEN und der Münzfuss wechselten öfters während dieser Regierung. Laut den Beschlüssen von 1627 prägte man zuerst nur Gold und Taler, aber der langandauernde Mangel an einheimischen Kleingeld und die Überschwemmung des Landes mit fremden, falschen Münzen bewogen die Münzkommission schon 1650 ihre Stellung zu ändern. Man beschloss daher wieder Kleingeld zu prägen, so dass die Mehrheit der Münzsorten aus 14 lötigem und nur Groschen und Doppelgroschen aus siebenlötigem Silber geprägt wurden. Die Schillinge sollten nunmehr erstmalig aus Kupfer gemünzt werden. Für die Durchführung dieser Verordnung war es auch notwendig, das alte Gewicht der polnischen Mark von 197 auf 201 g zu erhöhen, so dass daraus 7 Taler, 36 Orte, 108 Sechsgroschen, 216 Dreigroschen und, bei Verwendung des schlechteren Silbers, 162 Doppelgroschen und 324 Groschen geschlagen wurden.

Diese Münzreform hielt aber nicht lange an, da sie weder dem Fiskus noch den Münzern einen Gewinn brachte. Eine Silbermark kostete damals 22½ Gulden; vermünzte man sie nun zu 24⅓ Gulden, so war der daraus erzielte Gewinn von 2 Gulden zu gering, um die Kosten der Umprägung zu decken. Im Jahre 1654 forderte der Landtag schon eine Erniedrigung des Münzfusses in einem Ausmasse, dass jede Mark 4 Gulden Gewinn schaffen sollte. Es kam aber bald der zweite schwedische Krieg, der wiederum Unsummen von Geld verschlang. Im Jahre 1656 wurde die Kronmünze in Lemberg eröffnet, in der 32 Stück Orte aus der Mark elflötigem Silbers und 53 Sechsgroschen aus der Mark sechslötigen Silbers geprägt werden durften. Im Jahre 1657 wurden mit königlicher Genehmigung in Krakau aus einer zwölflötigen Silbermark 38 Orte und in Bromberg aus einer 10¼ lötigen Silbermark 32 Orte geschlagen. Die Münzeinkünfte waren jedoch immer zu gering und der Landtag von 1658 stellte die Münzanstalten vor die Aufgabe, die Summe von 150.000 Gulden Reingewinn zu liefern. Noch mehr forderte die Münzkommission im Jahre 1659; sie gestattete dem Münzpächter Boratini 2,000.000 Gulden in kupfernen Schillingen auszuprägen. Diese Summe wurde in den folgenden Jahren noch des öfteren erhöht, sodass schliesslich ungefähr 10,000.000 Gulden in kleinen Kupferschillingen im Umlauf waren.

Als auch diese Mittel nicht hinreichten, ging die Münzkommission 1663 auf den Vorschlag des Posener Münzpächters Andreas Timpf ein, Gulden aus achtlötigem Silber im Werte von 30 Groschen zu schlagen. Auch diese Münzsorte wurde in einer Millionen zählenden Anzahl in Umlauf gesetzt und warf sowohl für den königlichen Fiskus als auch für den Unternehmer einen in die Millionen gehenden Gewinn ab. Allerdings war sie ähnlich wie die Kupferschillinge nur eine Kreditmünze, der die Bevölkerung überaus misstraute und die nur ungern angenommen wurde. Durch die vermehrten Klagen war es nicht möglich, ihren zwangsläufigen Kurs zu halten. Da nun inzwischen auch verschiedene Missbräuche in den Münzen festgestellt wurden, zog man 1667 Timpf und Boratini zur Rechenschaft. Timpf floh ins Ausland, Boratini dagegen wusste sich so zu verantworten, dass die Anschuldigungen zurückgezogen wurden und er neuerlich die Genehmigung zur Weiterprägung bekam.

c) DIE MÜNZPREISE waren in dieser Zeit sehr verschieden, da man mehrere Arten von Münzen unterschied und jede anders bewertete. Den höchsten Preis hatten Gold und Taler; man zahlte für einen Dukaten 5 und später 6½ Gulden. Ein Taler kostete 3 Gulden und 16 bis 18 Groschen der kleinen Silbermünzen. Man rechnete hierbei einen Taler zu 5 Orten und 1 Ort zu 18 Groschen, also genau so wie früher. Von den Sechsgroschen gingen 3 auf einen Ort und 15 auf einen Taler. Als man Guldenstücke (Timpfe) und Kupferschillinge (Boratinki) ausgab, wurden andere Silbermünzen durch die Münzanstalten eingezogen und umgeprägt. Timpfe hatten, obwohl ihr Wert 13 Groschen nicht überschritt, einen Zwangskurs von 30 Groschen. In Preussen waren die Timpfe zuerst verboten, wurden aber schliesslich im Wert eines Ortes zu 18 Groschen angenommen und bald mit diesem Preis im ganzen Lande verbreitet. Nur in Kupferwährung zahlte man für einen Timpf 30 Groschen und dieser Preis blieb auch über 100 Jahre bestehen, obwohl man seit 1717 versuchte, 38 und 1765 36 Kupfergroschen dafür zu bezahlen. Im Jahre 1766 wurden alle Timpfe eingezogen und in sämtlichen Kassen mit 27 Kupfergroschen umgewechselt. Sie wurden dann in die Münzanstalten gesandt und dort umgeprägt. Auch die kupfernen Boratinki (Schillinge) hatten einen Zwangskurs und gingen zu 3 Stück auf einen Groschen; es war sehr schwierig einen Taler oder Dukaten dafür zu kaufen. Auch die Boratinki wurden von den preussischen Ständen in ihren Landen verboten.

d) DIE KRONMÜNZEN. Die grossen Münzreihen dieser Regierungsperiode können in die Prägungen von Polen, Litauen, Schlesien und in die Münzen der privilegierten Städte eingeteilt werden. Die polnischen sogenannten Kronmünzen wurden zuerst nur in Krakau, seit 1650 in Krakau, Bromberg, Posen und Fraustadt, seit 1655 wieder nur in Krakau und Posen und seit 1656 auch noch in Lemberg geschlagen. Dazu kam später noch die Münze in Ujazdow bei Warschau und die in Oliva bei Danzig. Eine Verringerung ihrer Zahl begann 1660, als der Friede von Oliva mit den Schweden geschlossen wurde. Als erste wurde 1662 die Posener Münze geschlossen, es folgten 1663 die Lemberger, 1665die Ujazdower und 1666 die Krakauer und die Bromberger. In den letzten Jahren der Regierung Johann Kasimirs prägte man nur noch in Krakau. In denselben Jahren waren in Litauen 3 Münzstätten in Wilna. Kowno und Brest tätig, in Schlesien war es eine in Oppeln, und schliesslich noch drei der privilegierten Städte, Danzig, Thorn und Elbing.

