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Die Renaissance begann in Italien lange vor der Zeit von Ks. Karl V.
Herzogtum Mailand 1450-1535
Francesco I. Sforza, 1450-1466
Galeazzo Maria Sforza, 1466-1476
Gian Galeazzo Maria Sforza und Mutter Bona di Savoia, 1476-1481
Gian Galeazzo Marias Ehefrau Isabella d'Aragona (1470-1524)
Gian Galeazzo Marias Schwester Bianca Maria Sforza (1472-1510) ⚭ Ks. Maximilian
Gian Galeazzo Maria Sforza und Onkel Ludovico, 1481-1494
Ludovico Maria Sforza, il Moro, 1494-1499   ⚭   Beatrice d'Este
Ludwig XII. von Frankreich, 1500-1512
Massimiliano Maria Sforza, 1512-1515
Franz I. von Frankreich, 1515-1521
Francesco II Sforza, 1521-1535

Landkarte von Italien im Jahr 1499

Francesco I. Sforza, 1450-1466     (4. Herzog von Mailand)
- Schwiegersohn des letzten Visconti-Herzogs -
Francesco (1401-1466), einer der vielen unehelichen Söhne des Condottieri Muizo Attendolo aus der Romagna, übernahm die Söldnertruppe des Vaters wie auch dessen Übernamen Sforza, den dieser erhalten hatte, weil er angeblich Eisenstangen biegen konnte (sforzare = zwingen, Gewalt antun). Francesco war als Condottieri sehr erfolgreich und entsprechend umworben, so dass er zwanzig Jahre lang mehrfach die Fronten zwischen Mailand (Visconti), Venedig und dem Papst wechselte. Sein militärisches und diplomatisches Geschick ließ ihn zu einer bedeutenden Figur in der italienischen Politik werden.
Francesco Sforza heiratete in 2. Ehe Bianca Maria Visconti (ca.1424-1468), die einzige (und illegitime) Tochter des Herzogs von Mailand, die ihm bereits als 6jährige anverlobt worden war. Er erhielt Pontremoli und Cremona als Mitgift sowie die Zusage der Nachfolge im Herzogtum. Als der letzte Visconti-Herzog 1447 ohne männlichen Erben starb, war die Nachfolge zwischen vielen Parteien umkämpft und auch Francesco erhob Ansprüche. Mitglieder der Universität von Padua und die Spitzen der Mailänder Gesellschaft wollten jedoch die kommunale Selbstregierung der Bürger wieder errichten und riefen die "Ambrosianische Republik" aus (1447-1450), benannt nach Ambrosius, dem Kirchenvater und Mailänder Stadtheiligen.
Für den Kampf gegen Venedig und die vielen Städte, die nun von Mailand abfielen, musste die Republik Francesco zur Hilfe rufen. Nach seinem erfolgreichen militärischen Eingreifen nutzte Francesco die Zerwürfnisse im Mailänder Patriziat und zog 1450 nach dreijährigem Kampf als Stadtherr in Mailand ein. Anders als der Kaiser anerkannten die meisten italienischen Städte allmählich seine Herrschaft als Herzog von Mailand. Seine Freundschaft mit Cosimo de Medici führte zum Frieden von Lodi (1454) und der Italienischen Liga (1455), einem Bündnis zwischen Venedig, Mailand und Florenz sowie Neapel und dem Papst, das die Friedensordnung Italiens bis 1494 bestimmte.
Francesco modernisierte Stadt und Herzogtum und führte ein effektives Steuersystem ein. Er ließ die Festung Porta Giovio wieder aufbauen, gründete das Ospedale Maggiore und zog Gelehrte und Künstler an seinen Hof, der bald einer der einflussreichsten Renaissance Zentren des Landes wurde. Wie sein Vater hatte Francesco zahlreiche Kinder, 13 eheliche und 22 natürliche lassen sich nachweisen. In der Bevölkerung war Francesco äußerst beliebt. Bei seinem Tod 1466 hinterließ er ein befriedetes und wohlhabendes Land.


Bronzemedaille um 1441 von Pisanello (Antonio di Puccio Pisano).  Ø 88 mm.  Kress 5;
Pollard (2007) 5.   Exemplar der The National Gallery of Art, Kress Collection, Washington DC

Vs.:   +FRANCISCVS·SFORTIA·VICECOMES·MARCHIO·ET·COMES·AC·CREMONE·Dominus
Brustbild mit Harnisch und Kettenhemd sowie Kopfbedeckung eines Hauptmanns.
Rs.:   OPVS·PISANI·PICTORIS   -   Pferdekopf mit offenem Maul, Stapel Bücher
und Schwert (Symbole der soldatischen Tugenden und der Gelehrsamkeit).
Diese Medaille entstand noch zur Zeit des letzten Visconti-Herzogs. Francesco hatte bereits die Erbtochter geheiratet (1441) und Cremona als Mitgift erhalten. Er fühlt sich hier den Visconti als "Vicecomes" zugehörig.
Pisanello (um 1395 - 1455) war als Zeichner, Maler und Medaillist an mehreren Höfen zwischen Neapel und Mailand tätig. Bekannt sind seine Porträtmedaillen, die er als neue Kunstgattung der Renaissance einführte. Seine gegossenen Reliefs zeichnete er gerne mit "Opus Pisani pictoris" (gefertigt vom Maler Pisano). Seine Fresken und Gemälde haben die Zeit nicht so gut überdauert wie seine Medaillen und deren Abgüße.


Bronzemedaille 1456, von Gian Francesco Enzola.     Ø 42 mm.   Arm.I 44/6; Kress 92.
Vs.:
FRanciscus SFORTIA VICECOMES MedioLanI DVX IIII BELLI PATER ET PACIS AVTOR MCCCCLVI
Geharnischtes Brustbild n. rechts zwischen ·V· - ·F·
(V F = Vivas Francise oder Votum Fecit [ein Versprechen gemacht] ?)

Rs.:   IOannis FRancisci ENZOLAE PARMENSIS OPVS
Unter einer Pinie sitzt ein Windhund; aus einer strahlenden Wolke ragt eine Hand, die den Hund fast berührt; ein Zaum mit offener Schnalle liegt auf den Boden und ist an den Baum gekettet.

