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Zeitgenossen in Italien

Trivulzio
Gian Giacomo Trivulzio il Magno († 1518)
Gian Francesco Trivulzio 1526-1549 († 1573)

Gian Giacomo (Johann Jakob) Trivulzio il Magno († 1518)
Graf von Misox (Mesocco), Markgraf von Vigevano und Marschall von Frankreich.
Das alte, schon im 11. Jh. erwähnte Mailänder Patriziergeschlecht der Trivulzio hat in der von Visconti und Sforza beherrschen Geschichte der Lombardei eine wichtige, oft opositionelle Rolle gespielt.
Gian Giacomo (geb. um 1442) wuchs in Mailand auf und besuchte zusammen mit Galeazzo Maria Sforza die Militärschule. 1483 verliess er - von Ludovico Sforza il Moro entfremdet - Mailand. Gian Giacomo Trivulzio trat in den Dienst Neapels. Dort war er zum Kommandeur der Armee aufgestiegen, als Neapel vor dem Ansturm Kg. Karls VIII. von Frankreich 1495 kapitulierte. Karl VIII. war von seinem Gegenüber so beeindruckt, dass er Trivulzio für einen Jahressold von 10.000 Dukaten an sich band. Von einer italienischen Allianz getrieben mussten die Franzosen noch im selben Jahr eiligst den Rückzug aus Italien antreten und die Schlacht bei Fornovo (1495) überstehen. Seitdem begleitete Trivulzio französische Heere in Italien in massgeblicher Position.
Ludovico il Moro, der Karl VIII. eingeladen hatte Neapel einzunehmen, sah sich bald selbst in höchster Gefahr, als Karls Nachfolger Kg. Ludwig XII. 1499 wiederkehrte, um Mailand zu erobern. Diesen französischen Feldzug leitete der Mailänder Gian Giacomo Trivulzio erfolgreich. Alessandria ergab sich kampflos, wie Tage später auch Mailand. Als der geflohene Ludovico im Februar 1500 mit einem Söldnerheer zurückkam, konnte er zwar unter dem Jubel der Bevölkerung in Mailand einziehen. Doch die entscheidende militärischen Konfrontation bahnte sich im April an, als das französische Heer unter Trivulzio die Mailänder Truppen vor Novara angreifen wollte. Auf beiden Seiten standen viele Schweizer Söldner. Um nicht gegen Landsleute kämpfen zu müssen, zogen sich die auf Moros Seite stehenden Schweizer in die Stadt zurück. Ihnen bot Trivulzio freien Abzug, nicht aber dem Moro, der sich unter ihnen versteckt hatte. Durch den Verrat von Novara (1500) kam Ludovico Sforza il Moro in französische Gefangenschaft.


Bronzeplakette 1499 von Cristoforo Foppa Caradosso.   46x46mm.
Armand I,110-11; Kress 192; Hill 65; Börner 248.

Vs.:   IO·IACOBVS TRIVVIS·MAR·VIG·FRA·MARESCALVS·     belorbeertes Brustbild l.
in den Winkeln jeweils ein Wappen [Pfähle (Trivulzio), Rad der Sonne, Eimer (Sforza), Schlange (Sforza)]

Rs.:   Jahreszahl, 8 Zeilen Schrift, darunter ein Dreiblatt.
1499 / EXPVGNATA ALE / XANDRIA : DELETO / EXERCITV : LVDOVI / CVM·SF·MLI DVC / EXPELLIT·REVER / SVM·APVD NOVA / RIAM STERNIT / CAPIT
"1499, eroberte Alexandria, vernichtetes Heer, Ludovico Sforza Herzog von Mailand vertrieben, zurückgekehrt bei Novara geschlagen u. gefangen"
Der martialisch klingende Text verdeckt, dass Trivulzios Sieg hauptsächlich taktisch errungen wurde,
und zwar endgültig erst 1500.


Bronzegußmedaille (1499-1518)     Ø 43 mm, 33 g.   Hill Corpus 706a; Pollard (2007) 224.
Exemplar im Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin, ausgestellt im Bode-Museum, Raum 216.

Vs.:   ⎊IOannes⎊IAcobus⎊TRIvultius⎊MARchio⎊VIGlebani⎊FRANcciae⎊MARESchalus   [TR, MA ligiert].
Brustbild des Gian Giacomo Trivulzio im antiken Harnisch mit Lorbeerkranz nach rechts.

Rs.:   ⎊NEC⎊CEDIT⎊VMBRA⎊SOLI⎊   "Der Schatten weicht der Sonne nicht"
Drapiertes Brustbild des Gian Giacomo Trivulzio mit Mütze nach rechts.

Weitere Porträts von Gian Giacomo Trivulzio:
A: Stich um 1500-49 [13x9cm], im Musei di Palazzo Ducale, Urbania
B: Ölbild 1552/56 [59x43cm] von Dell'Altissimo Cristofano in den Uffizien, Florenz   -   Detail
C: Buchgrafik von 1814 [15x12cm] von Raffaello Morghen (1758-1833), Rätisches Museum Chur
D: Ölbild von 1519 [63x99cm] von Bernardino de' Conti, Privatbesitz.
Die oben gezeigten Plakette trägt wohl das älteste Bildnis von Gian Giacomo Trivulzio.