e) DIE MÜNZE IN KRAKAU war die ganze Regierungsperiode Johann Kasimirs über tätig und hatte während dieser Zeit 7 verschiedene Münzunternehmer, deren Initialen auf den Stempeln der Krakauer Prägungen zu finden sind. Der erste in dieser Reihe war Gerhard Pyrami (GP), der durch den Schatzmeister Nikolaus Danillowicz noch im Jahre 1648 in sein Amt eingeführt wurde. Er prägte hier Dukaten, Taler und Halbtaler. Als aber die Verordnung vom Jahre 1650 bestimmte, kleineres Geld aus reinem Silber schlagen zu lassen, wollte er seine Tätigkeit nicht weiter fortsetzen. Bis 1655 lag daher die Münze still, in diesem Jahre wurde sie der Leitung Stanislaus Chrzanstowskis (SCH) übergeben, der zusammen mit Johann Thamm (IT) Dukaten, Orte und Sechsgroschen herstellte. Als gegen Ende des Jahres 1655 die Schweden Krakau einnahmen, wurde für das Jahr 1656 Jakob Cramer (IC), und Zacherla und Thamm für das Jahr 1657 zu neuen Administratoren ernannt. Die Münzen, die während der Okkupationszeit geprägt wurden, hatten wie früher polnische und nicht schwedische Stempel. Als die Schweden aus Krakau abzogen, übernahm am 1. Mai 1658 der berühmte Mathematiker und Unternehmer Titus Livius Boratini (TLB) zusammen mit Paulo de Bono die Münze und verwaltete sie bis 1661. Auf einen direkten Befehl des Schatzmeisters hin übergab er die Münzanstalt Andreas Timpf, der schon die Posener Münze in Pacht hatte. Andreas Timpf war zwar nomineller Leiter der Krakauer Münzstätte bis 1667, Ausübender war aber eigentlich sein Bruder Thomas Timpf (TT). Als dieser aber im Jahre 1667 wegen der Guldenprägung zur Verantwortung gezogen wurde und bald darauf floh, kehrte Boratini nach Krakau zurück; nachdem die Münzanstalt seiner Führung wieder übergeben worden war, prägte er gewöhnliche Orte, Sechsgroschen und Goldstücke.

f) DIE MÜNZE ZU POSEN, die bald nach der Münzreform von 1650 eröffnet wurde, wurde an Andreas Timpf von Rostock (AT) verpachtet und fast 10 Jahre hindurch von ihm verwaltet. Die hier geschlagenen Silberschillinge, Drei- und Sechsgroschen, Orte, Taler und Goldmünzen tragen zuweilen die Inschrift MONETA POSNANIENSIS, was aber nicht städtische Prägung bedeutet. Als im Jahre 1659 Timpf vom Schatzmeister zum Generalprobierer Krasinski und Wardein in Krakau ernannt wurde, überliess er die Posener Münze seinem Bruder Thomas Timpf (TT). Im Jahre 1661 vereinigte er schon drei Münzstätten in Krakau, Lemberg und Bromberg in seinen Händen. Die Posener Münze wurde in dieser Zeit auf drei Jahre dem Christoph Zegocki für seine während des schwedischen Krieges geleisteten Verdienste übergeben. Dieser verpachtete die Münze sofort zu einem Preis von 39000 Gulden an Niklas Gilli aus Neisse in Schlesien. Gilli hielt sich wenig an die Vorschriften; er prägte Sechsgroschen und Doppeldukaten mit den ungewöhnlichen Inschriften ARCVS FORTIVM CONTRITVS EST oder NON EST FORTIS SICVT DEVS NOSTER. Dabei zeichnete er das Haupt des Königs mit Lorbeer bekränzt und nicht mehr die Krone tragend, und, was das wichtigste war, er gab zuviel Kupfer zum Gold. 1662 wurde Gilli auf Grund dieser Tatsachen angeklagt und verhaftet und die Posener Münze geschlossen.

g) DIE MüNZE IN FRAUSTADT wurde gleichzeitig mit der Posener 1650 eröffnet und ebenfalls Andreas Timpf in Pacht gegeben; sie produzierte Goldmünzen verschiedenster Grösse, auch silberne Sechs- und Doppelgroschen, Orte und Taler, die mit MW (= moneta wschovensis) bezeichnet sind. Nach 1655 begann Timpf unter seinen Initialen AT hier zu prägen, was die Unterscheidung dieser Sorten von den Posener Münzen schwierig gestaltet. Als Timpf 1659 nach Krakau ging, übergab er auch die Fraustädter Münze seinem Bruder Thomas (TT); aber auch in diesem Falle können die Fraustädter Prägungen nur schwer von denen der Stadt Posen unterschieden werden. Im Jahre 1661 kam die Fraustädter Münze zusammen mit der von Posen in die Hände Christoph Zegockis; aber auch in diesem Zeitraum ist eine sichere Unterscheidung ihrer Erzeugnisse nicht möglich.

h) DIE MÜNZE ZU BROMBERG. Auch sie gehörte während der Regierungszeit Johann Kasimirs zu den wichtigsten und produktivsten in Polen. Sie wurde im Jahre 1650 eröffnet und einem gewissen Christoph Guttmann, einem Bromberger Kaufmann und Ratsherrn, in Pacht gegeben, der in den Jahren 1650-1652 Dukaten, Taler, Orte, Drei- Sechs- und Zweigroschen prägte. Seine Sorten tragen zuweilen die Inschrift MONETA CIVIT.BIDGOSTIENSIS, was aber nicht auf einen städtischen Charakter der Münzen hinweist. Nach einer achtjährigen Unterbrechung wurde die Münzanstalt 1660 wiedereröffnet und auf zwei Jahre Thomas Timpf übergeben. Dieser musste als Gegenleistung 24.000 Gulden zahlen. Dieser Vertrag wurde in den Jahren ]662, 1663 und 1666 verlängert und insofern ergänzt, dass nunmehr beide Brüder, sowohl Andreas als auch Thomas Timpf, Pächter wurden und ihnen gleichzeitig die Hauptmünzen von Krakau und Bromberg in Pacht gegeben wurden. Aus diesem Grunde ist es auch schwierig die Erzeugnisse beider Anstalten von einander zu unterscheiden. Es ist bekannt, dass in Bromberg die Hauptmasse der polnischen Guldenstücke geprägt wurde, die in drei Jahren auf 6,000.000 Stück berechnet wurde. Diese Gulden waren eigentliche Kreditmünzen, die dem Reich über die Krisenzeit hinweg helfen sollten. Sie tragen daher in ihrer Inschrift eine Devise, worin es heisst, dass das Wohl des Vaterlandes höher zu stellen sei, als der innere Metallwert des Geldes. Dieses Kreditgeld schien damals das erste Mal in der Geschichte auf, blieb aber unverstanden und unbeliebt und konnte sich nicht halten. Die Leute verspotteten das königliche Monogramm ICR (Johann Casimir Rex), indem sie ihm die Bedeutung "Initium Calamitatis Regni" beilegten und zahlten statt 30 Groschen für diesen Gulden nur deren 18. Allgemein wurden Klagen und Beschwerden laut, die auch durch mehrere Protektionsbriefe des Königs nicht zum Verstummen gebracht werden konnten. Beide Brüder Timpf mussten ins Ausland fliehen, Thomas nach Königsberg, Andreas 1667 nach Pommern. Die Bromberger Münze ging damals gegen einen jährlichen Pachtzins von 70900 Gulden in die Hände T. L. Boratinis über, unter der Bedingung, dass er in Bromberg keine Sechsgroschenstücke schlage. Bald aber wurden auch die beiden letzten Kronmünzstätten in Krakau und Bromberg geschlossen, ohne Rücksicht auf die noch nicht erloschenen Verträge mit Boratini.

