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      Zeitgenossen im Heiligen Römischen Reich      

Ulrich I., Herzog von Württemberg 1498-1519 & 1534-1550
1487 geboren wurde er 1503 für volljährig erklärt und übernahm die Regierung, ohne je eine Erziehung erhalten zu haben. Sein Vater war geisteskrank und sein Onkel war 1498 als Herzog abgesetzt worden. Dessen kluger und vorbildlicher Vetter Eberhard im Bart hatte die Herzogswürde erst 1495 für die Württemberger erlangt.
1514 scheiterte ein Aufstand der Bevölkerung gegen Ulrich (Aufstand des "Armen Konrad"). Der überschuldete Ulrich hatte die Maßeinheiten verringert, um ein Erhöhung der Verbrauchssteuern für Nahrungsmittel zu verschleiern. 1515 erstach er seinen Stallmeister, weil er dessen Frau begehrte. 1516 wurde er vom Kaiser geächtet. Als er 1519 die Reichsstadt Reutlingen überfiel und annektierte, ging der Schwäbische Bund gegen ihn vor und vertrieb ihn. Der Kaiser erstattete die Kriegskosten und übernahm dafür 1520 das Land. Ulrichs Versuch einer Rückeroberung in Verbindung mit dem Bauernkrieg 1525 scheiterte. Er war inzwischen Protestant geworden und fand Zuflucht bei Landgraf Philipp von Hessen, der die ev. Partei des Schmalkaldischen Bundes gegen den Kaiser stärken wollte. Philipp von Hessen führte Ulrich 1534 mit einem Heer in sein Land zurück, das mit französischem Geld aufgestellt worden war. Zur Sicherheit mußte Ulrich Mömpelgard zum Pfand geben, das bis 1555 von franz. Truppen besetzt blieb. Bayern blieb wohlwollend neutral, der Kaiser war durch seine Tunis-Expedition abgehalten und Kg. Ferdinand durch die Türkengefahr gebunden. So erhielt Ulrich im Frieden von Kaaden sein Land, das seit 1495 Reichslehen war, als erbliches Lehen von Österreich. Nun zog er rücksichtslos Kirchengut ein und beteiligte sich am Schmalkaldischen Krieg gegen den Kaiser. Wegen Verletzung der Lehenspflicht drohte ihm die Absetzung, doch er starb bevor der Prozess entschieden war.

1. Regierungszeit 1498-1519  :   Prägeperiode 1501-1519

Anfang 1501 kam es erneut zu einer Münzvereinbarung zwischen Baden und Württemberg. Geregelt wurden Art, Feingehalt, Gepräge und Menge der auszuprägenden Münzen sowie die Tarifierung der gemeinsam zugelassenen auswärtigen Münzen. Als grösste Münzen waren Dickpfennige zu 1/8 und zu 1/4 Gulden vorgesehen. Aus der 15-lötigen Mark sollten Dickpfennige in Wert von 8 1/2 Fl. ausgegeben werden.


1/8 Guldiner o.J. (1501), Stuttgart.     Ø 24 mm.   Klein/Raff 43; Ebner 47; Schulten 3678.
Vs.:   +VLRICVS◦DVX◦IN◦WIRTemberga◦ET◦TECK
Barhäuptiges, lockiges Brustbild des 14-jährigen Herzogs im Harnisch nach rechts.
Rs.:   +MONETA◦NOva◦ARGENTEA◦STVGA'rdia   "Neue Silbermünze von Stuttgart"
Quadriertes Wappen :   Württemberg (3 Hirschstangen), Teck (schwarz-gold gerautet),
Markgröningen (Reichsfahne), Mömpelgard (2 Fische).
Eine nach oberitalienischem Vorbild ungewöhnlich moderne Silbermünze mit dem frühesten, individuellen Porträt eines württembergischen Regenten, dazu erstmals mit der lateinischen Antiquaschrift versehen. "Diese Porträtdarstellungen sind gerade beim jugendlichen Herzog Ulrich wichtige Bildquellen, da wir von ihm sonst keine qualitätsvollen authentischen Darstellungen besitzen. Das wohl beste Jugendporträt trägt der nur in wenigen Exemplaren bekannte, undatierte Achteltaler, der jedoch dank der badischen Parallelprägungen, die durchweg Jahreszahlen tragen, ins Jahr 1501 zu legen ist. Die Vorderseite der Münze zeigt den vierzehnjährigen Knaben mit leicht aufgedunsenem Gesicht, das trotz des jugendlichen Alters schon Züge aufweist, die seinen späteren hinterlistigen, misstrauischen und gewalttätigen Charakter erahnen lassen. ... Daß Ulrich trotz seines zwiespältigen Charakters auch bei der Bevölkerung beliebt gewesen sein muß, zeigen zahlreiche vergoldete und gehenkelte Porträtmünzen, die offensichtlich als Erinnerungsstücke getragen wurden."   [Klein/Raff]