Diese Figur gehört zur 'impresa' namens 'cane sotta il pino' (Hund unter der Pinie), geschaffen für Bernabo Visconti (1354-85), ein leidenschaftlicher Jäger und Halter von Windhunden.
Eine 'impesa' besteht aus einer Figur (Körper genannt) und einem Motto (Seele genannt).
Das Motto "QUIETUM NEMO IMPUNE LACESSIT" (dt. 'einen ruhenden Hund nicht necken' bedeutet 'keine Straffreiheit bei Angriff auf den Frieden') fehlt auf der Medaille. Die Figur der 'impresa' wurde auch verwendet auf dem Mantel, den Francesco trug bei seiner Hochzeit mit Bianca Maria Visconti. Dieses Detail wurde auf dem Altarbild der Kirche San Sigismondo in Cremona 1441 festgehalten. Vergleiche auch die Figur auf einem Kapitel aus dem Rocchetta-Hof im Castello Sforzesco, Mailand.

Vergleiche das von Bonifacio Bembo gefertigte Bildnis (19x13,5 cm) im
Codice Triv. 786, aufbewahrt in der Biblioteca Trivulziana, Mailand.


Multiplo del grossone o. J. (1462-64).     Ø 24 mm, 6,59 g.   CNI 149/33; Crippa 176/27.
Exemplar der Collezione di Vittorio Emanuele III, BdN-Materiali 42 (2016) p.114.

Vs.:   (Visconti-Schlange)DVX·MLI·PPIE·ANGLERIE·Q3·COE’·  -  Brustbild zwischen Inizialen ·F· - ·S·
Rs.:   ·S· - ·AMBROSIV'· - ·MEDIOLANI
St. Ambrosius thront mit Geissel und Krummstab in den Händen.


Ducato, o. J. (nach 1464).     Ø 23 mm, 3,52 g.   CNI 147/22; RM 238/1; Crippa 4; Friedb.683.
Vs.:   (Visconti-Schlange) FRANCISChVS◦SFORTIA·VICecomes'·  -  Geharnischtes Brustbild n.r.
Rs.:   DVX◦MEDIOLANI·AC - ·IANVaE·Dominus'·   "Herzog von Mailand und Herr von Genua"
Francesco in Rüstung mit erhobenem Schwert zu Pferd.
Abzeichen auf Pferd und Reiterbrust: Kehrbürste mit Schriftband und 2x Visconti-Schlange.

Eine der meist bekannten Sforza-'imprese' ist die 'impresa della scopetta', der Kehrbürste, die erstmals 1454 erschienen ist. Das begleitende Motto "Merito et Tempore" (it. "per merito e con tempo") lautet "Verdienst und mit der Zeit".
Diese 'impresa' sollte verkünden: Francesco beabsichtigt, das Herzogtum von aller Hässlichkeit zu bereinigen.
Diese 'impresa' wird auf einer Münze von Francesco II Sforza gezeigt.

Zusammen mit dem Dukaten von Ferdinando I d'Aragona (1458-1494) aus Neapel ist dies die erste Münze, die ein naturgetreues Herrscherbildnis im Stil der Renaissance zeigt.


Medaille um 1466  von Sperandio di Mantua.     Ø 86 mm.   Kress 115; Pollard (2007) 94.
Exemplar im The National Gallery of Art, Kress Collection, Washington DC

FRANCISCVS SFORTIA VICECOMES DVX MEDIOLANI QVARTVS   //  ·OPVS·SPERANDEI·
Das Gebäude war als Gedenkstätte für den Herzog gedacht.
Das Portrait ist zweifellos nach einem Bild als Vorlage entstanden. [Hill/Pollard]

Der Statthalter des Königs in Mailand nannte sich Vizegraf (lat. vicecomes, ital. visconte). Seine Nachfahren bildeten das Geschlecht der Visconti. Die nachfolgenden Sforza-Herzöge führten den eigenartigen Titel des "Vice Comes" weiter.


Porthume Bronzegußmedaille (1480-88)  von Caradosso Foppa.     Ø 40 mm, 17 g.
Hill Corpus 653b; Pollard (2007) 215.
Exemplar im Münzkabinett, Staatliche Mussen zu Berlin, ausgestellt im Bode-Museum Raum 216.

Vs.:   FRANCISCVS SFORTIA VICECOMES DVX MLI QVARTVS.  -  Büste in Harnisch nach links.
Auf der Brust die Impressa 'cane sotta il pino' (vgl. oben).

Rs.:   CLEMENTIA·ET·ARMIS·PARTA  -  Francesco Sforza zu Pferd unter einem Baldachin gefolgt von Kriegern. Vor ihm kniehen Bürger von Mailand, die ihn 1450 bei seinem Einzug empfangen.

Galeazzo Maria Sforza, 1466-1476     (5. Herzog von Mailand)
- Sohn von Francesco I. Sforza -
Nach dem Tod von Francesco I wurde sein Sohn Galeazzo Maria Sforza 1466 gleich als Herzog von Mailand anerkannt. Er heiratete 1468 in 2. Ehe Bona von Savoyen, die Schwägerin König Ludwigs VI. von Frankreich. Weil beide Eltern von Galeazzo Maria illegitimer Herkunft waren, war die königliche Verbindung seine Frau besonders wichtig. Galeazzo Maria liebte Pomp und Luxus und war dabei ein Mäzen von Kunst, Musik und Gesang. Aber er war tyrannisch, grausam und sadistisch. Nach zehnjähriger Regierungszeit wurde er 1476 am 2. Weihnachtstag während der Messe in der Kirche San Stefano von drei Adeligen ermordet. Die spektakuläre Ermordung soll 2 Jahre später Vorbild für die Pazzi-Verschwörung gewesen sein, ein Anschlag auf die Medici-Familie im Dom von Florenz.

'Leone Galeato'


Doppio ducato (testone d'oro, um 1469).     Ø 29 mm, 6,99 g.
CNI 163/5; RM 243/2; Crippa 1; Friedb.689.

Vs.:   (Kopf des Hl. Ambrosius) GALEAZ·M·SFO·VICECOMES·DVX·MLI·V·  -  Brustbild n.r.
Rs.:   (Visconti-Schlange) PAPIaE·ANGLE·Q3·CO·AC·IANVE·DNS·ӡC·
Galeazzo-Löwe ('Leone Galeato'): Sein Kopf steckt in einem Helm mit Zier und Federschmuck,
darauf mehrfach der Spruch "ICH HOF". In seiner rechten Pfote eine Stange mit angeseilten Eimern,
davor die linke Pfote mit Feuer darunter.
Im Feld die Initialen Gӡ - M für Galeazzo Maria   (Gӡ = GZ).
[ Schon sein Namensvetter Gian Galeazzo Visconti (1385-1402) benutzte die Abkürzung G3, siehe
Denaro CNI p.98 n.99: +·COMES·VIRTVTVM· _ Kreuz   //   +·D·MEDIOLANI·3C'· _ G3 ]
Die Umschrift über beide Seiten lautet:
"Galeazo Maria Sforza Vizegraf (Vicecomes), 5. Herzog von Mailand (Mediolani), Graf von Pavia (Papiae),
Angera (am Südende des Lago Maggiore) und (AC) Herr (Dominus) von Genua (Ianua), etc.(ӡC=ZC)"
Im Jan.1469 zeigte sich der Herzog mit einem Muster zufrieden. Daraufhin liess er 10.000 Stück prägen.