i) DIE MÜNZE IN LEMBERG. Als im Jahre 1655 schon die meisten polnischen Provinzen unter schwedischer Okkupation standen, begann man von Lemberg aus eine Abwehraktion in die Wege zu leiten, indem man aus Spenden und Schenkungen die notwendige Geldsumme sammelte, um dem Vaterlande eine wirksame Hilfe zu Teil werden zu lassen. Es war vor allem das Kirchensilber, das in reichlicher Menge gespendet wurde und bald die Möglichkeit bot, es in Geld auszuprägen. Noch im Jahre 1656 wurde in Lemberg eine Münze errichtet, die unter der Obhut Christoph Korycinskis und unter der Leitung des königlichen Sekretärs Hieronymus Pinocci stand. Die Anstalt war bis 30. April 1658 in Betrieb und prägte Orte und Sechsgroschen, die als Münzzeichen den Lemberger Löwen hatten und zu den hässlichsten der polnischen Numismatik zählen, da die Münzstätte keinen entsprechenden Stempelschneider zur Verfügung hatte. Nach zweijähriger Unterbrechung wurde die Münze im Jahre 1660 wieder eröffnet und an den Italiener Giovanni Battista Amuretti (GBA) verpachtet, der seinen Münzsorten einen korrekteren Stempel zu geben wusste und Dukaten, Taler, Orte und Sechsgroschen bis zum Jahre 1662 prägte. Sein Nachfolger war Andreas Timpf, der schon andere Kronmünzen in Pacht hatte. Schon 1663 hat dieser der Lemberger Münzkommission einen Plan für die Guldenprägung vorgelegt und deren Einwilligung erhalten. Noch im selben Jahr vermünzte Timpf soviel Silber, dass er dem Fiskus 1,357.170 Gulden auszahlen konnte. Seine weitere Tätigkeit führte Timpf aber nach Bromberg und Krakau und so wurde die Lemberger Münze geschlossen.

j) DIE MÜNZE IN UJAZDOW BEI WARSCHAU. Im Jahre 1658 plante Titus Livius Boratini die Prägung von Kupferschillingen und erhielt dafür auch die Bewilligung der Münzkommission. Sie gestattete ihm 2,000.000 Gulden aus Kupfer zu schlagen, und zwar eine Million für die Kronländer und eine Million für Litauen. Infolgedessen wurde eine neue Münzanstalt in Ujazdow eröffnet und Kupfer in Schlesien, Hamburg und Lübeck und anderswo angekauft, zum Teil in Oliva bei Danzig vorgearbeitet und in Ujazdow mit Stempeln versehen. Im Jahre 1663 bewilligte man Boratini die Erhöhung der Emission um weitere 5,000.000 Gulden; dazu mussten aber noch andere Münzanstalten, vor allem die Krakauer Münze, herangezogen werden. Erst infolge der allgemeinen Klagen und Empörung musste Boratini die Ujazdower Münze schliessen lassen. Die hier geprägten Kupferschillinge tragen den Kopf des Königs und den Reichsadler und gehen zu 300 Stück auf 1 Pfund Kupfer. Sie hatten den Wert eines Drittels von einem Groschen.

k) DIE MÜNZE IN OPPELN. Nach dem Tode des Königs Wladislaus IV. im ]ahre 1648 gingen die verpfändeten schlesischen Fürstentümer Oppeln und Ratibor in die Hände des Breslauer Bischofs Karl Ferdinand von Polen und nach dessen Tode 1655 an Maria Ludwika und ihren Gatten Johann Kasimir über. Die alte Münze in Oppeln wurde bald erneuert und 1657 wiedereröffnet und von dem uns schon bekannten Andreas Timpf gepachtet (AT). Die Münze war bis 1664 tätig, obwohl Timpf nicht immer auf seinem Posten bleiben konnte und in den Jahre 1660 bis 1661 von seinem Bruder Thomas vertreten werden musste. Die hier geprägten Münzsorten beschränken sich auf Dreipölker und 15 Kreuzerstücke und haben den schlesischen Münzfuss. Sie tragen das belorbeerte Brustbild des Königs und auf der Rs. den polnischen Adler, sowie die Initialen AT oder TT und die Wertangabe von 3 oder 15 Kreuzern. Es ist durchaus möglich, dass in Oppeln Orte und Dukaten unter polnischen Stempeln geschlagen wurden.