1499 wurde der siegreiche Gian Giacomo Trivulzio "Markgraf von Vigevano" und mit dem Ehrentitel "Marschall von Frankreich" bedacht. Er diente nacheinander drei französischen Königen in ihren Heeren in Italien, so für Kg. Ludwig XII. in der Schlacht von Agnadello (1509) gegen Venedig, in der gegen die Schweizer verlorenen Schlacht bei Novara (1513), die den ersten Verlust Mailands bestätigte. Schliesslich diente er Kg. Franz I. in der Schlacht bei Marignano (1515) zur Wieder-gewinnung Mailands.
1480 kaufte Trivultio die Herrschaft Misox (Mesocco) in der heutigen italienischen Schweiz, wo er das Castello di Mesocco zur Festung ausbaute. Von Ks. Friedrich III. beschaffte er sich 1487 das Münzrecht, das er auch ausübte, wahrscheinlich nicht auf der Burg sonden im benachbarten Roveredo. Seine Münzen tragen hauptsächlich sein Wappen und das Bild des Hl. Georg.
Wegen seiner Besitzungen im nun schweizer Feindesland wurde der alte Trivulzio am französischen Hof verdächtigt. Daher liess sich Trivulzio in einer Sänfte über die Alpen tragen, um den König zu sprechen, was ihm bis zu seinem Tod Ende 1518 in Chartres nicht gelang.
Nicht zu verwechseln: "Verrat von Novara 1500" und "Schlacht bei Novara 1513".

Gian Francesco (Johann Franz) Trivulzio 1526-1549. † 1573
Graf von Misox (Mesocco), Markgraf von Vigevano und Castelnuovo
- Enkel von Gian Giacomo Trivulzio -
Früh verweist folgte Gian Francesco seinem Grossvater Gian Giacomo Trivulzio. Er setzte die Münzprägung fort und liess erstmals das Herrscherbildnis auf Münzen setzen. Als sich die Bewohner von Misox 1549 freikauften zog die Münzstätte von Roveredo nach Retegno, das etwas südlich von Mailand liegt.
Gian Francesco diente erst als General der Kavallerie unter Kg. Franz I. und zuletzt bei Papst Gregor XIII. Nach der Niederlagen von Kg. Franz I. im Kampf um Mailand wurden seine Güter konfisziert, aber von Francesco II Sforza zurückgegeben.
Zur Krönung von Ks. Karl V. 1530 in Bologna wurde ihm die Leitung von 100 Reitern mit Fahnen anvertraut. Er wurde 1533 wegen Verschwörung gegen den Herzogs von Mailand Francesco Sforza angeklagt und zum Tode verurteilt. Karl V. ernannte ihn gleichwohl zum Oberst, und er diente ihm mit Auszeichnung im Feldzug von 1536. 1552 begleitete er Ks. Karl V., als dieser vor Moritz von Sachsen von Innsbruck nach Villach fliehen musste. Gian Francesco starb 1573 in Mantua.


Testone (1529), Roveredo.     Ø 30 mm, 9,47 g.   CNI 534/5; RM 340/1; Gnecchi 2.
Vs.:   +FRANCISCus' TRIVLtius'MARchio'VIGinticoLummaE 7 C   (7C = et cetera)
"... Markgraf von Vigevano"   -   barhäuptige Büste in Rüstung n. l.
Rs.:   +S BLAXIVS'- 'EPISCOPVs
St. Blasius thront mit Krummstab in der Linken und segnender Rechten.


Testone (um 1537), Roveredo.     Ø 30 mm, 9,50 g.   CNI 534/6; RM 340/2; Gnecchi 3.
Vs.:   +*FRANCIS - CVS * - TRIVVLTIVS*   -   Barhäuptige Büste in Rüstung n. links.
Rs.:  + MARchio*VIGLintico LummaE*ET*CASTRI*NOVI*Comes*Mesoco
eingebuchtete Wappen von Trivulzio.
Dieser Teston wurde bei Münzmeister Giambattista d'Appiano 1537 in Auftrag gegeben.


Bronzegußmedaille ca. 1548, Pietro Paolo Galeotti oder der Schule Leone Leoni zugeschrieben.
Ø 59 mm?     Armand II, 302,13; Scher 53; Kress 360a; Bargello 432; Börner 681; Attwood 146.
Exemplar der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale).

Vs.:   IO·FRANciscus·TRIvultius·MARchio·VIGeviani·COmes·MVSOchi·AC·VALlis·RENensis·ET·STOSAe·Dominus
"Gianfrancesco Trivulzio, Markgraf von Vigevano, Graf von Mesocco und Herr von Rheinwald und Stoss"
Profilporträt mit Bart und antikisierender Rüstung. Im Abschnitt: AET 39 "Alter 39"

Rs.:   FVI - SVM - ET - ERO   "Ich war, ich bin und ich werde sein"
Allegorie der Fortuna, nackte weibliche Person mit einem Vorhang als Segel, auf einem Delphin im vom Wind aufgewühlten Meer reitend. Im Wasser ertrinkende Gestalten. Die vier Winde, die an den Ecken der Szene dargestellt sind, halten die konstante Bewegung aufrecht. Das Sinnbild der unbeständigen Fortuna ist von der Konnotation inspiriert, die Horaz in den Römer-Oden (I, 35) als "Königin der Wellen" beschreibt.

Lit.:   [CNI und RM: Seite & Nr. z.B. 87/6 = S.87 Nr.6]
• F. ed E. Gnecchi: Le monete dei Trivulzio, Milano 1887
• E. Tagliabue: È davvero esistita la zecca di Mesocco?, Rivista italiana di numismatica 1890
• Corpus Nummorum Italicorum [CNI], vol. IV: Lombardia senza Milano.   CNI-Index vol. IV
• Ravegnani Morosini, Mario [RM]: Signorie e principati - monete italiane con ritratto, 1450-1796. 1984
    Trivulzio: Bd.III, S.337 ff
La famiglia Trivulzio

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