Der laut Münzvereinbarung zwischen Baden und Württemberg von 1501 vorgesehene badische 1/8 Guldiner erschien zur gleichen Zeit und trägt das Bildnis des Markgrafen Christoph.


Goldgulden o. J. (nach 1501), Stuttgart.     Ø 23 mm, 3,26 g.   Klein/Raff 32; Friedb.3540.
Vs.:   VLRICVS⦂DV - X - WIRTEBER - G   -   stehender Herzog in Harnisch.
Rs.:   ✠MONE◦NO◦AVREA◦STVGARDIE'   -   Wappen, wie vor.


Reitertaler 1507.     Ø 46 mm   Klein/Raff 38.1; Ebner 101; Dav.9955
Vs.:   VLRICVS:DEI:GRA:DVX:WIRTEM:ET:TECK: (Mmz.)
Der nach links galoppierende Herzog in Rüstung. Sein Federhelm durchbricht die Umschrift.
Unter dem Bauch des Pferdes die Jahreszahl.

Rs.:   DA·GLORIAM·DEO·ET·EIVS·GENITRICI·MARIE·   = "Preise Gott und seine Mutter Maria"
Quadriertes Wappen:
Württemberg (3 Hirschstangen), Teck (Rauten), Markgröningen (Reichsfahne), Mömpelgard (2 Fische).
Zwei Helmdecken und Helmzierden (württembergisches Jagdhorn u. gerauteter Brackenrumpf von Teck).
"Eine Inkunabel der württembergischen Münzprägung ist der sogenannte Reitertaler von 1507. Er ist der erste süddeutsche Taler überhaupt - oder richtiger Guldengroschen, wie man damals sagte - im Gewicht von einer Unze 15-lötigem Silbers, das Äquivalent eines rheinischen Goldguldens. Wohl weniger eine Kurantmünze als eine Festprägung zum 20. Geburtstag des jungen Herzogs, der in diesem Jahr mit prachtvollem Gefolge auf dem Konstanzer Reichstag auftrat, zeigt dieser Taler den selbstbewußten Jüngling in voller Turnierrüstung mit großem, wehendem Federbusch auf dem Helm nach links galoppierend, in einem von heraldischen Lilien gebildeten Lünettenkreis." [E. Nau, Gold und Silber geprägt für Württemberg, S.32 und Tf.17].

Zu den Wappen: Mömpelgard, in der burgundischen Pforte gelegen, kam 1409 durch Heirat an Württemberg, wo es bis 1793 blieb. Teck kam im Laufe des 14. Jh. an Württemberg. 1495 wurde Eberhard V. im Bart, Ulrichs Vorgänger, erster Herzog von Württemberg und Teck.
Zur "Reichssturmfahne" (schwarzer einköpfiger Adler auf goldenem Grund):
Graf Hartmann von Grüningen (†1280), der die Würde des Reichsbannerträgers innehatte, wurde mit der Reichsstadt Markgröningen belehnt. So verband sich die Stadt mit die Reichsfahne, die nicht das Recht auf Vorstreit in Reichsschlachten bedeutete. Als Graf Ulrich III. von Württemberg 1336 die Stadt Markgröningen käuflich erwarb, erhielt er gleichzeitig vom Kaiser Ludwig dem Bayern auch die Reichssturmfahne übertragen. 1495 kam die Fahne schliesslich in das Wappen des zum Herzogtum erhobenem Württemberg.


1/4 Guldiner, 1513, Stuttgart.     Ø 27 mm, 7,30 g   Klein/Raff 42
Exemplar im Münzkabinett im Landesmuseum Württemberg, Stuttgart, gezeigt von www.museum-digital.de

Vs.:   +VLRICVS◦DVX◦IN◦WIRTEMBERGEN'◦ET◦TEC'
Barhäuptiges, lockiges Brustbild des 26-jährigen Herzogs im Harnisch nach rechts.
Rs.:   +MON◦NO◦AR - GENT◦STVG' - 15 - 13
Quadriertes Wappen:   Württemberg / Teck / Markgröningen / Mömpelgard, wie zuvor,
darüber die zwei Helmdecken und Helmzierden wie zuvor, hier in die Umschrift ragend.


