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Erzherzog Sigismund, der Münzreiche von Tirol, reg. 1446-1490
Sigismund von Tirol (*1427 in Innsbruck; †1496 in Innsbruck) wurde 1477 Titularerzherzog von Österreich. Er war gerade 11 Jahre alt als sein Vater starb und Sigismunds Vetter, der spätere König Friedrich III. sein Vormund wurde. 1446 konnte Sigismund die Regierung von Oberösterreich (Tirol und Vorderösterreich) übernehmen. 1490 überliess er seine Länder seinem Neffen 2. Grades König Maximilian I.

Sigismund übernahm die in Meran seit 1271 laufende Prägung von Etschkreuzern, die damals schwerste Münzsorte (Ø 18 mm, ca.1 g.). Er verlegte 1477 die Tiroler Münzstätte von Meran nach Hall im Inntal, in der Nähe der aufblühenden Silberbergwerke von Schwarz. Das dortigen reichen Silberaufkommen erlaubte ihm in kurzer Folge immer schwerere Münzsorten einzuführen: 1477 Sechser (6 Kreuzer-Stücke) und Pfundner (12 Kreuzer), 1484 Halbguldiner (30 Kreuzer) und schließlich 1486 Guldiner (60 Kreuzer-Stücke) als Silberäquivalent zum Goldgulden.


Goldgulden o. J. Hall (ab 1478).     Ø 22 mm, 3,32 g.   M./T. 44; Friedb.6.
Stempelschneider Konrad Michelfelder.

Vs.:   ·SIGISMundus·ARᗭ - hIDVX·AVSTriaᗺ  -  stehender Erzherzog von vorne, mit Erzherzogshut, Rüstung, Mantel, Kugelszepter in der Rechten und Linke am Schwertgriff.
Rs.:   ✠MOnᗺTA·nOVA·AVRᗺA·ᗭOMITIS·TIROLis  -  Lilienkreuz und vier Wappen: Österreich, Kärnten, Steiermark [Panther n.l.], Tirol [Adler].
Das Münzbild der Vs. wiederholt sich 1486 im Guldiner (siehe unten).


Goldgulden o. J. Hall.     Ø 22 mm, 3,26 g.   M./T. 46; Friedb.6.
Stempelschneider Benedikt Burkhart.

SIGISM·ARᗭhI - DVX AVSTRIᗺ   //   ✠MOnᗺTA·nOVA AVRᗺA·ᗭOMITIS TIROL

Für die ab 1478 geprägten Tiroler Goldgulden wurde eingeschmolzene Goldmünzen verwendet. Ihre Prägung warf keinen Gewinn ab. Sie waren aber so beliebt, dass sie nach Sigismunds Tod weitergeprägt wurden.


Goldgulden o. J. Hall (nach 1508 unter Maximilian I.).     Ø 22 mm, 3,29 g.   M./T. 47; Friedb.6.
Stempelschneider Ulrich Ursentaler d.Ä.

Vs.:   SIGISMundus·ARCHI - DVX·AVSTRIE  -  stehender Erzherzog v. v.
Rs.:   ✠MONETA·AVREA·COMITIS·TIROLis
Lilienkreuz und vier Wappen: Österreich [Binde], Kärnten, Steiermark [Panther n.l.], Tirol [Adler].

Des Silberreichtum in Schwarz begünstigte Sigismunds Münzreform, an dessen Anfang der "Sechser" stand.
Dieses Nominal erlangte sofort nach ihrer Einführung die grösste Bedeutung im Zahlungsverkehr.


6 Kreuzer o. J., Hall (Sechser).     Ø 24 mm, ca.3,2 g.   M./T. 48.
Vs.:   ✠SIGISMVnDVS'ARᗭhIDVX·AVSTRIᗺ  -  Geharnischtes Brustbild rechts, mit Erzherzogshut, umgehängter Mantel, Kugelszepter im der Rechten, Linke am Schwertgriff. (Stempelriß im Feld)
Rs.:   ✠GRO - S'ᗭOM - ITIS· - TIROL  -  Langkreuz, in den Winkeln die Wappen von Österreich, Kärnten, Steiermark und Tirol, ähnlich dem Goldgulden.
Erstmals erscheint auch nördlich der Alpen das Bildnis der Münzherren auf einer Silbermünze.
Dieser erfolgreiche Münztyp wurde auch von Sigismunds Nachfolger geprägt und fand viele Nachahmer.


Pfundner o. J., Hall (12 Kreuzer).     Ø 28 mm, 6,31 g.   M./T. 57.
Stempelschneider Wenzel Kröndl.

Vs.:   ✱SIGISMVnDVS·ARᗭhIDVX·AVSTRIᗺ  -  Brustbild rechts, mit Erzherzogshut.
Rs.:   ✱:GROSSVS·፧·ᗭOMITIS·፧·TIROLIS:  -  Gekrö. Adler l., Bindeschild auf der Brust.

Vergleiche das Ölbild (1480-90, 42x33 cm, KHM Galerie Belvedere in Wien), präsentiert von Wikipedia.


Schaustück o. J. (1483) von Stempelschneider Reichart Weidenpusch.   Ø 40 mm, 31,75 g.  M./T.58.
Siehe eine bessere Abbildung der Vorderseite des Originals im Münzkabinett, KHM Wien

SIGISᙏVnDVS·ARᗭhI·DVX·AVSTRIᗺ·   //   ᗭOᙏᗺS - TIROLIS
Anzunehmen ist, daß diese Medaille eigentlich das Muster für die geplanten Guldiner sein sollte. Die Haller Stempelschneider haben sich nicht genau an die Vorlage gehalten. Der nachfolgende Halbguldiner zeigt den Herzog wie auf den Sechsern. [M./T.]