Vergleiche das Münzbild der Rückseite mit einer Figur auf einem Kapitel aus dem Rocchetta-Hof im Castello Sforzesco, Mailand.
Es handelt sich um die impresa 'Leone Galeato' (dt. behelmter Löwe). Diese 'impresa' wurde von Galeazzo II. Visconti anlässlich seines Exils in Savoyen um 1354 veranlasst. Man kann die Bild-Metaphorik vielleicht so interpretieren: 'Vernunft soll Zorn so lange im Zaume halten, wie es die Umstände erfordern. Wenn sich das Schicksal wendet, wird der Zorn wieder aufflammen.' Das Motto wurde häufig in einer Fremdsprache gesetzt um es noch rätselhafter erscheinen zu lassen.
Galeazzo Maria Sforza übernimmt hier eine 'impresa' eines gleichnamigen Vorgängers.

Vergleiche das Gemälde von 1471, 65x42 cm, in den Uffizien, Florenz.

'biscione visconteo' mit gekröntem Helm und Drachen


Ducato o. J. (um 1467).    Ø 22 mm, 3,48 g.  CNI 163/8; RM 244/3; Crippa 2; Friedb.688var.
Umschriften mit gotischen Buchstaben.

Vs.:   (Kopf des Hl. Ambrosius) G3·MA·SF·VICECOMES·DVX·MLI·V·
= Galeazo Maria Sforza Vicecomes Dux MedioLanI V = "Galeazzo Maria Sforza, 5. Herzog von Mailand"
jugendliche Büste n.r. gepanzert und mit Kettenhemd am Hals sichtbar.

Rs.:   ✠ PP·ANGLE·Q3·CO·AC·IANVE·DNS.3C'
= PaPiensis ANGLiEra Tricarici COmes AC IANVaE DomiNuS eTC
"Graf zu Pavia Anghiera und Tricarico und Herr zu Genua usw."  -  Feld ähnlich wie nachfolgend.
Im Feld G - ӡ   (ӡ = Z) für Galeazzo.
Crippa und RM unterscheiden 4 Typen dieser Dukaten:
1) Crippa 2, RM 3, CNI 7-13 __ kleiner Kopf; gotische Schrift; um 1467; (siehe oben)
2) Crippa 3, RM 4, CNI 14-19 __ etwas grössere Kopf; Schrift wie vor; um 1470
3) Crippa 4, RM 5, CNI - __ Büste wie vor; Schrift nicht mehr gotisch; um 1474
4) Crippa 5, RM 5a, CNI 20-34 __ Grosser Kopf; Antiqua-Schrift (siehe nachfolgend).


Ducato o. J.     Ø 22 mm, 3,45 g.   CNI 164ff/20-34; RM 246/5a; Crippa 5; Friedb.688.
Umschriften in Antiqua-Schrift.

Vs.:   (Kopf des Hl. Ambrosius) G3·M·SF·VICECOS·DVX·MLI·V·  -  grosser älterer Kopf n.r.
Rs.:   ✠ PP·ANGLE·Q3·CO·AC·IANVE'D'  -  ähnlich wie nachfolgender Teston.

Schon Galeazzo II. Visconti 1354-78 benutzte das Münzbild der Rs., z.B. auf einem grosso (24 mm, 2,5 g.)


Testone o. J. (ab 1474).     Ø 29 mm, 9,53 g.   CNI 171/77; RM 248/8; Crippa 6A.
Vs.:   (Kopf des Hl. Ambrosius) GALEAZo·Maria·SFortia.VICECOmeS·DVX·MedioLanI·QuInTus
"Galeazzo Maria Sforza, Vizegraf, 5. Herzog von Mailand ..."
geharnischtes Brustbild n. rechts und ein Kreisel im Nacken.

Rs.:   PaPiae·ANGLEriae·Queӡ· - ·COmes·AC·IANVaE·Dominus·
"... Graf von Pavia und Angera auch Herr von Genua"
Visconti-Wappen, darüber ein gekrönter Helm mit Zier: geflügelter Drache mit Mensch im Rachen.
Seitlich die Initialen Gӡ· - ·M· und im Feuer stehende Stämme mit angeseilten Eimern.

Vergleiche das Münzbild der Rückseite mit einer Figur auf einem Kapitel aus dem Rocchetta-Hof im Castello Sforzesco, Mailand.
Es handelt sich um die impresa 'Tizzone ardente coi secchi' (dt. hitziger Feuerbrand mit Eimern) mit der selben Entstehungsgeschichte wie 'Leone Galeato'. Das hier ausgelassene Motto 'Humentia siccis' (Latein), bedeutet 'Befeuchte zum trocknen').
'Imprese' wurden von Gelehrten entworfen. Sie waren in Italien sehr beliebt und haben Münzbilder insbesondere in Mailand, Mantua und Ferrara bereichert.
Siehe die 'impresa' von Ks. Karl V.: Säulen des Herkules zusammen mit 'PLUS ULTRA'.

Die 'biscione visconteo' ist das Visconti-Wappen. Die Schlange oder Viper trägt einen Menschen im Rachen. Manchmal wird der Beschreibung hinzugefügt, dass es sich um eine "Geburt" oder "Rettung" handele. Die Visconti-Viper, biscione visconteo, leitet sich wahrscheinlich aus dem Familiennamen ab (sprechendes Wappen).
Als die Sforzas Herzöge von Mailand wurden, übernahmen sie die 'biscione visconteo' und eine Reihe von Visconti 'imprese'. Damit sollte die dynastische Kontinuität und die Legitimität ihres Anspruchs auf das Herzogtum hervorgehoben werden.

Obiger ab 1474 geprägte Testone (von ital. 'testa' = Kopf) ist die erste Silbermünze, die das
naturgetreue Renaissance-Bildnis eines Herrschers trägt. Dieser neue Münztyp wurde schnell
von anderen Herrschern zur Verbreitung ihres eigenen Bildes und Ruhmes übernommen.

Krone und Wappen des Herzogtums


Mezzo testone o. J.     Ø 27 mm, 5,10 g.   CNI 173/96var; RM 251/10; Crippa 8.
Vs.:   (Kopf des Hl. Ambrosius) GALEAZ·M·SF·VICECOS·DVX·MLI·QIT'   -   geharnischte Büste n. r.
Rs.:   (Kopf des Hl. Ambrosius) PP'ANGLE'Q3'CO'AC·IANVE·DNS·7C'   (7C' = ZC' = etc.)
Krone mit Olivenzweig und Palmzweig über dem Wappen von Mailand zwischen gekrönte Initialen G - M.