l) DIE MÜNZEN VON LITAUEN unterscheiden sich von den Kronmünzen dadurch, dass sie nicht den polnischen Adler, sondern den litauischen Reiter im Stempel tragen. Sie wurden hauptsächlich in drei Münzanstalten geprägt, in Wilna, Kowno und Brest und zum Teil auch noch in den Kronmünzen zu Oliva, Ujazdow usw. Die Wilnaer Münze wurde zweimal in diesem Zeitabschnitt eröffnet, das erste Mal im Jahre 1652-53 und das zweite Mal 1664-66. In der ersten Münzperiode wurden hier silberne Schillinge, Groschen, Dreipölker, Drei- und Sechsgroschen geprägt und mit dem Wappen (Lilie) des Schatzmeisters M. Tryzna und der Wertzahl 360, 90, 60, 30 oder 15 versehen. Diese Zahlen bedeuten, dass diese Anzahl von Stücken auf einen Taler gehe. Im Jahre 1664 wurde die Münze zum zweiten Mal an T. L. Boratini verpachtet, der Sechsgroschen, Orte und Goldstücke, mit dem Wappen des Schatzmeisters Kirszenstein und mit den Initialen Boratinis versehen, prägen liess. Die Münze in Kowno wurde von Boratini zum Zwecke der Kupferschilling-Prägung ins Leben gerufen und Boratinis Gehilfen Georg Horn (GFH) und später dessen Bruder Theodor Horn (TZH) unterstellt. Gleichzeitig und mit demselben Ziel entstand auch die Münze in Brest, die einem gewissen C. Bandinelli übergeben wurde. Dass diese litauischen Kupferschillinge auch in Ujazdow und anderen Kronmünzanstalten geprägt wurden, geht daraus hervor, dass sie zuweilen auch das Wappen des polnischen (nicht des litauischen) Schatzmeisters Krasinski aufweisen. Von der Münze in Oliva bei Danzig ist nicht nur bekannt, dass sie kupferne Schrötlinge herstellte, sondern auch dass sie von Georg Horn verwaltet wurde, der später nach Kowno ging und dort Schillinge, die mit GFH und dem Wappen des Wilnaer Bischofs Bialozor gekennzeichnet waren, prägen liess. Bialozor war in eben diesen Jahren Verwalter der litauischen Finanzsachen. Dieser vorhergehend erwähnte Horn stand schon 1663 mit der Münzkommission wegen der Prägung von 5½ Millionen Gulden in Kupferschillingen in Unterhandlung; diese wurde jedoch im letzten Augenblick abgebrochen und die ganze Angelegenheit Boratini übergeben.

m) DIE STÄDTISCHE MÜNZE IN DANZIG. Die ganze Regierungszeit hindurch prägte die Stadt Danzig ihre Münzen unter dem Stempel Johann Kasimirs und zwar nach polnischem Münzfuss bis 1656 und dann nach dem eigenem, der etwas besser stand als in den gleichzeitgen Emissionen anderer Anstalten. Pächter dieser Münze war zuerst wie früher Gerhard Rogge (GR), ihm folgte dann 1657 Daniel Lesse (DL). Als Wardein fungierte 1642 Christian Schirmer (CS) und nach seinem Tode sein Sohn, der denselben Namen trug und bis 1688 bei einer jährlichen Pension von 900 Gulden amtierte. Münzeisenschneider war damals Johann Höhn, der beste der Danziger Medailleure, der auch viele Donative und historische wie auch private Medaillen signierte. Aus dieser Münze gingen vor allem viele Orte und Dukaten, zuweilen auch silberne Schillinge, Doppelgroschen, Halbtaler und Taler hervor, die das königliche Brustbild und das städtische Wappen tragen. Ein einziges Mal nur wurden im Jahre 1650 auch Doppeltaler emittiert, die die grössten Münzen der polnischen Numismatik darstellen. Die Münztätigkeit Danzigs in dieser Zeit umfasste ungeheure Summen. So findet man in Münzrechnungsberichten, dass Gerhard Rogge im Jahre 1649 Silber zum Umprägen für 1,476.763 Gulden gekauft hatte.

n) DIE STÄDTISCHE MÜNZE ZU THORN stand die ganze Regierungsperiode über in Tätigkeit und folgte hierin dem Danziger Beispiel. In den Jahren 1648-54 war auch hier der polnische Münzfuss massgebend, aber schon 1654 machte man davon eine kleine Abweichung und erleichterte auch den Wert der Thorner Orte, so dass nunmehr 30 Stück aus einer elflötigen Mark geschlagen werden konnten. Als im Jahre 1655 die Stadt unter schwedischer Okkupation stand, die bis 1658 dauerte, wurde die städtische Münze in eine schwedische verwandelt, die Orte mit dem Brustbild Karl Gustavs von Schweden und dem schwedischen Löwen, jedoch ohne jede Inschrift schlug. Von einem Stadtwappen oder einem Namen ist hier keine Rede. Nach Freigabe der Stadt von den Schweden im Jahre 1658 wurde die Münze an Hans David Lauer (HDL) verpachtet, der mannigfaltige Reihen von Dukaten, Talern, Orten, Doppelgroschen und Schillingen mit dem Stadtwappen prägte, aber keinen begabten Münzeisenschneider hatte. Hierin ist auch die Ursache zu suchen, dass die Thorner Prägungen nicht so schön wie die in Bromberg und Danzig sind, wenn auch nicht so hässlich wie die Lemberger. Im letzten Jahre dieser Regierungsperiode kam es noch zu einer Änderung in der Leitung der Münzanstalt, als im Jahre 1668 Heinrich Sievert (HS) nach Lauer das Münzmeisteramt übernahm.

o) DIE STÄDTISCHE MÜNZE ZU ELBING begann 1650 zu arbeiten; sie prägte Dukaten, Taler, Orte und Doppelgroschen unter dem Stempel König Johann Kasimirs, mit dem städtischen Wappen und unter Beibehaltung des polnischen Münzfusses. In diesen Reihen finden sich viele Münzproben und Abdrücke in Gold oder reinem Silber, in der Form viereckiger Klippen und dicker Stale (Pieds-forts). Pächter dieser Münze war zuerst Wilhelm van Eck (WvE) und seit 1652 Niklas Hennig (NH). Als sich im Jahre 1656 die Schweden der Stadt bemächtigten, nahmen sie auch die städtische Münze in ihren Besitz. Der bisherige Leiter der Münze, Hennig,blieb zwar weiter in seinem Amte, musste sich aber den schwedischen Anordnungen fügen. Das Brustbild König Karl Gustavs von Schweden wurde auf die Münzen gesetzt und der zur Zeit geltende Münzfuss stark gesenkt. So prägte Hennig Dukaten, Taler, Orte, Sechsgroschen, Dreipölker und Schillinge, die den polnischen sehr ähnlich waren und nur wertmässig gesehen viel niederer standen. Da sie in Polen in gros sen Massen in den Handel geworfen wurden, riefen diese Sorten Klagen hervor und richteten auch in wirtschaftlicher Hinsicht grössten Schaden an.

Als nach Ende des Krieges im Jahre 1660 der Friede von Oliva geschlossen wurde, kam Elbing an Polen zurück und die städtische Münze nahm unter derselben Leitung und unter dem polnischen Stempel Johann Kasimirs ihre Tätigkeit wieder auf. Man beschränkte sich allerdings auf die Prägung von Orten, Schillingen und Dukaten. Als 1665 Hennig starb, wurde Johann Paulson (IP) zu seinem Nachfolger erwählt, der aber nur Schillinge und Orte prägte. Übrigens wurden die Elbinger Schillinge in Oldenburg nachgeahmt.



