Startseite Prägungen der Stadt Köln TOUR: 2/3 Taler 1693-1716

Reichsstadt Köln : Gegenstempel Ende des 17. Jahrhunderts

Mit Beginn des 30jährigen Krieges (1618-48) wurde schlechtes Geld in Umlauf gebracht, weil der Geldbedarf der Kriegsparteien stieg. 1619-23 kam es zur "grossen Kipper- und Wipperzeit": Gutes Silbergeld wurde gewogen ("wippen"), ausgesondert ("kippen") und mit schlechtem Geld aufgekauft.
Nach dem Krieg einigten sich Brandenburg und Sachsen im Rezeß von Zinna 1667 auf einen ermässigten Münzfuß: aus der Mark Feinsilber sollten 10½ Taler (statt bisher 9) geprägt werden, und zwar als 2/3-Taler zu 60 Kreuzer, die sog. "Gulden". Der Taler wurde zur Zähleinheit zu 90 Kreuzer.
Um 1675-90 folgte die "kleine Kipperzeit", in der untergeordnete Münzstände in sog. Heckenmünzstätten heimlich Gulden mit vermindertem Silbergehalt herstellten und in Umlauf brachten.
1690 wurde eine weitere Abwertung vom Zinnaischen Fuß zum Leipziger Fuß beschlossen (12 statt zuvor 10½ Taler aus der feinen Mark). Als erneut Kipper und Wipper aktiv wurden, gingen die mächtigeren Fürsten energisch gegen die Heckenmünzstätten vor und zerstörten sie.

Köln blieb von militärischen Einwirkungen des 30-jährigen Krieges verschont. Die Stadt sowie benachbarte Münzstände beteiligten sich daher nicht an der betrügerischen Kipperei. Köln musste aber Ende des 17. Jh.s Gegenmaßnahmen ergreifen zur Abwehr fremder minderwertiger Münzen:
1. Einreisende wurden angehalten und untersucht und schlechtes Geld wurde beschlagnahmt. So geschah z.B. es einem gräflich homburgischen Kammerdiener, der 3-4000 Taler gegen gutes Geld in der Stadt eingetauscht hatte.
2. 1693 bestimmte die Stadt: Zugelassen wurden Gulden (2/3 Taler) der "Kurfürsten und Fürsten" (Kurköln, Brandenburg, Pfalz-Jülich, Braunschweig u.a.). Sonstige Gulden und halbe Gulden wurden als Zahlungsmittel nur zugelassen wenn sie einen Gegenstempel trugen:
- Kölner Schriftzug für vollwertige 2/3 Taler, die dann 53⅓ Albus galten (1 Rechnungstaler = 80 Albus).
- Wertstempel mit der Wertzahl 50, 48, 46, 44, 43, 40 oder 36 Albus für unterwertige 2/3 Taler.

Um 1688 galt ein "Rechnungstaler" 80 Albus und der 2/3 Taler (genannt "Gulden") 2/3 davon, also 53⅓ Albus. Kurfürsten prägten vollhaltige Gulden. Der alte Reichstaler stieg bald auf 92 Albus, 1690 sogar auf 100 Albus; entsprechend wurde er gerne aufgekauft, um eingeschmolzen zu werden.

1. Stempel für vollwertige Münzen (2/3-Taler und 1/3-Taler)
verschlungener Schriftzug KOLN in mehreren Varianten.
 


Stadt Emden: 2/3 Taler 1687.     Ø 38 mm.   Noss 509; Dav:504 (ohne Gegenstempel)
mit Gegenstempel der Stadt Köln: verschlungener Schriftzug COLN.
Der Gegenstempel bestätigt den Wert des 2/3 Talers (= 53⅓ Albus) für Köln.
 


Henneberg, Gemeinschaftlich sächsischer Anteil: 2/3 Taler 1692.
Ø 35 mm.   Noss 511; Dav:868 (ohne Gegenstempel)
mit zwei Gegenstempeln:
1. des Fränkischen Kreises (1694): 60.K (60 Kreuzer) über Monogramm CF (Circulus Franconicus)
2. der Stadt Köln: verschlungener Schriftzug COLN.


2. Wertstempel für unterwertige Münzen (als Schild oder Oval)
oben drei Kronen, unten Wertzahl 50, 48, 46, 44, 43, 40 oder 36 Albus,
darunter P (= städtischer Wardein Johann Post) oder N (städtischer Münzmeister Peter Newers).
 