Halbguldiner 1484, Hall.     Ø 35 mm, 15,78 g.   M./T. 60.
Stempelschneider Wenzel Kröndl.

Vs.:  ✠Ꮺ✼SIGISMVnDVS✼ARᗭhIDVX✼AVSTRIᗺ✼Ꮼ  -  Geharnischtes Brustbild rechts, mit Erzherzogshut, umgehängter Mantel, Kugelszepter im der Rechten, Linke am Schwertgriff.
Rs.:   Geharnischter Reiter auf einem Turnierpferd nach rechts sprengend,
mit geschlossenem Turnierhelm, darauf Pfauenstoß, in der Rechten den rot-weiß-rot Banner,
die Zügel in der Linken, darunter die Jz. 1484,
umher 14 Wappen (oben beginnend nach links): Portenau [offenes Tor], Kyburg, Österreich ob der Enns,
Habsburg, Tirol, Kärnten, Österr. Bindeschild, Alt-Österreich [5 Adlern], Steiermark,
Krain, Burgau, Elsaß, Pfirt und Windisch Mark (in Slowenien).


Guldiner 1484, Hall als Dickabschlags des Halbguldiners,   Ø 35 mm, 31,78 g.  M./T.60 Anm; Voglh.2.
Stempelschneider Wenzel Kröndl.   Dickstück als erste Großsilbermünze überhaupt (Vorstufe des Talers).

Vs.:   :✼SIGISMVnDVS✼ARᗭhIDVX✼AVSTRIᗺ✼:
Rs.:   Wie zuvor: Geharnischter Reiter auf einem Turnierpferd, umher 14 Wappen.
Vom Pfundner wie vom Halbguldiner hat man für Geschenkzwecke Dickstücke im Gewicht des Guldiners (ca.32 g.) gefertigt. Dabei stellte man fest, daß das Verhältnis Durchmesser zu Dicke ungünstig für die Fertigung war: Für den endgültigen Guldiner wählte man einen breiteren und dünneren Schrötling.


Probe zum Guldiner 1486, Hall (Uncialis).     Ø 40 mm, ca.32 g.   M./T.61; Voglh.1/I; Dav.8085.
Stempelschneider Wenzel Kröndl.

Vs.:   ·SIGISMVnD'✼·AR - ᗭhIDVX·AVSTRIᗺ·
Legende und Münzbild orientieren sich an obigen Goldgulden.
Rs.:   Reiter und 14 Wappen, wie bei obigen Halbguldiner 1484.
Auch Uncialis genannt, weil sein Gewicht einer Unze der Tiroler Gewichtsmark (ca.30 g.) entsprach.
Die neue Münze war 15lötig (937,5‰ fein) und entsprach wie der Goldgulden dem Wert von 60 Kreuzern.
Die seitlichen Freiflächen waren jedoch unbefriedigend.


Guldiner 1486, Hall (Uncialis).     Ø 40 mm, 31,82 g.   M./T.63; Voglh.1/II; Dav.8086.
Stempelschneider Wolfgang Peck.

Vs.:   ·SIGISMVnDVS✼ - ARᗭhIDVX·AVSTRIᗺ·
Der Erzherzog in Rüstung mit langem Mantel. Er steht von vorn, den Kopf nur wenig nach rechts. Links Bindewappen von Löwen gehalten. Rechts gekrö. Turnierhelm mit dem habsburgischen Pfauenstoß.
Rs.:   Geharnischter Reiter auf einem Turnierross nach rechts sprengend mit gekröntem Turnierhelm, daran flatternde Bänder und darauf der habsburgische Pfauenstoß. In der Rechten den österreichischen Banner, die Linke an den Zügeln, darunter die Jz.1486. Im Umkreis nun 16 Wappen, (gegen Uhrzeigersinn): Nellenburg, Elsass, Kyburg, Tirol, Montfort, Portenau, Krain [Adler], Steiermark, Alt-Österreich [5 Adler], Kärnten[Panther], Windische Mark [Glocke], Hohenberg, Habsburg, Pfirt, Österreich ob der Ems und Burgau.


Guldiner 1486, Hall (Uncialis).     Ø 40 mm, 31,71 g.   M./T.64; Voglh.1/III; Dav.8087.
Stempelschneider Wenzel Kröndl.

Vs.:   ·SIGISMVnDVS:✼:· - ARᗭhIDVX·AVSTRIᗺ·
Wie vor, aber Köpf ganz nach vorne gerichtet und mit gotischen Zierzackenkreis am Innenkreis.
Rs.:   Wie vor, aber ohne Flatterbänder am Helm sowie kleinere Jahreszahl 1486.
Nach dem Vorbild aus Tirol wiederholte sich wenig später in Sachsen die Entwicklung vom Groschen zum Guldiner als Silberäquivalent zum Goldgulden. Schliesslich konnten 1520-26 mit der reichen Silberausbeute in St. Joachimsthal so viele "Joachinsthaler" produziert werden, dass sich für diese Münzsorte später der Name "Thaler" einbürgerte.

Lit.:
• Karl Moser / Fritz Dworschak :  Die große Münzreform unter Erzherzog Sigismund von Tirol, Wien 1936.
    Auszug online.
• Heinz Moser / Heinz Tursky :  Die Münzstätte Hall in Tirol 1477-1665, Innsbruck 1977.
• Rudolf Voglhuber :  Taler und Schautaler des Erzhauses Habsburg von 1484 bis 1896, Frankfurt 1971.

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