Reichsstadt Köln : Brotpfennige
Eine grosse Missernte verursachte 1739 eine starke Teuerung der Lebensmittel. An die ärmere Bevölkerung wurden daraufhin täglich 1000 Brote zum Vorzugspreis von 8 Stübern abgegeben. Um Klagen und Missbrauch zu verringern wurde anlässlich der nächsten Missernte 1740 Brotmarken an die Bedürftigsten verteilt. Mit diesen konnten Brote zu 10 Albus 8 Heller erworben werden, die im offenem Handel 12 Stüber [ca. 14 Albus] kosteten. Die Stadt vergütete den Bäckern die Differenz gegen Einlieferung der Brotmarken.
Als Vorläufer dieser Fürsorge wurde bereits 1693 und 1698 verbilligtes Brot an Unbemittelte verteilt, gegen Zettel des Orts-Hauptmanns.
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Brotpfennig o. J. (1740). Kupfer, Ø 22 mm, 2,67 g. Noss 631.
Vs.: Gekrönter Doppeladler mit Schwert u. Zepter, auf der Brust das Stadtwappen im eiförmigen Schild.
Die Krone hat an Stelle des Reifs einen Hermelinaufschlag, wie an den Kurhüten.
Rs.: Im Feld: BRODT / PFENNING
Goldabschläge und Abschläge in Silber sind wahrscheinlich Privaterzeugnisse des Münzmeisters, der sie an Liebhaber als Patengeschenke, Rechenpfennige oder Spielmarken verkaufte. Vermutlich konnte man von ihm auf Wunsch Abschläge der verschiedensten Münzsorten in anderem Metall haben. [siehe Noss 4, S.313f]
1757 und 1762 wiederholte sich die Notsituation und die Ausgabe von Marken. Der Gesamtzuschuß belief sich 1762 auf ca. 8377 Taler.
1789 musste wieder eine Brotverteilung eingerichtet werden. Um den Mißbrauch mit älteren Marken zu verhindern wurden neue Marken erforderlich. Solange diese noch nicht beschafft waren, half man sich ersatzweise mit den neuen Vier Hellerstücken von 1789, die noch nicht in den Verkehr gebracht worden waren. Der Zuschuss von 2 Albus je Brot zwischen dem 8. Juni und dem 27. Juni kostete der Stadt 733 Taler. Danach konnten die Vier Hellerstücke von 1789 als solche in Umlauf gesetzt werden.
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Brotpfennig 1789. Kupfer, Ø 22 mm, ca. 2,63 g. Noss 651.
Vs.: Gekrönter Doppeladler mit Schwert und Zepter in den Fängen, auf der Brust das eiförmige Stadtwappen. Die Parierstange des Schwertes endet beidseitig in Dreiblätter.
Rs.: Aufschrift in 4 Zeilen: *17* / BRODT / PFENNING / *89*
Missernte und Krieg erhöhten die Teuerung in den nächsten Jahren. Die Stadt setzte nun die Brotpfennige von 1789 zur Brotverbilligung ein. In den Jahren 1789 bis 1794 musste die städtische Kasse 443.679 Taler dafür aufwenden und wurde damit zahlungsunfähig. Der größte Teil war jedoch als erzwungene Lieferung von Soldatenbrot verausgabt worden. [siehe Noss 4, S.330]
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