Solms-Hohensolms, Graf Ludwig (1668-1707): 60 Kreuzer (Gulden) o.J., Hohensolms.
Ø 36 mm, 15,57 g.   Noss zu 527 (hier 527N2); Dav:986 (ohne Gegenstempel)
mit Gegenstempel der Stadt Köln: spanisches Schild (7 mm hoch), oben 3 Kronen,
unten Wert 50 Albus, darunter N (= P. Newers, städtischer Münzmeister in Köln 1680-1693).
 


Mecklenburg, Gustav Adoplph von Güstrow (1636-95): 2/3 Taler 1688, Rostock.
Ø 37 mm.   Noss 528; Dav:672 (ohne Gegenstempel)
mit Gegenstempel der Stadt Köln: gerundetes Schild, oben 3 Kronen,
unten Wert 46 Albus, darunter P (= J. Post, städtischer Wardein in Köln 1685-1702?).
 


Sachsen-Gotha-Altenburg, Friedrich I. u. seine Brüder (1675-80): 2/3 Taler 1679.
Ø 37 mm.   Noss - (vgl. 529); Dav:856 (ohne Gegenstempel)
mit Gegenstempel der Stadt Köln: ovaler Schild, oben 3 Kronen,
unten Wert 44 Albus, darunter P (= J. Post, städtischer Wardein in Köln).

1695 beschloss der Probationstag, alle mit Zahlen gestempelten Stücke zu verrufen. 1698 heisst es im Protokoll des Probationstages, alle mit Zahlen gezeichneten Stücke seinen jetzt eingeschmolzen, nur die mit dem "Zug" gestempelten und genau benannten Münzen seinen gestattet, darunter die ungezeichneten der Kreisfürsten und die sämtlicher Kurfürsten.   [siehe P. Joseph, NZ 20(1888), S.150]
Die mit Wertstempel versehen Münzen sind daher besonders selten.

Weitere Münzen mit Gegenstempel Zug:
- Noss 510: Stadt Emden, 2/3 Taler 1688
- Noss 512: Sachsen-Weimar, Johann Ernst (1662-83), 2/3 Taler 1677
- Noss 513: Schwarzburg-Sondershausen, Christian Wilhelm (1666-1721), 2/3 Taler 1676
- Noss zu 514: Anhalt-Zerbst, Karl Wilhelm (1667-1718), 2/3 Taler 1676
- Noss 515: Stadt Magdeburg, 2/3 Taler 1675
- Noss 516: Sachsen-Lauenburg, Julius Franz (1666-89), 2/3 Taler 1678(?)
- Noss 517: Johann Franz von Gronsfeld (1680-1719), 2/3 Taler 1693
- Noss zu 518: Ernst August von Braunschweig-Calenberg (1679-98), 12 Mariengroschen 1693
- Noss zu 518: Stadt Frankfurt, 60 Kreuzer 1690
- Noss zu 518: Btm. Magdeburg, August von Sachsen-Weissenfels (1638-80), 2/3 Taler 1679
- Noss zu 518: Solms, Ludwig von Hohensolms (1668-1707), 60 Kreuzer o.J.
- Noss 519: Lauenburg, Julius Franz von Sachsen-Lauenburg (1666-89), 2/3 Taler 1678
- Noss 521: Stadt Hildesheim, 24 Mariengroschen 1686
- Noss zu 525: Hanau-Lichtenberg, Philipp Reinhard (1685-1712), 60 Kreuzer 1694
Weitere Münzen mit Wertstempel 50 Albus:
- Noss 527: Bm. Lübeck, August Friedrich von Holstein (1666-1705), 2/3 Taler 1688
- Noss 527N0: Sachsen-Weimar, Johann Ernst (1662-83), 2/3 Taler 1677
- Noss 527N1: Bm. Lübeck, August Friedrich (1666-1705), 2/3 Taler 1688
Weitere Münzen mit Wertstempel 46 Albus:
- Noss zu 528: Sayn-Wittgenstein, Gustav (1657-1701), 2/3 Taler 1676

Details zur Abwehr von Kippermünzen und Gegenstempelung, 1688-1694 :   Noss, Bd.4, S.250-254


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