Das Wappen von Mailand wurde anlässlich der Erhebung von Gian Galeazzo Visconti zum Herzog 1395 quadriert und mit dem Reichsadler gemehrt. Damals entstand auch die impresa li 'piumai' bestehend aus der Herzogskrone, besteckt mit einem Olivenzweig (Zeichen für Frieden) und einem Palmzweig (für Sieg). Das Motto lautet 'piu mai' (dt. 'mehr denn je'). Ganz zu Recht, denn Reichtum und Macht Mailands hatten 1394 ihren Zenith erreicht.

St. Ambrosius, der Schutzheiliger der Stadt


Grosso da 8 soldi.     Ø 27 mm, 3,46 g.   RM 251/11; Crippa 9A.
Vs.:   (Visconti-Schlange) GALEAZ·MA·SF·VICECOS·DVX·MELI·V·   -   gaharnischtes Brustbild n r.
Rs.:   S·AMBROS' - ·MELIOLANI·   -   St. Ambrosius reitet nach rechts gegen drei Krieger.
Das Bild bezieht sich auf den Kampf von St. Ambrosius gegen die Arianer.


Grosso da 4 soldi.     Ag, Ø 24 mm, 2,6 g.   RM 252/12; Crippa 10.
Vs.:  (Visconti-Schlange) GALEAZ·MA·SF·VICECO·DVX·MLI·V·  -  Brustbild n. r. zwischen Gӡ - M .
Rs.:  S· - AM - BROSI'·MELI·  -  St. Ambrosius thront mit Geissel und Krummstab in den Händen.


Grosso da 4 soldi.     Ag, Ø 25 mm, 2,44 g.   RM 252/13; Crippa 12.
Vs.:   (Visconti-Schlange) Gӡ·MA·SF·VICECOMES·DVX·MELI·V·
geharnischte Büste n.r. zwischen den Initialen Gӡ - ·M .
Rs.:   S - AMBROSI'   -   St. Ambrosius hält einen bewaffneten Krieger an der Schulter
und holt mit seiner Geisel in der Rechten gegen ihn aus.

Gian Galeazzo Maria Sforza und seine Mutter Bona di Savoia, 1476-1481
- Enkel von Francesco I. Sforza   -   (6. Herzog von Mailand) -
Nach der Ermordung von Galeazzo Maria Sforza 1476 folgte sein siebenjährige Sohn Gian (Giovanni) Galeazzo als Herzog von Mailand. Seine Mutter Bona di Savoia führte die Regentschaft. Sie verlor jedoch den Machtkampf gegen ihren Schwager Ludovico, genannt Il Moro. Ende 1480 wurde der 12jährige Gian Galeazzo für volljährig erklärt und im Dom zum Herzog gekrönt. Bona wurde entmachtet und auf einen Alterssitz ausserhalb Mailands verbannt. Die Macht übte seither Gians Onkel Ludovico il Moro aus.


Testone, o. J.     Ø 29 mm, 9,32 g.   CNI 183/11; RM 257/6; Crippa 2.
Vs.:   (Kopf des Hl. Ambrosius) BONA·7[=et]·IO·GZ·M·DVCES·MEdioLanI·VI·
mit ihrem Sohn zusammen, "die 6. Herzöge [Duces] von Mailand"
Brustbild der Regentin mit Witwenschleier und Perlenkette an Stirn und Wange.

Rs.:  (Kopf des Hl. Ambrosius) SOLA·FACTA·SOLVM·DEVM·SEQVOR·
"Nur an Taten und Gott allein halte ich mich"
Phönix auf dem Scheiterhaufen mit ausgebreiteten Flügeln.
Eine italienische Münze trägt erstmals seit der römischen Kaiserzeit einen Frauenkopf.


Doppio zecchino.     Ø 24 mm, 6,95 g.   CNI 183/4; RM 256/2; Crippa 1; Friedb.690.
Vs.:   (Kopf des Hl. Ambrosius) BONA·DVCIs - SA·MedioLanI·7C'   7C = et cetera]
Brustbild der Regentin mit Witwenschleier und Perlenkette um das Gesicht.
Rs.:   (Kopf des Hl. Ambrosius) IOannes·GaleaZius·Maria·SFortia VI - CECOmes·DuX·Mediolani·SeXtus
geharnischtes Brustbild des jungen Herzogs n. r.


Geprägte Silbermedaille o. J.     Ø 43 mm, 24,29 g.   CNI 183/5; RM 258/7;
Hill Corpus 677a; Börner 254.   Exemplar im Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

Vs.:   ⁎BONA⁎7(et)⁎IOannea⁎GaleaZius⁎Maria⁎DVCES⁎MEdioLanI⁎VI(sextus)⁎   -   Büste der Mutter.
Rs.:   ⁎GALEAZzo⁎Maria⁎SForza⁎VICe⁎COmes⁎DVX⁎MEDioLanI⁎V(quintus)⁎   -   Büste des Vaters.
Gian Galeazzo Maria erscheint nur in der Vs.-Umschrift. Die Rs. ist ganz dem verstorbenen Vater gewidmet.

Gian Galeazzo Maria Sforza alleine, 1481
- in der Umschrift erscheint nur sein Titel -


Doppio ducato o. J. (1481)   Ø 27 mm, 6,98 g.  CNI 185/7var; RM 259/2; Crippa 1; Friedb.693.
Vs.:   (Kopf des Hl. Ambrosius) IOannes·GaleaZius·Maria·SForza·VICECOmeS·DVX·MedioLanI·SeXTus'
geharnischtes Brustbild des jungen Herzogs mit sehr langen Haaren und charakteristischem Zuckerhut n.r.
Rs.:   ✠ - PaPiae.ANGLEriae - Q3[que]·COmeS·7C'     [7C = "etc."]
quadriertes Mailänder Wappen, darüber zwei Helme mit Zier, einander gegenüber:
Links Krone, ein Drache mit einem Kamm und einem Menschen im Rachen ('drago visconteo').
Rechts Kranz, ein geflügeltes Monster mit menschlichen Kopf, einen Ring mit einem Diamanten.
Diesen Ring erhielt der Vorfahre Muzio Attendolo 1409 von Markgraf Nicolò III. von Ferrara
als Anerkennung für geleistete militärische Hilfe. [RM]


Medalle oder mehrfacher testone.   Ø 38 mm, 24,86 g.  CNI 186/15 Tf.9/10; RM 261/6; Crippa 6B.
IOANNES·G3·M·SF·VICECO·DVX·MLI·SX   //   ·PAPIE·ANGLE·Q3·COMES·ET·CET'·
Mailänder Wappen wie vor, darüber zwei gekrönte Helme mit Zier:
Links ein Drache mit einem Menschen im Rachen, rechts nur ein Federstrauss als Zier.