12. Michael Korybut Wisniowiecki (1669-1673)

a) DIE KRONMÜNZSTÄTTEN. Die kurze Regierung König Michaels stand ganz unter dem Einfluss der Kriege Johann Kasimirs. Ihre Münzreihen zeigen nur sehr wenig, einzelne Serien fallen völlig weg. Wir finden keine Spur von litauischen Münzen und die ehemals so produktiven Kronmünzstätten beschränkten sich nur auf einige sehr seltene Dukaten und Probegulden. Sie wurden ausnahmsweise in der Bromberger Münze geschlagen, die 1671 vom Schatzmeister Andreas Morstin eröffnet und der Leitung des alten Wardeins Michael Hodermann unterstellt worden war. Die Gulden wurden zu 21 Stück aus einer zwölflötigen Silbermark in einer Anzahl von 5000 Stück geprägt und hatten den Wert eines Drittel-Talers. Diese Emission fanden aber bei der Münzkommission keinen Anklang weshalb auch die Bromberger Offizin geschlossen werden musste.

b) DIE MÜNZEN VON DANZIG, die unter König Michael geschlagen wurden, bestehen nur aus kleinen Schillingen, Dukaten und Doppeldukaten. Die Schillinge wurden im Jahre 1670 geprägt und sind noch minderwertiger als zur Zeit Johann Kasimirs. Sie wurden zu 279 Stück aus einer Krakauer Mark geschlagen und weisen nur 1 Lot 8 Pfennig Silbergehalt auf. Dagegen sind die aus den Jahren 1670, 72 und 73 stammenden Danziger Dukaten wie immer schön und gut geprägt. Wie vorher stand die städtische Münze unter der Leitung Daniel Lesses (DL), hatte als Wardein Christian Schirmer und als Münzeisenschneider den hervorragenden Künstler Johann Höhn den Jüngeren.

c) DIE MÜNZE IN THORN stand in dieser Zeit unter der Leitung des alten Pächters Heinrich Sievert (HS) und von 1672 an unter der Direktion von Hans David Lauer (HOL). Beide prägten eine grosse Anzahl von kleinen Schillingen, die einen für Danziger Begriffe sehr niedrigen Münzfuss besassen. Die von Sievert geprägten Schillinge tragen die Jahreszahl 1671 unter dem Monogramm des Königs; die in den Jahren 1672 bis 75 von Lauer fabrizierten sind jedoch ohne Datum. Lauer musste dafür 1000 Gulden jährlich der Staatskasse zahlen. Von den übrigen Thorner Münzsorten sind nur noch Doppeldukaten aus dem Jahre 1671 bekannt, die mit den Initialen Sieverts bezeichnet sind. Bei ein und demselben Stempel haben sie zuweilen das Gewicht von 3 Dukaten.

d) DIE MÜNZE ZU ELBING entwickelte zur Zeit König Michaels eine Tätigkeit, die die der anderen Städte weit übertraf. Bekannt sind Schillinge, Halb- und ganze Taler, Dukaten und Doppeldukaten ; aus Berichten hören wir noch von Elbinger Sechsgroschen, die heute jedoch unbekannt sind. Am häufigsten wurden Schillinge nach einem Münzfuss, der dem Danziger oder Thorner sehr ähnlich ist, geprägt. Andere Münzsorten wurden nur in einer sehr kleinen Anzahl ausgeprägt, so dass sie nur als Münzproben betrachtet werden können. Die Elbinger Taler und Halbtaler haben noch denselben Stempel und wurden im XIX. Jahrhundert vielfach gefälscht. Alle Taler sowie die Goldmünzen sind mit den Initialen CS des Christian Schulz, des damaligen Pächters, bezeichnet.



13. Johann III. Sobieski (1676-1696)

a) CHARAKTERISTIK. Die Regierung König Johanns III. stand noch unter dem Einfluss der vorhergehenden Kriege und der ungeheuren Kriegsanleihen. Das Münzwesen wurde von Schillingen und Gulden, den sogenannten Boratinki und Timpfen beherrscht und nur eine kleine Anzahl der alten guten Münzsorten war noch im Umlauf, doch auch diese wurden "gekippert" (die schwersten Stücke herausgesucht) und ins Ausland exportiert. Die Münzkommission fand in dieser Lage keine Mittel und Wege, um die notwendigen Münzreformen durchzuführen. Der Krönungs-Landtag von 1676 hat zwar die Eröffnung der Münzanstalten bewilligt und den bisherigen Umlaufkurs bestätigt, aber dennoch konnte sich dieser im Handel nicht durchsetzen. Ein Dukaten hatten den Kurswert von 12 Gulden, und ein Taler von 6 Gulden, ein holländischer Löwentaler von 5 Gulden aber es waren Preise, die für die Kupferwährung berechnet waren. Der Unterschied zwischen den Währungen erforderte, dass 100 Gulden in guter Silberwährung mit 170 Gulden in Kupferwährung bezahlt werden sollten. Trotz der genannten offiziellen Kurse zahlte man im Handel in kupfernen Schillingen schon 18 Gulden für einen Dukaten und 8 Gulden für einen Taler, aber in alten Silbersorten für den Dukaten nur 7½ Gulden und 3½ für den Taler. Von den Münzen waren damals drei in Betrieb und zwar in Krakau, Bromberg und Danzig; zu gleicher Zeit breitete sich jedoch die Falschmünzerei immer mehr aus.

b) DIE MÜNZE ZU BROMBERG arbeitete nach dem Münzfusse, der vom Landtage des Jahres 1676 verordnet worden war, demzufolge Orte in zehnlötigem, Sechs- und Dreigroschen in sechslötigem Silber geprägt werden sollten. Die Einkünfte aus den Münzen waren in erster Linie für die Münzverbesserung und dann erst für andere Zwecke bestimmt. Auf dieser Grundlage begann die Bromberger Münze, die 1677 vom Schatzmeister Andreas Morstin eröffnet und an den schon früher erwähnten Unternehmer Michael Hodermann und einen Unternehmer aus Italien namens Santi de Urbanis Bani als Superintendanten verpachtet worden war, ihre Arbeit. Eine neue Änderung trat 1679 ein, als Titus Livius Boratini die Bromberger Münze als Entschädigung für die Anleihen und den gebrochenen Vertrag übernahm. Weil er gleichzeitig auch die Krakauer Münze führen musste, ernannte er Michael Hodermann zu seinem Stellvertreter für Bromberg; auch setzte er seine Initialen TLB auf die hier geprägten Münzen. Wir finden sie auch noch auf den Münzen der Jahre 1683 und 1684, obwohl Boratini schon 1682 gestorben und die Münze von seinen Erbnachfolgern verwaltet wurde. Im Jahre 1684 wurde aber die Münze dem Kastellan von Brest, Sp. Pstrokonski verpachtet, der sie bald einem gewissen Samuel Phachler weiter verpachtete. Infolge dessen finden wir auf den Bromberger Prägungen der Jahre 1684 und 85 das Monogramm SP oder SVP Pstrokonskis; allerdings könnten diese Prägungen auch der Krakauer Münze zugeschrieben werden, weil der Brester Kastellan beide Anstalten in Händen hatte. Im Jahre 1685 wechselten die Administratoren der Münze nochmals. Pächter war nunmehr der Kastellan von Inowroclaw Sigismund Dambski mit seinem Stellvertreter Samuel Feller, die aber im Namen der Erben Boratinis hervortraten und auch dessen TLB auf den Münzstempeln führten. Sie prägten nur Orte und Sechsgroschen und blieben bis 1687. In diesem Jahre wurde die Bromberger Münze für immer geschlossen.

