1. Einleitung Münzen und Medaillen werden im allgemeinen über eine Schmelze, über den flüssigen Zustand des Metalls, hergestellt. Im Gegensatz zum Schmelzen wird beim Sintern der Schmelzpunkt des Metalls nicht erreicht. Die einzelnen Metallteilchen sintern unter Druck und Temperatur so zusammen, dass der Zusammengehalt gewährleistet ist, jedoch noch Hohlräume vorhanden sind. Metallphysikalisch betrachtet, finden dabei Vorgänge der gegenseitigen Diffusion statt, die umso intensiver sind, je höher die Temperatur ist. Um sintern zu können, muss zunächst körniges oder pulveriges Material vorliegen. Das kann bei der Gewinnung des Metalls bereits der Fall sein, wie z.B. beim Goldwaschen. Meist werden jedoch die Körner durch industrielle Verfahren hergestellt. Zu den wichtigsten Verfahren gehören die mechanische Zerkleinerung (Schlagmühlen bei Eisen), Verdüsen von Schmelzen, chemische Reaktionen und Elektrolyse. Die Körner werden dann in einer Form zusammengepresst - verdichtet - und einer Wärmebehandlung, dem eigentlichen Sintervorgang, unterzogen. Die Vorteile des Verfahrens sind:
Die Nachteile sind:
2. Frühe Anwendung der Sintertechnik Die Sintertechnik kam zunächst überall dort zur Anwendung, wo die Schmelztemperatur nicht erreicht wurde.
3. Münzen und Medaillen aus Sintermetallen In der Münzgeschichte ist das Sinterverfahren für eine Vielzahl von Metallen nachgewiesen. Neueste Untersuchungen mit verschiedenen Methoden, z. B. ein Vergleich der Dichtemessung mit der chemischen Analyse, bringen weitere Erkenntnisse.
Abb.1: Sinterplatin, Russland, 3 Rubel 1828, Ø 23,5 mm, 10,4 g Das Phänomen der hohen Porosität bei manchen keltischen, römischen und mittelalterlichen Edelmetallmünzen, die sich durch eine niedrigere Dichte als die kompakten Metalle auszeichnen, geben Hinweise, z.B. bei keltischen Goldnominalen, auf die Verwendung von Waschgold und den Vorgang einer Sinterung. Zu den ersten großtechnischen Verfahren der Herstellung von Sintermünzen, die literarisch dokumentiert sind, gehört wohl das im Jahre 1826 in Russland angewendete Sinterverfahren für Platinmünzen (Abb.1). In dieser Zeit wurde der Schmelzpunkt von 1774° C noch nicht erreicht. Das Platin wurde aus einer Ammonium-Platin-Chlor-Verbindung als metallisches Platin ausgefällt, gepresst, bei 800 bis 1000° C gesintert, geschmiedet und geprägt. Die Verwendung von Sintereisen erlangte großtechnische Bedeutung. Bestimmte Betriebe spezialisierten sich auf die Herstellung von Sinterteilen. Auf Sinterformteile aus Krebsöge (Krebsöge Sintermetall Bonn) weist eine Autoplakeue hin (Abb.2).
Abb.2: Sintereisen, Werbemarke von Krebsöge, ohne Jahr, 42,1 x 29,2 mm, 16,7 g Aus Eisenpulver wurden Medaillen zu DDR-Zeiten im Eisen- und Hüttenwerk Thale hergestellt. Die Verwendung von Eisenpulver stellte primär eine Notlösung durch die Zwangsbewirtschaftung der Buntmetalle dar. Die Technologie konnte jedoch soweit getrieben werden, dass letztendlich gutaussehende und korrosionsfeste Medaillen entstanden.
Abb.3: Eisen-Sintermedaille, 650 Jahre Bergstadt Ehrenfriedersdorf, 1989, K. Müseler, Bd.III 15.4.169, Hersteller Eisenhüttenwerke Thale, Ø 60,1 mm, 74,6 g Das Metallwerk Unterfranken in Bad Brückenau ist ein bedeutender Betrieb der Pulvermetallurgie, der heute mit der Herstellung von Zahnrädern, Pleueln, Gleitlagern u.a. Weltbedeutung besitzt. Zum 20-jährigen Bestehen der Firma im Jahre 1980 emittierte das Metallwerk eine aussagekräftige Sintermedaille (Abb.4), auf der neben der Ansicht des Werkes das Porträt von Prof. G. Zapf, einem Pionier der Pulvermetallurgie, dargestellt ist. Dieser Sintereisenmedaille ist Kupfer beigemischt, damit eine geringere Porosität und ein höherer Korrosionswiderstand erreicht wird.
