Der Kölner Taler zeigt auf der Vorder- und der Rückseite Szenen religiösen Inhalts. Auf die allgemein bekannte Geschichte der Heiligen Drei Könige, die sich im Evangelium des Matthäus (2,1-2,12) findet, soll hier nicht näher eingegangen werden. Die Legende spinnt aber diese Geschichte weiter und erzählt, daß die drei Könige von Thomas, dem Apostel Indiens, getauft wurden und daß Helena, die Mutter Konstantins des Großen, ihre Gebeine nach Konstantinopel bringen ließ. Später schenkte sie die Reliquien St. Eustorgios, dem Bischof von Mailand (343-355 AD). Die Kirche S. Eustorgio, in der die Reliquien über dem Grab des Bischofs ruhten, wurde im Jahre 1164, anläßlich der Unterwerfung Mailands, durch Kaiser Friedrich Barbarossa zerstört. Der Kanzler des Kaisers, der berühmte Rainald von Dassel, ließ die Gebeine der Hl. Drei Könige nach Köln überführen, wo sie am 23. Juli 1164 eintrafen. Heute ruhen die Reliquien in einem prachtvollen, durch den Meister Nikolaus von Verdun um 1200 geschaffenen emaillierten Goldschrein im Kölner Dom. Allerdings sind sie nicht mehr ganz vollständig, denn Teile der Gebeine wurden 1904 an die Mailänder Kirche S. Eustorgio zurückgegeben.
Die Hl. Drei Könige, Kaspar, Melchior und Balthasar, deren Festtag am 6. Januar gefeiert wird, sind die Patrone Kölns, der Pilger und Gasthäuser. Der noch immer weitverbreitete Brauch, ihre Initialen auf den Rahmen der Haustüre zu schreiben, soll bis zum nächsten Dreikönigstag alles Unheil vom betreffenden Hause abwenden.
Die außerordentlich umfangreiche und weitverzweigte Legende der hl. Ursula wird zurückgeführt auf eine aus dem 4./5. Jahrhundert stammende Inschrift im Chor der Kölner Ursula-Kirche. Sie besagt, daß ein Mann namens Clematius durch Visionen aus dem Orient nach Köln geführt wurde. Dort erneuerte er die Basilika, welche an der Stelle, wo christliche Jungfrauen (wahrscheinlich unter Diokletian und Maximian, also um das Jahr 304) den Märtyrertod gefunden hatten, errichtet worden war. Die Zahl, die Namen oder die Herkunft dieser Jungfrauen erwähnt die Inschrift nicht.
Die ersten greifbaren Zeugnisse des Ursula-Kultes stammen aus dem 8./9. Jahrhundert, doch schwankt zu dieser Zeit die Zahl der Märtyrinnen noch stark. Bereits zu Beginn des 10. Jahrhunderts steht jedoch die Zahl von 11000 Jungfrauen unveränderlich fest. Heute herrscht die Ansicht vor, daß die Zahl 11000 als Ergebnis einer Fehllesung zu betrachten ist. Es wurden mehrere Texte vorgeschlagen, die möglicherweise falsch interpretiert werden konnten, doch lassen sich damit anderslautende Hypothesen zur Entstehung der Zahl 11000 nicht sicher widerlegen.
Die Ursula-Legende kennt einige miteinander unvereinbare Versionen, von denen die geläufigste ungefähr in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts entstand. Danach war die weitherum wegen ihrer Schönheit berühmte Ursula die Tochter eines christlichen Königs Maurus oder Nothus von Britannien, ein Ausdruck, der hier nicht England, sondern die Bretagne bezeichnet. Als der heidnische König von England Ursula als Gattin seines Sohnes Aetherius zu gewinnen trachtete und bei Ablehnung der Werbung mit Krieg drohte, erbat sich die Prinzession, die Gott ewige Jungfräulichkeit gelobt hatte, eine Frist von drei Jahren, in welcher der englische Prinz im christlichen Glauben unterrichtet und getauft werden sollte. Ursula und zehn andere vornehme Gefährtinnen, jede begleitet von tausend weiteren Jungfrauen, schifften sich während dieser Zeit zu einer Pilgerfahrt ein. Der Gesellschaft schlossen sich auch Gerasina, die verwitwete Königin von Sizilien und Ursulas Tante, mit ihren Kindern und der sizilianische Bischof Maurisius an. Ein Sturm trieb die Schiffe in die Waal-Mündung bei Dordrecht, von wo aus die Pilger Köln erreichten. Dort wurden sie von einer Königin Sigillindis begrüßt, und ein Engel wies Ursula an, weiter nach Rom zu ziehen. Von Basel aus, wo sich St. Pantalus, der erste Bischof und spätere Patron der Rheinstadt, dem Pilgerzug anschloß, ging es zu Fuß über die Alpen in die Heilige Stadt. