Reichsstadt Köln : 2/3 Taler (Gulden) 1693-1716
Nach der Münzzerrüttung des 30jährigen Krieges einigten sich Brandenburg und Sachsen 1667 in Zinna auf den Zinnaischen Münzfuß: Aus der Mark Feinsilber, die 10 Taler kostete, sollten Münzen im Wert von 10½ Taler ausgegeben werden. Wegen hoher Prägekosten wurden hauptsächlich 2/3-, 1/3- und 1/6-Taler geprägt. Als Heckenmünzer minderhaltiges Geld in Umlauf brachten ( "kleine Kipper- und Wipperzeit") stieg der Silberpreis und der Zinnaische Fuß war nicht mehr zu halten. Abhilfe schuf die Abwertung zum Leipziger Münzfuß, den 1687 erst Brandenburg, dann 1690 auch Sachsen und Braunschweig-Lüneburg einführten: Aus der Mark Feinsilber sollten jetzt 12 statt bisher 10½ Taler gemünzt werden (18 statt 15¾ 2/3-Talerstücke). Zugleich gingen die größeren Fürsten energisch gegen die Heckenmünzstätten der kleinen Fürsten vor.
Die Stadt Köln hielt sich bei der Münzprägung zurück und beteiligte sich nicht an der Münzverschlechterung. Vielmehr wehrte sie sich dagegen mit Gegenstempelung bzw. mit dem Verbot fremder Münzen. Erst als Jülich-Berg 1690 mit der Prägung von 2/3 Taler begann und auch Kurköln deren Prägung in Deutz vorbereitete, gab die Stadt ihre Zurückhaltung auf. Ihr Münzmeister Newers begann 1693 damit, eingezogene unterhaltige Münzen in städtische 2/3 Taler umzuprägen.
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2/3 Taler 1695. Ø 38 mm, 17,1 g. Noss 545a; Dav:473
Vs.: :INVITA TRAHOR DUM CURO MEDERI·
"Wider Willen werde ich mitgerissen, während ich auf Abhilfe sinne"
Stadtwappen zwischen P - N (Münzmeister Peter Newers) und Schnörkel, darüber 1695,
darunter LEIPZ iger - FUES zwischen 2/3 im Oval
Rs.: LEOPOLDVS·I·D:G·ROM·IMP·SEM·AVGVSTVS
Doppeladler mit Reichsapfel auf der Brust, darüber Krone mit Bügel und Mitra.
Variante Noss 544 : Der Teilstrich von 2/3 endet mit waagrechten Strichen (Serifen).
Der Zwiespalt, in dem sich der Rat der Stadt wähnte, wird mit der Umschrift angedeutet: Invita trahor dum curo mederi: "Beim Versuch der Heilung werde ich widerwillig mitgerissen". Den Spruch verstand aber nicht jedermann, auch nicht der Stempelschneider, der sich deshalb einmal mit der Form traho begnügte und so dem Rat eine Art Propaganda gegen den Reichsfuß zuschob. [Noss, S.256]
Es bleibt unklar, ob dieser Spruch als Protest, als Rechtfertigung oder als Entschuldigung für die Münzverschlechterung gedacht war. [Karl Fischer, Die Umschrift auf den stadtkölnischen Gulden von 1693-1700. in: NNB 1/1986 S.9f]
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2/3 Taler 1700. Ø 38 mm, 17,1 g. Noss 561a; Dav:474
Vs.: ·INVITA TRAHOR DVM CVRO MEDERI·
Stadtwappen im geschweiftem eckigen Schild zwischen zwei Lorbeerzweigen, oben 1700,
unten LEIPZ·FUES, darunter 2/3 im Oval zwischen I·A - L (Münzmeister Johann Adam Longerich)
Rs.: LEOPOLDVS·D:G·ROM:IMP:SEMP:AVGVSTVS:·
Doppeladler mit Reichsapfel auf der Brust, darüber Fürstenkrone.
Die ungewöhnlichen und auffallenden Lorbeerzweige gehen auf einen Ratsbeschluss vom 28. Juni zurück, der aber keine Begründung anführt. Vielleicht sollen sie an das kirchliche Jubeljahr erinnern.
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2/3 Taler 1716. Ø 35 mm, 17,1 g. Noss 574; Dav:476
Vs.: + MON·NOVA·ARG· - CIVIT·COLON:
Fast kreisrundes Stadtwappen von Verzierung umgeben, oben zwischen 17-16,
unten 2/3 im Oval zwischen II - H* (Münzmeister Johann Josef Hermanns
Rs.: CAR·VI·D:G·R·I·S· - ·A·G·HI·H·B·REX·
Belorbeertes und geharnischtes Brustbild mit Mantel und Orden vom Goldenen Vlies, an der Schulter I·I·H·
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