Isabella d'Aragona (1470-1524)
- Tochter von Kg. Alfonso II. von Neapel   und   Ehefrau von Gian Galeazzo Maria Sforza -
auf einer eigenen Seite


Bianca Maria Sforza (*1472, †1510) ⚭ Ks. Maximilian
- Schwester von Gian Galeazzo Maria Sforza -

Gian Galeazzo Maria Sforza und sein Onkel Ludovico, 1481-1494
Gian Galeazzo Maria Sforza, 6. Herzog von Mailand, überliess auch nach seiner Volljährigkeit die Regierungsgeschäfte weitgehend seinem Onkel Ludovico. 1489 heiratete er Isabella von Aragón, Tochter von Alfons II., König von Neapel, und zog mit ihr in das Schloss von Pavia.
Sein Onkel Ludovico heiratete 1491 die 15jährige Beatrice d'Este, Tochter des Herzogs Ercole I. d'Este von Ferrara und Modena. Die beiden Ehefrauen wurden Rivalinnen, denn Isabella befürchtete zu Recht, dass ihr Sohn Francesco die Nachfolge als Herzog verlieren werde.
Gian Galeazzo starb 1494 im Alter von 25 Jahren. Er war zwar oft krank gewesen, aber sein früher Tod wurde schnell gerüchteweise seinem Onkel zuschrieb. Noch am Tag von Gian Galeazzos Tod nahm Ludovico die Krone Mailands für sich in Anspruch. Er überging den Anspruch von Gian Galeazzos vierjährigem Sohn Francesco in der Herrschaftsnachfolge, wohl mit Zustimmung des Mailänder Staatsrats, der nicht wieder ein Kind als Herzog haben wollte.
Gians Tochter Bona Sforza heiratete 1518 König Sigismund I. von Polen. Sie brachte die Renaissance nach Polen, die sich auch auf dem Münzbild der dortigen Münzen niederschlug.


Testone (Lira da 20 Soldi) o. J.    Ø 29 mm, 9,68 g.   CNI 190/32; RM 266/9; Biaggi 1570; Crippa 4.
Vs.:   (Kopf des Hl. Ambrosius) ·IOGZ·M·SF·VICECOMES·DVX·MLI·SX·
Geharnischtes Brustbild des jungen Herzogs n. r.
Rs.:   LVdovicus·PATRVO· - ·GVBENANTE·   [BE übereinander]   "... väterlicher Onkel, Gubernator"
Münzbild des Rückseite mit Drachen und Monster genau wie auf dem Doppio ducato zuvor.

quadriertes Mailänder Wappen, darüber zwei Helme mit Zier, einander gegenüber:
Links Krone, ein Drache mit einem Kamm und einem Menschen im Rachen ('drago visconteo').
Rechts Kranz, ein geflügeltes Monster mit menschlichen Kopf, einen Ring mit einem Diamanten.
Diesen Ring erhielt der Vorfahre Muzio Attendolo 1409 von Markgraf Nicolò III. von Ferrara
als Anerkennung für geleistete militärische Hilfe. [RM]
Siehe das vergrösserte Detail.
(Besteht die Kette des Monsters aus Ringen mit Diamant, wie auch die Flügelspitzen?)


Ducato o. J. (1481-94)     Ø 23 mm, 3,5 g.   CNI 187/7-10; RM 263/3; Biaggi 1567; Crippa 2.
IO GZ·M·SF·VICECO·DVX·MLI·SX·   //   ·LV·PATRVO· - ·GVBENANTE·

Der zunächst nur in der Umschrift der Rückseite auftretende Onkel
belegt die Rückseite der späteren Münze mit einem betont grossen Bildnis.


Doppio Ducato o. J.     Ø 25 mm, 7,04 g.   CNI 187/5; RM 262/2; Biaggi 1566; Crippa 1; Friedb.695.
Vs.:   (Kopf des Hl. Ambrosius) ·IOGZ·M·SF·VICECOMES·DVX·MLI·SX·
Geharnischtes Brustbild des jungen Herzogs n. r.
Rs.:   (Kopf des Hl. Ambrosius) LVDOVICVS·PA - TRVVS·GVBERNANS·   "Onkel Ludwig, Gubernator"
Geharnischtes Brustbild des die Macht usurpierenden Onkels Ludovico Maria Sforza n. r.
Man könnte meinen, dass diese Münze zwei gleich wichtige Vorderseiten besitzt.


Testone o. J.     Ø 27 mm, 9,56 g.   CNI 23; RM 264/8; MIR 221/2.
IO GZ·M·SF·VICECO·DVX·MLI·SX   //   LVDOVICVS·PATRVVS·GVBNANS·

Ludovico Maria Sforza, Il Moro, 1494-1499   (7. Herzog von Mailand)
- jüngste Sohn von Francesco I. Sforza -
Ludovico Sforza, genannt Il Moro, (*1452 †1508) war seit ca.1480 an der Regierung. 1494 wurde die Machtbalance zwischen Venedig, Mailand, Florenz, dem Kirchenstaat und Neapel besonders instabil. Einige Fürsten wünschten ein Eingreifen Kg. Karl VIII. von Frankreich, unbedachter Weise auch Ludovico Sforza. So kam es zu den Italienischen Kriegen (1494-1559), erst um Neapel und Mailand, dann um die Vorherrschaft in Europa. Der junge und ambitionierte Kg. Karl VIII. von Frankreich zog mit seinem Heer durch Italien, wo sich ihm Städte und Festungen kampflos öffneten. Als er jedoch Neapel erreichte, wo er meinte einen alten Erbanspruch zu besitzen, bildete sich plötzlich eine Liga gegen ihn, die ihn nötigte 1495 eilig den Rückzug anzutreten.
Als Ludovico seine eigene Stellung durch die französische Politik in Gefahr sah, schloss er sich der Allianz gegen Karl VIII. an. Er versah seine Nichte Bianca Maria Sforza mit einer reichen Mitgift und verheiratete sie 1493 mit dem deutschen Kaiser Maximilian I. Im Gegenzug gewährte ihm der Kaiser die Investitur in Mailand.
Auf den französischen Thron folgte 1498 Ludwig XII. aus der Nebenlinie Valois-Orléans, die seit 1450 Ansprüche auf das Herzogtum Mailand erhob. Bereits 1499 zog Ludwig XII. gegen Mailand. Vor seinem Heer musste Ludovico fliehen. Nur für kurze Zeit gewann er im Folgejahr Mailand zurück. Bei der folgenden unausweichlichen Konfrontation bei Novara hätten sich Schweizer Söldner auf beiden Seiten gegenüber gestanden. Damit nicht eidgenössische Brüder gegeneinander kämpfen mussten, gewährte Ludwig XII. den Mailänder Schweizern freien Abzug, Ludovico Sforza sollte jedoch ausgeliefert werden. Dessen Söldner wollten ihn retten, aber einer von ihnen beging den "Verrat von Novara", so dass Ludovico doch in französische Gefangenschaft geriet, in der er 1508 starb.
Das Herzogtum gedieh unter der Führung von Ludovico. Er trieb den Bau von Kanälen und Befestigungen und die Entwicklung der Landwirtschaft und der Seidenproduktion voran. Die Schirmherrschaft von Ludovico und seiner Frau Beatrice d'Este, Tochter des Herzogs von Ferrara, zog Musiker, Dichter, Künstler und Wissenschaftler an den Hof von Mailand. Leonardo da Vinci arbeitete für Ludovico bis zu seinem Sturz im Jahr 1499.

