In den Jahren 1693, 1694, 1695 und 1700 ließ die freie Reichs-Stadt Köln Gulden (2/3-Taler) nach dem Leipziger Zwölftalerfuß (12 Taler bzw. 18 2/3-Taler auf 1 Mark Feinsilber) prägen. Die Münzen tragen einheitlich die für Geldstücke ungewöhnliche Umschrift
"INVITA TRAHOR DUM CURO MEDERI"
(frei übersetzt: Wider Willen werde ich mitgerissen, während ich auf Abhilfe sinne). Als Beispiel ist der Gulden von 1695 (Noss 545) abgebildet: Vs.: Spanischer Stadtschild mit den drei Kronen und den elf Funken im Feld. Darüber befindet sich die Jahreszahl 1695, unten in einem Oval die Wertbezeichnung 2/3. Zwischen dem äußeren Kerb- und inneren Fadenkreis steht, unten beginnend, die Umschrift INVITA TRAHOR / DUM CURO MEDERI. Rs.: Im Feld ist der gekrönte kaiserliche Doppeladler mit dem Reichsapfel auf der Brust. Die Umschrift zwischen dem äußeren Kerb- und inneren Fadenkreis lautet LEOPOLDVS.I.D:G.ROM.IMP.SEMP.AVGVSTVS. Zur Erläuterung der obigen Umschrift bedarf es eines kleinen Rückblicks. 1619, ein Jahr nach Beginn des 30jährigen Krieges, begann in Deutschland bereits die Verschlechterung der Scheidemünzen, die in den Jahren 1620 bis 1622 zu der sogenannten Kipper- und Wipperzeit führte. Die Bezeichnung entstand aus dem Wiegen (Wippen) der aufgekauften Silbermünzen und Aussortieren (Kippen) guter und schlechter silberhaitiger Stücke. In dieser Krise des deutschen Münzwesens gelang es nicht, das Wertverhältnis zwischen der silbernen Großmünze und dem Kleingeld zu stabilisieren. Die Fürsten und mit ihnen die meisten Münzherren erzielten auf Kosten des Volksvermögens durch das Prägen unterwertiger Kleinmünzen große Gewinne. Das Unwesen der Heckenmünzen blühte ebenfalls im ersten und letzten Drittel des 17. Jh.s, in der Zeit also, als die Reichsgewalt durch Kriege und Verschwendung erschüttert war. Heckenmünze nannte man eine nicht nach den gesetzlichen Bestimmungen prägende Münzstätte, die gute Münzen einschmolz und aus der Schmelzmasse unter Zusatz von unedlen Metallen eine größere Anzahl minderwertiger Geldstücke schlug und mit Gewinn in den Umlauf brachte.
Quellennachweis:
Historisches Archiv der Stadt Köln. Kölnisches Stadtmuseum. W. Hagen: Münzprägung und Geldumlauf im Rheinland. A. Noss: Die Münzen der Städte Köln und Neuss. H. Steuer: Geld aus Köln, Stale und Stempel. |
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