Abb.4: Eisen-Sintermedaille mit Kupferanteil, 1980, Bad Brückenau, Ø 60,2 mm, 120 g Abb.5: Bronze-Sintermedaille, Int. Pulvermetallurgische Tagung Dresden 1969, Ø 60,1 mm, 49,7 g Kupfer und Kupferlegierungen, wie Sinterbronze, werden ebenfalls großtechnisch für Sinterteile wie Gleitlager, Buchsen, Formteile, Halbfabrikate und Filter eingesetzt. Zur IV. Internationalen Pulvermetallurgischen Tagung im Jahre 1969 in Dresden wurde eine Sinterbronze-Medaille (Abb.5) emittiert, auf der schematisch die Herstellung von Metallpulver durch Versprühen dargestellt ist. Sinterteile gerade aus Bronze können sehr unterschiedlich in der verwendeten Korngröße sein. Während man für Medaillen sehr feinkörniges Pulver verwendet, ist das Pulver z. B. für Filter grobkörnig. Auch für Sinterformteile mit geringer mechanischer und auch chemischer Beanspruchung verwendet man grobkörniges Material, wie auch für das Sinterformteil für die Umrahmung einer
Ehrenmedaille (Abb.6) des Bergbau- und Hüttenkombinats Freiberg. Bei diesem Teil sind die großen Körner schon mit bloßem Auge zu erkennen.
Abb.6: Sinterbronze als Einrahmung einer Kupfernickelmedaille, ohne Jahr, Ø 40 mm, 200 g Gesamtgewicht Silber wurde in Österreich zur pulvermetallurgischen Herstellung der Olympia-Münzen für die XII. Winterolympiade im Jahre 1976 verwendet. Man erhielt dichte, hellklingende Ronden, und es war möglich, einen Weißsiede- und Poliervorgang anzuwenden. Es wurde sehr optimistisch über die Anwendung der Pulvermetallurgie berichtet. Jedoch zeigt die Münze (Abb.7) keinen erfreulichen Anblick. Es gibt Stellen mit starker örtlicher Fleckenkorrosion in Form von dunklen Stellen, die auf eine höhere Empfindlichkeit des Sintermaterials hinweisen.
Abb.7: Sintersilber, 100 Schilling Österreich 1976, Ø 36 mm, 24,00 g, Ag640 [Ersatzbild entnommen aus: http://www.muenzkatalog-online.de/katalog/muenzen/muenze_5235.html] Auch Aluminium wird pulvermetallurgisch zu Halbzeugen verarbeitet. Ein großer Fortschritt war dabei die Erkenntnis, dass ein Anteil von 6 bis 13 % Aluminiumoxid dem Sinteraluminium hohe mechanische Festigkeit auch bei hohen Temperaturen verleiht. Die Sintertechnik ermöglichte diese Zusammensetzung, die schmelzmetallurgisch nicht möglich ist. Eine Medaille (Abb.8) aus Sinteraluminiumpulver (SAP) weist auf den Besuch des Papstes Johannes Paul II. in Fulda im Jahre 1980 hin.
Abb.8: Aluminium-Sintermedaille, Papstbesuch Fulda 1980, Ø 60 mm, 40,7 g [Ersatzbildbeschaffung bei Ebay, aber ohne Angaben zu Gewicht und Material] Es ist anzunehmen, dass sehr viel Anstrengungen unternommen wurden, um den Herstellungsprozess der Münzrohlinge aus Sintermaterial zu verbessern. Ab und zu tauchen gesinterte Münzen auf, ohne dass diese als solche in der Literatur oder in Katalogen erwähnt werden. Ein 50-Cent-Stück von Liberia (Abb.9) ist als Probemünze aus Sintermaterial geprägt und als solche an den Flecken auf dem Revers und an dem porigen Rand zu erkennen. Die hier auftretenden großen Sinterteilchen und die großen Poren sind einer Korrosionsfestigkeit abträgig.
Abb.9: Sinterlegierung, Liberia, 50 Cents 1889, Ø 30,3 mm, 9,5 g [Ersatzbildbeschaffung mislungen] Wenn hochschmelzende Metalle verarbeitet werden, so werden meist nach neuesten Methoden Sinterverfahren angewendet. So lässt sich z.B. Nickel und Kobalt mit Schmelzpunkten von 1455 und 1492°C leichter über sintermetallurgische Verfahren als über Schmelzen darstellen, zumal heute Metallpulver direkt aus Erzen gewonnen werden. Für die Gewinnung von reinem Nickel-, Kupfer- und Kobaltpulver wird die Methode der Wasserstoff-Druck-Hydrometallugie angewendet. Eine Kobaltmedaille (Abb.10) aus Sinterwerkstoff wurde von der Sherritt Mint in Kanada aus Anlass der Internationalen Kobalt-Konferenz in Gorham im Jahre 1979 geprägt.
Abb.10: Sinterkobalt, Kanada, Sherritt Mint (1979, ohne Jahr) Ø 32,8 mm, 13,2 g [Ersatzbildbeschaffung mislungen] 4. Zusammenfassung Gepräge aus Sinterwerkstoffen zeichnen sich infolge von Poren durch eine geringere Dichte gegenüber kompakten Werkstoffen aus. Die Poren können das Aussehen beeinträchtigell und die Korrosionsgefahr erhöhen. Münzen sind infolge des Umlaufs einem höheren Korrosionsangriff als Medaillen ausgesetzt. Heute ist man in der Lage durch den Einsatz von feinkörnigem Pulver sowie durch Druck- und Temperaturerhöhung bei der Verarbeitung den Porenanteil und die Porengröße zu senken und die Korrosion durch geeignete Beimengungen weiter zu vermindern. Anmerkungen
Bemerkungen zu "Sintermetalle" (von Eberhard Link in NNB 7/2009, S.275)
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