c) DIE MÜNZE ZU KRAKAU wurde im Jahre 1679 in Betrieb gesetzt, um den Münzunternehmer Titus Livius Boratini zufriedenzustellen, der seit zwanzig Jahren verschiedene Ansprüche an den königlichen Fiskus hatte. Um die Rechnung mit ihm zu bereinigen, wurde ihm gestattet, die Krakauer Münze auf eigenen Nutzen und Gefahr bis zur Tilgung der von ihm gewährten Anleihe zu führen. Dasselbe galt auch für die Bromberger Münze. Boratini starb 1682, doch wurde das Werk von seinen Erben weiter geführt, die Münzreihen wie Drei-, Sechsgroschen und Orte mit seinem Monogramm TLB, die sich bis zum Jahre 1687 verfolgen lassen, prägten. Eine Unterscheidung der Krakauer Prägungen von denen der Stadt Bromberg lässt sich nur schwer durchführen; die Dreigroschenstücke allein nehmen hier eine Sonderstellung ein. Die Krakauer Dreigroschen tragen das königliche Brustbild mit der Krone, die Bromberger hingegen mit dem Lorbeer. Auf den Dreigroschen von Krakau finden sich auch öfters die kleinen Buchstaben C oder K (=Krakau) oder auch B, was auf Gottfried Bartsch, den Leiter der Krakauer Münze hinweist. Im Jahre 1685 beschloss der Landtag die Schliessung der beiden Münzen in Krakau und Bromberg, die Auflassung der Krakauer Münze wurde allerdings erst 1687 vollzogen.

d) DIE MÜNZE ZU WILNA war zwar die ganze Regierungszeit hindurch geschlossen, trotzdem ist ein litauischer Sechsgroschen Johanns III. aus dem Jahre 1679 bekannt, der auf dem Revers den litauischen Reiter, unter dem Brustbild die Initialen TLB und auch das Wappen des litauischen Schatzmeister B. Sapieha trägt. Dieser Sechsgroschen ist aber aus Kupfer und war nur eine Probemünze, die wahrscheinlich in der Krakauer Anstalt unter Boratinis Leitung geprägt wurde. Er bildet zugleich auch ein Beweisstück, dass dieser Unternehmer auch litauische Münzsorten zu prägen beabsichtigte, dies jedoch aus uns nicht bekannten Gründen, nicht verwirklichen konnte.

e) DIE MÜNZE ZU DANZIG. Unter Johann III. war Danzig die einzige privilegierte Stadt Preussens, deren Münze in Betrieb war und eigenes Geld prägte. Die Arbeit ging nur sehr langsam voran und wurde oft unterbrochen. Am häufigsten wurden städtische Dukaten geschlagen, die ein schönes Brustbild des Königs und das städtische Wappen tragen und aus den Jahren 1676, 1677, 1682, 1683, 1688 und 1692 stammen. In etwas grösserer Anzahl wurden auch Schillinge herausgebracht. Sie waren Bilonprägungen und wurden im Jahre 1688 im Werte von 1432 Gulden 5 Groschen in einer Anzahl von 128.085 Stück geschlagen. Die Talerprägung des Jahres 1685 beschränkte sich auf ungefähr 200 Stück, da die Unkosten zu gross waren. Auch die Zwei- und Vierdukatenstücke von 1692 gehören zu den Ausnahmen und sind sehr selten. Alle erwähnten Prägungen tragen bis zum Jahre 1685 die Initialen und das Wappen (Löwe) des Münzmeisters Daniel Lesse, der damals die Danziger Münze verwaltete. Nach ihm finden wir Christian Schirmer auf diesem Posten, der aber kein Zeichen auf den Münzen hinterlassen hat. Alle diese Münzstempel hat Johann Höhn der Jüngere, der als Medailleur berühmt war, verfertigt.



14. August II. der Starke (1697-1733)

a) CHARAKTERISTIK. Die Regierung dieses ersten sächsischen Königs, getrübt durch den dritten schwedischen Krieg, stand noch weiter unter dem Einfluss der ernsten Zeiten unter Johann Kasimir. Im Münzwesen herrschen weiter die damals noch geprägten Timpfe (Gulden) und Boratinki (Schillinge), die fast das einzige Umlaufsmittel bildeten und die Preise anderer besserer Münzen erhöhten. Um sich von den Kursschwankungen zu befreien, beschloss man auf dem Landtage von 1717, den Preis eines Dukatens auf 18 Gulden, eines Talers auf 8 Gulden, eines Timpfs auf 1 Gulden 8 Groschen und eines Sechsgroschenstückes auf 12 Groschen 2 Schillinge festzusetzen, alles natürlich in Kupfer-Schillingen berechnet. Diese Preise blieben bis in die Zeiten Stanislaus Augusts gültig. Die Regierung Augusts II. hat in Polen selbst sehr wenige neue Münzen hinterlassen, dagegen erzeugten damals sehr viele Münzen die sächsischen Münzstätten in Dresden und Leipzig; die Münzen waren zwar für die sächsischen Länder bestimmt, drangen aber in grossen Mengen in Polen ein. Sie waren mit polnischen Wappen und Titeln versehen und sollen aus diesem Grunde in der polnischen Numismatik ihren Platz haben. Der Gegner König Augusts, Stanislaus Leszczynski, hat weder in Polen noch in Lothringen Münzen geprägt oder hinterlassen.

b) POLNISCHE PRÄGUNGEN sind nur sporadisch in verschiedenen Münzanstalten entstanden. Zuerst kamen in der Leipziger Münze 1698 Timpfe und Sechsgroschen nach polnischem Fuss vor, die mit dem gekrönten Brustbild des neuen Königs versehen waren, der auf diese Weise der Bevölkerung vorgestellt werden sollte. Im Jahre 1702 wurde in derselben Münzanstalt eine neue Reihe polnischer Münzen geschlagen, wie Sechsgroschen, Timpfe, Taler und Dukaten, aber auch diesmal ohne Bewilligung des Landtages oder Senates. Diese Emission wurde vom sächsischen Grosskanzler Graf von Beichlingen durchgeführt, der auf einen polnischen Taler aus dem Jahre 1702 seinen dänischen Danebrogorden anstatt des dem König verliehenen dänischen Elefantenordens setzen liess; infolge dieser Beleidigung des Königs fiel er in Ungnade. Durch den neuerlichen Krieg mit den Schweden wurde auch diesen Prägungen ein Ende gesetzt. Die polnischen unterscheiden sich von den sächsischen Prägungen dadurch, dass sie das königliche Brustbild stets mit der Krone darstellen, die Inschrift mit AVGVSTVS II. beginnen und einen ähnlichen Münzfuss wie unter König Johann III. haben. Als Münzmeisterzeichen treffen wir auf die Buchstaben EPH, die Initialen von Ernst Peter Hecht.