Die Titulatur von Ludovico il Moro führt 'ANGLUS DUX' statt sonst 'VICECOMES DUX'.


Doppio Ducato o. J.    Ø 26 mm, 6,98 g.   CNI zu 198/7; MR 267/2; Crippa 1BAnm., Friedb.698.
Vs.:   (Kopf des Hl. Ambrosius) LVDoVICVS·Maria· - SFortia·ANGLVS·DVX·MedioLan
ANGLVS bedeutet 'von den alten Grafen von Angera abstammend'.
Geharnischtes Brustbild nach rechts, immer noch mit Kettenhemd am Hals.

Rs.:   ✠ PaPiae·ANGLEriae·Que3·COmes·AC· - IANVaE·Dominus·7C'   [7C = et cetera]
Der gekrönte Herzog in Rüstung mit erhobenem Schwert auf galoppierendem Pferd.
Abzeichen auf Pferd und Reiterbrust: Visconti-Schlange und 2x Kehrbürste.
Die Umschrift über beide Seiten lautet:
"Ludovicus Maria Sforza Anglus, Herzog von Mailand, Graf von Pavia (Papiae) und
Angera (am Südende des Lago Maggiore), auch Herr von Genua (Ianua), etc."
Beachte die Ähnlichkeit mit dem Reiterbildnis auf dem Dukaten seines Vaters Francesco I. Sforza.
Die 'scopetta' (Kehrbürste) erscheint jetzt doppelt (Reiter und Pferd), aber ohne dem Spruchband.


Testone o. J.     Ø 27 mm, 9,67 g.   CNI 199/19; RM 269/5; Biaggi 1578; Crippa 2.
Vs.:   (Kopf des Hl. Ambrosius) LVDOVICVS·M· - SF·ANGLVS·DVX·MLI
Geharnischtes Brustbild n. r.
Rs.:   (Kopf des Hl. Ambrosius) PaPiae·ANGLEriae·Q3·COmes·AC·IANVaE·Dominus·7C'
Das quadrierte Wappen des Herzogtums Mailand zusammen mit zwei 'imprese':
'piu mai' (dt. 'Mehr denn je' - Herzogskrone besteckt mit Oliven- und Palmzweig)
und die 'tizzone ardente coi secchi' (dt. 'Feuerbrand mit Eimern').

Ludovico Maria Sforza, il Moro und seine Ehefrau Beatrice d'Este


Prova di testone 1497.     Ø 27 mm, 9-12 g.   CNI 202/5; RM 272/11; Crippa 11; Kress 654.
Exemplar der Kress Collection in the National Gallery of Art, Washington DC.

Vs.:   (Kopf des Hl. Ambrosius) LVDOVIC'·M·SF· - 1497 - ·ANGLV'·DVX M
Rs.:   ✠ BEATRIX·SForzia·ANGLA·ESTenSIS·DVCISsA MedioLanI
Vergleiche mit einer nachempfundene Medaille von 1990 in Silber, Ø 40 mm, 30 g.

1491 heiratete der 40-jährige Ludovico Sforza die 16jährige Beatrice d'Este, eine Tochter von Ercole I. d'Este, Herzog von Ferrara. Beatrice wirkte in Mailand als Mäzenin, so wie ihre berühmte Schwester Isabella d'Este in Mantua. Sie starb bei der Todgeburt des dritten Sohnes 1497 mit 21 Jahren.
Die 'Prova di testone' entstand 1497 zu ihrer Gedenken. Als Modell für ihr Bildnis diente die um 1490/91 zur Hochzeit entstandene Marmorbüste von Giovanni Cristoforo Romano, 59,5 cm hoch, jetzt im Louvre.
Nach der Gefangennahme Ludovicos 1500 flohen die beiden minderjährigen Söhne Massimiliano und Francesco nach Innsbruck an den Hof von Ks. Maximilian I.

Siehe einen Ausschnitt aus dem Sforza Altar um 1494, 230x165 cm, in der Pinacoteca di Brera, Mailand:
Links kniet Ludovico, davor Sohn Massimiliano. Rechts steht Beatrice, davor kniet Sohn Francesco.

Ludwig XII. von Frankreich, Herzog von Mailand 1500-1512
König von Frankreich 1498-1515, König von Neapel 1501-1503, Herr von Asti 1465-1515
Ludwig XII. (1462-1515) wurde 1498 König von Frankreich, als die Valois-Hauptlinie mit Kg. Karl VIII. ausstarb. Nun verband Ludwig seinen Erbanspruch auf das Herzogtum Mailand (als Visconti Nachfahre über seine Großmutter Valentina Visconti) mit der Macht des französischen Königsreiches und zog mit einem Heer unter der Leitung des Gian Giacomo Trivulzio nach Italien, um die "Usurpatoren" aus dem Hause Sforza zu vertreiben, was ihm fast mühelos gelang. Weiterreichende Ansprüche auf das Königreich Neapel scheiterten jedoch an einer spanischen Übermacht. Ludwig XII. wurde aber als Herrscher Mailands anerkannt. Im Namen seines französischen Königs leistete Kardinal d'Ambroise am 6.4.1505 Ks. Maximilian feierlich den Lehnseid. Die Hälfte der Investiturgebühren (100.000 Gulden) hatte D'Ambroise gleich in bar mitgebracht. Der Kaiser widerrief die frühere Investitur Ludovico Sforzas und verlieh sie an Ludwig.
Ludwig beteiligte sich an der von Papst Julius II. geschaffenen Liga von Cambrai (1508-10) gegen Venedig, das in Oberitalien stark expandiert hatte. Aber nach dem französischen Sieg über Venedig bei Agnadello (1509) befand der Papst, die Franzosen würden in Oberitalien zu stark, und schmiedete ein Bündnis gegen Frankreich mit Venedig, Ferdinand von Aragon und den Eidgenossen. Diese Heilige Liga (1511-13) erreichte 1512 den Abzug der Franzosen aus Mailand. Massgebend dafür waren die Schweizer - gelenkt von Matthäus Schiner, Bf. von Sitten - die auch den Herzog ihres Gnaden - Massimiliano Sforza - etablierten.