Dicken (Dritteltaler) o.J. (1518/19), Stuttgart.   Ø 30 mm   Klein/Raff 41.5; Ebner 41
Vs.:   ¤ULRICVS·DVX· - WIRTEMBERga
Brustbild des 20jährigen Herzogs im Pelzrock, unten das Wappen mit den Wecken von Teck.

Rs.:   MONETA·NO - VA·STVGAR'dia
Namenspatron, der heilige Bischof Ulrich von Augsburg mit Krummstab
und seinen Attributen, Bibel und Fisch.
Zu den Füßen das württembergische Wappen mit den Hirschstangen.
"Das Renaissanceporträt in der Art eines italienischen Testone zeigt bereits die charakteristische, hartschädelige Kontur mit der Höckernase, ganz auf die energisch verkniffene Mund-Kinn-Partie hin zugespitzt, das Auge schmal unter der zurückweichenden Stirn, mit krausen Jugendlocken: So ist er ganz der heißblütige Gegenspieler des Feuerkopfes Ulrich von Hutten, den er sich durch den Mord an seinem Stallmeister Hans von Hutten zum Todfeind gemacht hat." [Dietrich Mannsperger, Württembergische Fürsten, Charakterköpfe auf Münzen und Medaillen, 1985, S.9f].   Wirklich?
Umschrift und Rückseitenbild sind noch gotisch gestaltet.

Vergleiche mit dem Holzschnitt um 1520 von Erhard Schön [Württembergische Landesbibliothek Stuttgart].

Diese Prägung endet 1519 mit der Vertreibung des Herzogs.

Zwischen Ulrichs beiden Regierungszeiten trat Ks. Karl V. als Prägeherr im besetzten Württemberg auf.

2. Regierungszeit 1534-1550   -   Prägeperiode 1537-1538

1533-34 fertigte Christoph Weiditz (1498-1559) ein Holzmodell auf Ulrichs Sohn Herzog Christoph von Württemberg, aufbewahrt im Landesmuseum Württemberg, Stuttgart.
Der mittellos selbständig agierende Prinz wollte Erbansprüche gegen die in seinem Land herrschenden Habsburger wach halten, als er auf dem Augsburger Tage des schwäbischen Bundes Ende 1533 weilte und den Medailleur Christoph Weiditz traf.


Geprägte Silbermedaille 1535 , von Concz Welcz, Joachimstal.   Ø 31 mm, 10,27 g.
Klein/Raff (1995) 3; Katz 208.     Exemplar im Münzkabinett im Landesmuseum Württemberg, Stuttgart

Vs.:  ᕠ VON·GOTTES·GENADEN·VLRICH·HERCZOG·ZV·WIRT·B / ᕠ VND·ZV·TEGK·GRAVE·ZV· MVMPPELGART·CZ·  -  Brustbild fast von vorn mit Federhut
Rs.:   ᕠ VERBVM·DOMIni - ·MANeT·IN·ÆTERNVM·1·5ᕠ3·5·   "Gottes Wille bleibt in Ewigkeit, 1535"
Quadrierte Wappen mit Helmzier und -decken zwischen zwei liegenden Hirschen,
den württembergischen Wappentieren.
Auf die Rückkehr Ulrichs in sein Land. Nach Habich 424 dürften Brustbild und Wappen auf
ein verlorenes Modell von Weiditz zurückgehen. [Katz]
Der Herzog ist mit modischen Hut der Zeit dargestellt, wie auf dem Holzschnitt
(ca.1545, 35×26cm, von Hans Brosamer).


Dukat 1537.     Ø 22 mm, 3,45 g, 23½ Karat (771‰)   Klein/Raff 91; Ebner 109; Friedb.3545.
Vs.:   D:G.VL·DVX·WIRT·ET:TECK CO:MO:PEL:     Brustbild mit großem Barett nach links.
Rs.:  MONE·NO·AVR·WIRTENBER·1537·   Quadriertes Wappen, oben u. unten mit Laubwerk verziert.