c) LITAUISCHE PRÄGUNGEN. Zur Zeit des Bürgerkrieges zwischen den Anhängern Augusts und Leszczynskis war der litauische Schatzmeister Ludwig Pociej, der 1706 in Grodno eine Münze einrichten und neues litauisches Geld unter dem Stempel König Augusts prägen liess, um Mittel für seine Armee zu haben, auf Seite der Sachsen. Es sind dies die sehr seltenen Dreigroschen und die häufigeren Sechsgroschen, die neben dem königlichen Wappen auch die Buchstaben LP und das Wappen Pociejs tragen. Die Gegenpartei hat bald die Annahme dieser Sorten verboten und die Buchstaben des Schatzmeisters als "Jammer des Landvolkes" (ludu placz) gedeutet. Die eben erwähnten Prägungen sind die letzten, ausser ihnen gab es keine anderen litauischen mehr.

d) DIE SÄCHSISCHEN PRÄGUNGEN nehmen ihren Ursprung aus den beiden sächsischen Münzstätten von Leipzig und Dresden. Die erstgenannte war bis 1714 tätig und stand unter der Leitung von Ernst P. Hecht (EPH). Die zweite arbeitete die ganze Regierungsperiode hindurch und stand bis 1716 unter der Direktion von Johann Lorenz Holland (ILH) und später von Georg Schomburg (IGS). In beiden Münzanstalten wurden die Münzen mit der grössten Gleichförmigkeit nach dem sogenannten Leipziger Fuss geschlagen. Nach diesem Münzfusse wurde in Silber Taler, 2/3, 1/3 (Doppelgulden), 1/6 (Gulden), 1/12 (Doppelgroschen) 1/24 (Groschen) und 1/48 Taler (Halbgroschen), Dreier und Heller (Pfennige) ausserdem in Gold 2, 1, 1/2, 1/4 Dukaten geprägt. Die Münzen bis zum Werte eines 1/6 Talers tragen das königliche Brustbild ohne Krone, sowie die Wappenschilde von Polen und Sachsen, alle kleineren Münzsorten nur einen Schild mit dem sächsisch-polnischen Wappen, der deutschen Inschrift und dem Münzwerte. Auf diesen Inschriften lautet der Name des Königs immer FRIDERICVS AVGVSTVS.

Neben diesen genannten ordentlichen Münzsorten prägten die sächsischen Anstalten auch viele Gelegenheitsserien und Denkmünzen. Zu diesen gehört die Schmetterlingsserie , auch Gräfin Cosel-Münzen genannt. Vom Jahre 1710 stammen die Münzen anlässlich der Wiedererlangung des polnischen Thrones, von 1711 die Münzen, die anlässlich der Erlangung des Reichs-Vikariats nach dem Tode Kaiser Josephs I. geprägt wurden. 1717 wurden Gedenkmünzen mit einem Schiff auf den Tod der Königsmutter Anna Sophia und 1719 Hochzeitsmünzen zu Ehren der Vermählung Prinz Augusts III. mit der Erzherzogin Maria Josepha von Österreich, 1727 Münzen mit Zypressen auf den Tod der Königin Christine Eberhardine geschlagen. Hierher gehören auch die Schiesstaler der Jahre 1697, 1699 und 1705, sowie die Taler die anlässlich der Gründung des polnischen "Weissen Adler-Ordens" im Jahre 1713 geprägt wurden.

e) DIE STÄDTISCHEN PRÄGUNGEN sind auf die Dukaten der beiden privilegierten Städte Danzig und Thorn beschränkt. Die Danziger Münze wurde zweimal eröffnet, aber jedesmal nur auf kurze Dauer. Das erste Mal im Jahre 1698 wurde während des Aufenthaltes des Königs in Danzig eine kleinere Anzahl von Dukaten und Doppeldukaten geprägt, die wahrscheinlich dem König geschenkt wurden. Zum zweiten Male wurde die Münze zur Prägung der kleinen Billonschillinge 1715 in Betrieb gesetzt, denn der Mangel an Kleingeld machte sich schon empfindlich bemerkbar. Zu diesem Zwecke wurde Zacharias Arensburg aus Kurland, ein Schüler des hervorragenden, aus der Schweiz stammenden, aber hauptsächlich in Stockholm tätigen Medailleurs Johann Karl Hedlinger, nach Danzig berufen. Für das Jahr 1716 wollte man schon frühzeitig den neuen Münzmeister Israel Rediger und den früheren Wardein Daniel Sievert heranziehen, doch kam es zu keinen Neuemissionen mehr und von der ganzen Tätigkeit sind nur sehr seltene Schillinge erhalten geblieben. Noch weniger geschah in Thorn. Hier wurden zwar schon im Jahre 1702 die Münzstempel zu einem Dukaten mit Thorner Wappen vorbereitet, doch zur Prägung kam es nicht. Erst in späteren Zeiten wurden diese Stempel gefunden und davon Abdrücke gemacht, die in Gold und Silber und auf Taler geprägt heute noch bekannt sind.



15. August III. (1733-1763)



16. Stanislaus August (1765-1796)




17. Das geteilte Polen (1772-1914)

a) CHARAKTERISTIK. Selbst die Münzen dieses Zeitraumes, die in oder für Polen geschlagen wurden, beweisen, dass die Unabhängigkeit des Landes zu Ende ging und fremde Mächte hier herrschten. Diese Münzen beginnen mit der ersten Teilung im Jahre 1772 und lassen sich bis zum ersten Weltkrieg im Jahre 1914 verfolgen. Der polnische Charakter bleibt nur bei den in Warschau geprägten Münzen erhalten, die preussischen und österreichischen Prägungen für die polnischen Anteile weisen fremde Eigenschaften auf. Der Charakter der Warschauer Münzen wird immer mehr verwischt und geht zur Zeit Kongresspolens ins Russische über. Den politischen Verhältnissen entsprechend, haben wir es hier mit Münzen zu tun, die für Südpreussen und die Provinz Posen von der preussischen, für Galizien von der österreichischen Regierung geprägt wurden. Einen besonderen Raum nehmen in dieser Zeit die Münzen des Herzogtums Warschau, Kongress-Polens unter russischer Herrschaft und der freien Städte Danzig und Krakau ein. Nicht zu vergessen ist die Reihe des privaten Papiergeldes aus den Jahren 1848 und 1863, welches als interessantes Surrogat der ordentlichen, geprägten Münzen aufscheint.