Ludwig war - wie zuvor sein Vater - Herr von Asti, einer kleinen Herrschaft im Piemont, die sie von Valentina Visconti geerbt hatten. Bevor Ludwig König wurde liess er in Asti bereits Testone mit seinem Bildnis und dem Titel "Herzog von Orléans und Mailand sowie Herr von Asti" prägen.
In Mailand hat Kg. Ludwig XII. von Frankreich offensichtlich gerne den ansprechenden Stil der Münzen seines Vorgängers übernommen. Ludwig XII. liess ausserdem in Asti (1465-1515), Neapel (1501-03) und auch in Frankreich Münzen mit seinem Bildnis prägen.


Gros da 12 soldi a 15, o. J.    Ø 32 mm, 7,75 g.  CNI 211/77 Tf.11/4; RM -; Crippa 5 (p.285).
Vs.:   ✠ LVDOVIC'·D·G·REX·FRANCORVM(I)·
Rs.:   (Kopf des Hl. Ambrosius) ·ET·MEDIOLANI·DVX·ET·C'·
Gekröntes Wappen zwischen zwei Kronen.
Vergleiche das Gemälde um 1500 in Windsor Castle.


Doppio Ducato, o. J.     Ø 28 mm, 7,00 g.   CNI 203f/8-11var; Crippa 1; Friedb.704.
Vs.:   ✠ LVDOVIC'·D - G·FRANCOR'·REX
Brustbild mit geschmücktem Barett n. r., auf der Brust eine Lilie.
Rs.:   ME - DIO - LA - NI - ·DVX   (Mediolani Dux)
Der Hl. Ambrosius mit erhobener Geissel zu Pferd nach rechts, unten das französische Königswappen.
Die Stempel der obigen Doppeldukaten waren auch für die Prägung von Testoni einsetzbar, wie nachfolgender Testone zeigt. In der Aufteilung der Legenden haben sich viele Stempelvarianten erhalten.


Testone, o. J.     Ø 28 mm, 9,68 g.   CNI 208/46; Crippa 3.
Vs.:   ✠ LVDOVICVS·D·G·FRANCORVM·REX
Brustbild mit geschmücktem Barett n. r., auf der Brust eine Lilie.
Rs.:   ME - DIOL - AN - I·D - VX
Der Hl. Ambrosius wie vor.


Da 10 ducati, o. J.    Ø 39 mm, 34,32 g.  CNI 203,1(Münze); Crippa 24(Medaille); Ciani 989(Münze).
Vs.:   ✠ ⚜LVDOVICVS⚜DG⚜REX⚜FRANCORVM   -   Büste rechts.
Rs.:   MEDIOL - ANI·DVX   -   Gekrönter quadrierter Schild Frankreich/Mailand.

Weitere Münzen und Medaillen auf Ludwig XII. in Frankreich, Asti und Neapel.

Massimiliano Maria Sforza, 1512-1515     (8. Herzog von Mailand)
- 1. Sohn von Ludovico Maria Sforza, Enkel von Francesco I. -
Massimiliano Maria Sforza (1493-1530) wurde noch in seinem Geburtsjahr umbenannt in "Maximilano" zu Ehren des Kaisers Maximilian. Als Ludovico Sforza 1500 in französische Gefangenschaft geriet, wurden seine beiden Kinder, Massimilano und Francesco, nach Innsbruck an den Hof Ks. Maximilians gebracht, der sie allerdings nicht für die Aufgaben eines Fürsten ausbilden ließ.
Gegen die Expansion Ludwigs XII. nach Oberitalien hatte Papst Julius II. 1511 eine Heilige Liga organisiert, u.a. mit dem Königreich Aragonien, der Republik Venedig und mit den Schweizer Eidgenossen, die von Kardinalbischof Matthäus Schiner aus dem Wallis gelenkt wurden. Gegen den Wunsch des Kaisers setzten die Schweizer Ende 1512 Massimiliano Sforza als Herzog von Mailand ein. Als Gegenleistung musste Mailand Gebiete um Locarno und Lugano an die Eidgenossen abtreten und erhebliche Tributzahlungen leisten. Nach einigen Rückschlägen gelang es den Eidgenossen in der Schlacht von Novara (1513), die Franzosen aus dem Herzogtum Mailand zu vertreiben.
Massimiliano, schlecht ausgebildet, dazu hochfahrend und leichtsinnig, war nicht dazu geeignet, die einstige Machtposition des Herzogtums Mailand für die Dynastie Sforza zurück zu gewinnen.
1515 erhob der nachfolgende französische König Franz I. erneut Anspruch auf das Herzogtum Mailand. Nach gescheiterten Verhandlungen besiegte er die Schweizer in der Schlacht bei Marignano. Mailand wurde unter französische Regentschaft gestellt, Massimiliano trat seine Rechte an Franz I. ab und ging mit einer Rente ins französische Exil, wo er 1530 starb.


Probe für mehrfachen Teston oder Medaille     Ø 38 mm, 34,05 g.   CNI 218/2; RM 273/2; Crippa 312/8.
Vs.:  (Visconti-Schlange) MAX·MAria·SForza·VICECOmes·DVX·MLI·VIII·C3  "... 8. Herzog von Mailand"
Geharnischtes Brustbild mit Barett n. l.
Rs.:   ✠ S AMEROSIVS I[=P]IETATE DEI   (unfertige Umschrift)
Hl. Ambrosius mit Heiligenschein und Mitra thront von vorne,
Geißel in der erhobenen Rechten und Krummstab in der Linken.

