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      Zeitgenossen im Heiligen Römischen Reich      

Enno II., Graf von Ostfriesland 1528-1540
Ks. Sigismund hatte 1417 den Friesen Reichsunmittelbarkeit und Autonomie gewährt. Der chaotische Kampf zwischen den vielen lokalen "Häuptlingen" [neudeutsch: "warlords"] führte zu einer Auslese: zum mächtigstes Häutlingsgeschlecht avancierte das Haus Cirksena. 1464 erreichte ihr Anführer Ulrich Cirksena von Ks. Friedrich III. die Erhebung zum Reichsgrafen Ulrich I., doch musste er weiter um Anerkennung der Oberherrschaft in den ihm bisher nicht ergebenen ostfriesischen Gebieten ringen. Erst Ennos Vater Edzard I., der Grosse, (1491-1528) konnte dem Geschlecht der Cirksena endgültig die Macht sichern.
Ks. Maximilian I. ernannte 1498 Hzg. Albrecht von Sachsen zum "ewigen Gubernator und Potestaten Frieslands". Die damit verbunde Einschränkung der Hoheitsreichte der reichsunmittelbaren Cirksena-Reichsgrafen musste Albrecht im Kampf durchsetzen. Die Cirksena-Reichsgrafen gewannen zwar die "Sächsische Fehde" gegen Georg von Sachsen (1514-1517), aber das Land erlitt dabei weitere Verwüstungen, ebenso wie in der "Geldrischen Fehde" (1531-1534) gegen Karl von Geldern, die die Cirksena-Reichsgrafen verloren.
Weil Enno II. die von seinem Vater vorbereitete Verbindung mit dem Erbfräulein Maria von Jever törichterweise ausschlug, wurde Maria zur seiner erbitterten Feindin. Sie blieb ledig und vererbte ihr Land an Oldenburg.

Ennos Regierungszeit brachte für Ostfriesland den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit auch in der Münzprägung. Zu Beginn seiner Herrschaft waren noch gotische Buchstaben im Gebrauch. Ein Jahr später ging man über zur Antiqua-Schrift. Erstmals in Ostfriesland erscheint das Porträt des Herrschers auf Münzen.

Goldgulden: Im Lande zirkulierten mehrere Sorten Goldgulden unterschiedlicher Feinheit, die entsprechend bewertet wurden. Neben den Rheinischen Gulden, auch "alte Gulden" genannt, gab es niederländische und friesische Gulden. Der "Neue Emdener Gulden" mit Ennos Bildnis (siehe unten) hatte, wie 1551 in Nürnberg ermittelt worden ist, nur einen Feingehalt von 14 Karat 2 Grän (590‰). Zuvor hatte Enno II. noch "alte Emdener Gulden" mit dem Bild des Hl. Johannes mit dem Gotteslamm auf dem Arm prägen lassen, deren Feinheit 15 Karat (625‰) betrug. Daneben wurden sog. Horngulden ausgegeben, die 1551 mit 9 Karat (375‰) ermittelt wurden und nur einen halben Gulden galten. Bischof Horn von Lüttich war der erste, der damit anfing sehr schlechte Gulden zu prägen. Es waren die geringhaltigsten aller geringhaltigen Prägungen, so dass die "Hornschen Gulden" später zur Kollektivbezeichnung für alle besonders schlechten Gulden wurden.
In Ostfriesland bekannt waren offenbar auch der Dukat und der dem rheinischen Gulden gleichgesetzte Joachimstaler, denn sie werden in den Kaufverträgen der Zeit erwähnt.


Neuer Emder Gulden 1529.    Ø 23mm, 2,83g, 590‰ fein.   Kappelhoff 169; Friedb.878.
Vs.:  +ENNO 29 COmES·ET·DomiNuS·PHRIsiaE·ORientalis   "Enno II., Graf und Herr Ost-Frieslands"
Brustbild mit Federbarett.

Rs.:   +IN·DEO·SPRA·N·TIEBO·Q·FA·MH   (vgl. die Rs. der nachfolgenden Münze)
Im geschweiften Schild die Harpyie und 4 fünfstrahlige Sterne, darüber die Jahreszahl 1529.
Das Wappen des Geschlechts der Cirksena ist seit Enno II. die Harpyie (Adler mit Jungfrauenhaupt), vielleicht als Nachahmung des Wappens von Nürnberg (Reichsadler mit Ks. Friedrichs II. Kopf?). Man findet dieses Wappen seit 1433 auf Münzen des Hauses Cirksena. Anfangs wurden daneben auch der Adler des Hauses tom Brok, der Löwe des Hauses Ukena und der (Nord)stern des Ortes Norden verwendet. Cirksenas Residenzstadt Emden erhielt 1495 von Ks. Maximilian ein neues Wappen, das die halbe Harpyie über der Stadtmauer und dem Wasser zeigt.

Zum Kleingeld: Nach der Münzreform von 1491 wurde der Krummsteert zu 4 Witten die Währungseinheit. Dazu kam der Stüber zu 6 Witten. 36 Krummsteerte oder 24 Stüber (= 144 Witten) sollten einen Rheinischen Gulden gelten. Geprägt wurden zunächst halbe und ganze Witten, halbe und ganze Krummsteerten sowie der einfache Stüber. Doppelte Krummsteerten und doppelte Stüber kamen 1504 hinzu. Man erkannte die Münzen nur anhand ihrer Größe und ihres Münzbildes. Eine Wertangabe auf den Münzen war nicht üblich, zumal sich die Wertverhältnisse zueinander änderten, wie ein Münztarif zur Münzreform von 1507 zeigt.


Dicker Penning, o. J. (ca. 1530), Emden.     Ø 30mm, 7,82 g.   Kappelhoff 166.
Vs.:   +ENNO:COmes:ET:DomiNuS:PHRISIE:ORGENTa   "Enno, Graf und Herr Ost-Frieslands"
Brustbild nach links mit Barett.

Rs.:   +IN·DEO·SPERA·NOn·TIMEbo·Quid·FACIaT·Mihi·Homo
"Auf Gott habe ich Vertrauen und fürchte nicht, was mir ein Mensch antun könnte."
Harpyienschild und 4 fünfstrahligen Sternen.
Enno II. hat mit diesem neuen Silbergeld im Aussehen eines Testons erstmals den Arensgulden ausgeprägt. Die Dicken, süddt.-schweizerische Nachahmungen der italienischen Testoni, lieh Ennos neuer Münze ihren Namen. Der Wert der Münze entsprach jedoch nicht dem Teston sondern dem Arensgulden, einem damals zwar nicht mehr umlaufenden Gulden aus Arnheim, der aber in Ostfriesland zum Rechenwert von 15 Krummsteeten geworden war. Die Prägung ab 1530 diente zur Löhnung von Söldnern in der "Geldrischen Fehde". Später wurde die Prägung als Vierteltaler bezeichnet, obwohl ein solches Wertverhältnis nie bestanden hat.

Lit.:
• Anton Kappelhoff: Die Münzen Ostfrieslands. Vom frühen 14. Jahrhundert bis 1628. Aurich 1982.
• Anton Kappelhoff: Der "Danielstaler" des Fräuleins Maria von Jever. NNB 23 (1974) 412-415, als PDF

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