b) DIE ÖSTERREICHISCHEN PRÄGUNGEN sind in dieser Reihe die frühesten, weil sie bald nach der ersten Teilung (1772) geschlagen wurden. Sie waren für Galizien bestimmt und bestanden aus Kupferschillingen, die 1774 in Schmöllnitz (Szomolnok) in Ungarn geprägt wurden. Sie tragen nur eine Inschrift und das galizische Wappen. Die zweite Gruppe bilden die 15- und 30 Kreuzerstücke von 1775, mit dem Brustbild der Kaiserin Maria Theresia, ebenfalls mit dem galizischen Wappen und dem Titel der beiden Fürstentümer Auschwitz und Zator. Sie wurden in der Wiener Münze geprägt, die damals unter der Direktion des Münzmeisters I. A. Cronberg und des Wardeins F. Aycherau stand. Im Jahre 1794 trat die Wiener Regierung zum dritten Mal mit polnischen Münzen hervor; sie liess während der Freiheitskämpfe Kosciuszkos kupferne Groschen, Dreigroschen und sehr seltene Sechsgroschen prägen, die für die Militärbehörden an der polnischen Grenze in Galizien bestimmt waren. Weitere österreichische Prägungen für Galizien gibt es nicht. Man muss aber bemerken, dass alle österreichischen Banknoten unter anderen auch eine polnische Inschrift tragen und dass die österreichischen Münzen der Guldenwährung die Titel Galiziens und Lodomeriens, die der Kronenwährung von 1893-1918 den Titel Galiziens auf den Geprägen der cisleithanischen (österreichischen) Reichshälfte führen.

c) PREUSSISCHE PRÄGUNGEN. Es handelt sich hier um zwei Gruppen von preussischen Münzen, die für polnische Provinzen bestimmt waren. Die erste Gruppe aus den Jahren 1796 bis 1798 gehörte für Südpreussen, also diejenigen polnischen Provinzen mit Warschau, die Preussen bei der dritten Teilung Polens erhalten hatte. Es waren dies Kupfermünzen, wie Groschen und Dreigroschen, die in den Münzanstalten Berlin (A), Breslau (B) und Königsberg (E) unter dem Stempel König Friedrich Wilhelms IIl. geprägt wurden. Sie hatten noch den alten polnischen Münzfuss und sollten für die neue Regierung werben. Zum zweiten Mal wurden neue Münzen für die Provinz Posen in den Jahren 1816 bis 1817 herausgegeben, weil diese Provinz nach dem Wiener Kongress dem preussischen Staate zurückgestellt wurde. Auch diesmal wurden kupferne Groschen und Dreigroschen nach Warschauer Muster in den Münzanstalten von Berlin (A) und Breslau (B) hergestellt. Auf ihrem Stempel finden wir zum ersten Male den neuen Titel des Grossherzogtums Posen genannt.

d) DIE FREIE STADT DANZIG. In dieser Zeit kamen zweimal Danziger Münzen heraus. Das eine Mal im Jahre 1801, als die preussische Regierung der Stadt die Bewilligung gab, eine Anzahl von kleinen kupfernen Schillingen mit dem städtischen Wappen und dem königlichen Monogramm auszuprägen, unter der Bedingung, dass die ganze Herstellung in der Berliner Münze stattfinden solle. Dies war keine Anerkennung der alten Münzrechte der Stadt, sondern nur eine Ausnahme, die im Handelsinteresse vorgenommen wurde. Die zweite Gruppe der Danziger Münzen gehört den auf den Tilsiter Frieden von 1807 folgenden Jahren an, als Danzig zur freien Stadt erklärt wurde. Bald wurde eine städtische Münze eingerichtet und an einen gewissen Ludwig Meyer (M) verpachtet. In den Jahren 1808, 1809, und 1812 schlug dieser viele kupferne Schillinge und Groschen, wie auch silberne Sechsgroschen nach dem alten polnischen Münzfusse und machte auch viele Probeabschläge in feinem Silber oder Gold, um den Wünschen der Danziger Sammler entgegenzukommen. Mit dem Fall Napoleons nahm auch die Freiheit der Stadt ein Ende und durch mehr als 100 Jahre erschienen keine weiteren Danziger Münzen.

e) DAS FüRSTENTUM WARSCHAU, das im Jahre 1807 von Napoleon geschaffen worden war, errichtete erst 1810 seine eigene Münzstätte in Warschau und übergab deren Leitung dem Johann Stockmann (IS) und seit 1811 dem Johann Benik (IB). Als Münzeisenschneider wurden Gottfried Majnert und J. Baerend, beide vorzügliche Medailleure, bestellt. Da sich viel preussisches Geld im Umlauf befand, wurde der Münzfuss dem preussischen angepasst, die Namen der Münzsorten wurden jedoch von denen Stanislaus Augusts genommen. Man prägte damals in allen drei Metallen, also Groschen und Dreigroschen in Kupfer, 5 und 10 Groschen in Billon, Gulden,Doppelgulden und Taler in Silber und Dukaten in Gold. Ausserdem wurden Banknoten gedruckt, die einen Wert von 1, 2 und 5 Talern hatten, und den Zweck verfolgten, die Wiener Bankzettel zu ersetzen und dem Lande eine Finanzhilfe angedeihen zu lassen. Diese Prägung währte in Warschau bis 1815 und erfolgte immer unter dem Stempel Friedrich Augusts, des sächsischen Königs und Warschauer Fürsten, der ein Enkel des polnischen Königs August III. war. Es ist interessant, dass er auf seinen sächsischen Prägungen keine polnischen Titel führte.

Während des Krieges von 1813 wurde Zamosc von den Russen belagert. Die polnische Besatzung dieser Festung stand unter Kommando des General Hauke, der infolge des Mangels an Kleingeld, Kirchensilber und die im Umlauf befindlichen österreichischen Sechskreuzerstücke einziehen und eine provisorische Münzanstalt einrichten liess, in der dieses Metall umgeprägt werden sollte. Auf diese Weise entstanden damals die Belagerungsmünzen, und zwar 7.830 Stück silberner Doppelgulden und 1330 Stück kupferner Sechsgroschen mit der charakteristisch polnischen Inschrift: "Gott helfe denen, die treu dem Vaterlande dienen". Als sich aber der Tag der Kapitulation näherte, liess der General Stempel und Maschinen vernichten.




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