Franz I. von Frankreich, Herzog von Mailand 1515-1521
- König von Frankreich 1515-47 und Herr von Asti 1515-1529 -
Auf den kinderlosen Ludwig XII. folgte 1515 Franz I. aus dem Haus Valois-Angoulême auf den französischen Thron. Als Enkel von Valentina Visconti betrieb Franz sofort die Zurückgewinnung Mailands. Nach gescheiterten Verhandlungen siegte er in der Schlacht bei Marignano gegen die bis dahin für unschlagbar gehaltenen Schweizer. Nach der Kaiserwahl von Karl V. entbrannte erneut der Machtkampf um Mailand. 1521 musste Franz Mailand räumen. Beim Versuch der Rückeroberung wurde er 1525 in der Schlacht bei Pavia gefangen genommen. In seinem Heimatland zierte sein Bildnis eine lange Reihe von Münzen aus verschiedenen Münzstätten.


Doppio ducato, o. J. (1515-16)     Ø 28 mm, 6,85 g.   CNI 220/1.
Vs.:   ·FRANCISCVS✠D·G·FRA·REX·   -   Brustbild n.r.
Rs.:  (Kopf des Hl. Ambrosius) MEDIOLANI· - *DVX*ET*CET  -  gekröntes Wappen Frankreich/Visconti.
Siehe die Vorderseite eines solchen Stückes, aufbewahrt in der Bibliothèque nationale de France.
Diese ist die einzige in den Umlauf geratene Goldmünze, die das Bildnis von Franz I. trägt.
In seiner Heimat Frankreich ist er nur auf der Silbermünze Teston abgebildet worden.


Probe.     Ø 38 mm.   CNI 221/8.
Vs.:   (Kopf des Hl. Ambrosius) *FRANCISCVS*D*G*FRANCORVM*REX*   -   kleines Brustbild n.r.
Rs.:   *MEDIOLANI* - *DVX*ET*C*   -   gekröntes Wappen Frankreich/Visconti.

Siehe Franz I auf französischen Münzen..

Francesco II. Sforza, 1521-1535
- 2. Sohn von Ludovico Maria Sforza, Enkel von Francesco I.  -  letzter Sforza-Herzog von Mailand -
1522 besiegte ein spanisches Heer die Truppen von Franz I. bei Bicocca. Kaiser Karl V. setzte Francesco Maria Sforza (1495-1535), den jüngeren Sohn von Ludovico Sforza, als Herzog ein. 1526 wechselte Francesco II die Seiten: er beteiligte sich an der Liga von Cognac gegen den Kaiser. Mailand wurde daraufhin von Spaniern besetzt. Nach dem Damenfrieden von Cambrai (1529, ausgehandelt von Margarete von Österreich und Luise von Savoyen), konnte Francesco 1530 in Bologna das Herzogtum Mailand als kaiserliches Lehn bestätigt erhalten. 1531 wurden die vereinbarten 400.000 Dukaten an den Kaiser bezahlt und die spanische Besatzung verliess sein Land.
Francesco bemühte sich die Stadt, die 20 Jahre unter Kriegshandlungen gelitten hatte, wieder aufzubauen. 1533 heiratete der kranke 38-jährige Herzog per procurationem Christina von Dänemark, die erst zwölfjährige Nichte des Kaisers.
Mit Francescos Tod 1535 endete die Dynastie der Sforza. Das Herzogtum Mailand ging als erledigtes Lehn an den Kaiser über. Der Tod des letzten Sforzas in Mailand löste den nächsten Krieg zwischen Kg. Franz I. und Ks. Karl V. aus, der die Machtverhältnisse in Mailand jedoch nicht mehr änderte.


Probe oder Medaille,   hier Nachprägung 1990,   Ø 40 mm.   CNI 224/9; RM 276/5.
Vs.:   (Kopf des Hl. Ambrosius) *FRANCISCVS*SForza*VICECOmes*DVX*MEDIOLAnI*II*
Brustbild - erstmals ein Sforza ohne Kettenhemd um den Hals.
Rs.:   Quadriertes Wappen von Mailand, darüber Krone mit Oliven- und Palmenzweig; oben Kopf des Hl. Ambrosius zwischen ·S· - ·A·; zur Seite DVX - MLI und Balken mit Eimern; unten SECO - NDVS
Die 'tizzone ardente coi secchi' (dt. Feuerbrand mit Eimern) erscheinen hier als Raumfüller.


Medaille im Wert von 6 scudi d'oro.    Ø 30 mm, 19,95 g.   CNI 244/2; RM 274/1.
Einziges Exemplar, befindlich im Gabinetto Numismatico e medagliere, Castello Sforzesco, Mailand.

Vs.:   +FRANCISCI SF II - DVCIS MLI  -  Büste mit Tunika nach links.
Rs.:  Sanctus·AMBROSIVS· - ARCHIEPiscopus·MEDIolani  -  Büste mit Nimbus und Mitra nach vorne.
Aus der Widmungsform FRANCISCI der Vs.-Legende schließt man auf eine posthume Prägung.
Dank an meine Frau Anna Maria für Hilfe und Diskussion.Erweiterung: 9.2016

Daran schliesst sich an: Mailand unter Ks. Karl V. (1535-1556)


Lit.:   [CNI und RM: Seite & Nr. z.B. 87/6 = S.87 Nr.6]
• Klaus Schelle :  Die Sforza, Bauern - Condottieri - Herzöge. Stuttgart 1977.
Corpus Nummorum Italicorum [CNI] vol. V   -   CNI-Index vol.V
Ravegnani Morosini, Mario [RM]: Signorie e principati - monete italiane con ritratto, 1450-1796. 1984.
    Sforza, Mailand: Bd.III, p.238 ff
• Biaggi, Elio: Monete e Zecche medievali Italiane dal Sec. VIII al Sec. XV. Torino 1992.
• Crippa, Carlo: Le Monete di Milano dai Visconti agli Sforza dal 1329 al 1535. Milano 1986.
• Toffanin, Alessandro: Monete Italiane Regionali (MIR-11) - Milano. Ed. Varesi, Pavia 2013
• Velde, François in www.heraldica.org: Imprese [Grundlegendes, auf englisch]
Le Imprese della famiglia Visconti-Sforza nelle miniature di Giovanni Pietro Birago ...
• Guerreri, Franca :  Le "imprese" Visconti-Sforza, Cap.III: Galeazzo II Visconti (10 Seiten insgesamt)
• Mangano, Paola :  Le 'imprese' do Ludovico il Moro alla Sforzesca di Vigevano
• Pozzati, Ugo :  Evoluzione dell'Araldica Viscontea-Sforzesca e Imprese Araldiche 1277-1535
• Kroll, Antonia : Propaganda im mittelalterlichen Mailand - das Wappen der Visconti
• Black, Jane : Double duchy: the Sforza dukes and the other Lombard title
    in: Europe and Italy. Studies in honour of Giorgio Chittolini, pp.15-27. Florenz 2011.

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