Vor seiner Absetzung war Ulrich katholisch: Er ehrte seinen Namenspatron und benutzte die Umschrift "DA·GLORIAM·DEO·ET·EIUS·GENITRICI·MARIE" (Preise Gott und seine Mutter Maria) auf seiner ersten Talerausgabe von 1507. Nach seine Absetzung wurde Ulrich Protestant, worauf ihn Landgraf Philipp von Hessen wiedereinsetzte. Seine Taler aus der zweiten Regierungszeit tragen in der Umschrift eine verkürzte Gottpreisung (siehe folgende Guldiner).


Guldiner 1537.     Ø 42 mm.   Klein/Raff 100; Ebner 123; Dav.9961.
Vs.:   D:G·VL·DVX·WIRT:ET:TECK:CO:MO:BELL:   -   Brustbild mit großem Barett nach links.
Rs.:  DA·GLORIAM·DEO·OMNIPOTENTI·   -   Quadriertes Wappen zwischen 1·5 - 3·7.


Guldiner 1537.     Ø 42 mm.   Klein/Raff 103c; Ebner 145; Schulten 3670; Dav.9962.
Vs.:   ¤Dei.Gratia.VLricus·DVX·WIRTemberga:ET:TECK·COmes:MOntis:BELLigardensis:Z
"Von Gottes Gnaden Herzog von Würtemberg und Teck, Graf von Mömpelgard (frz. Montbéliard)"
Rs.:   ¤DA·GLORIAM·DEO·OMNIPOTENTI·   = "Preise Gott, den Allmächtigen"
Quadriertes Wappen :   Württemberg (3 Hirschstangen), Teck (schwarz-gold gerautet), Markgröningen (Reichsfahne), Mömpelgard (2 Fische).   Die Jahreszahl I - ·5·3· - 7 neben und über dem Wappenschild.
Am unteren Ende des Wappens ist ein Gegenstempel mit dem kaiserlichen Doppeladler eingeschlagen,
was zur Abplattung der Vorderseite führte.
Auf Anordnung von Kaiser Karl V. wurden diese Taler nachträglich mit dem Reichsadler gepunzt, um so ihren geringeren Wert (64 statt 72 Kreuzer) für jedermann sichtbar zu machen. Dieses Schicksal erlitten vor allem diejenigen sogenannten Schlapphuttaler, die von Ulrich als Kontributionszahlungen an den kaiserlichen Hof geliefert werden mußten. Auf obigen Exemplar ist der Gegenstempel nicht wie meist über dem Wappen auf dem Teil "·5·3·" der Jahreszahl, sondern unterhalb des Wappens angebracht worden.


Schautaler 1537.     Ø 43 mm   Klein/Raff 92; Ebner 113; Schulten 3666; Dav.9960A.
Vs.:   ¤D:G·VLRICVS·DVX·WIRT:ET:TECK·CO:MO:BELL:Z
Geharnischtes Brustbild mit breitem Federhut in hohem Relief nach links.

Rs.:   ¤DA·GLORIAM·DEO· - OMNIPOTENTI·1537
Quadriertes Wappen mit zwei Helmdecken und Helmzierden (württembergisches Jagdhorn
und gerauteter Brackenrumpf von Teck).
Dieser Schautaler entstand als Festprägung zu Ulrichs 50. Geburtstag. Elisabeth Nau vermutet, daß der Entwurf auf den Augsburger Künstler Hans Daucher zurückgeht. Die gelegentlich angebotenen Güsse sind als spätere Nachgüsse anzusehen - geprägte Exemplare sind ausserordentlich selten. [AMS]
Vergleiche auch das Gemälde [spätes 16. Jh., unbekannter Maler, Kunsthist. Museum Wien].


1/4 Taler 1538.     Ø 28 mm.   Klein/Raff 108a; Ebner 153.

Lit.:
• Klein, U. / Raff, A.:  Die Württembergischen Münzen von 1374-1873, Bd.1, 1993.
• Raff, A.:  Herzog Ulrich - schillernder Fürst der dt. Renaissance, Münzaustellung 01/2009 der
   LB Baden-Württemberg.
• Fritz, Helmut :  Herzog Ulrich von Württemberg, Begebenheiten und Münzprägungen
   In: money-trend 10/1984, S.14f,17,26 - im Netz
• Binder, Ch.:  Württembergische Münz- und Medaillen-Kunde. Stuttgart 1846 & im Netz.

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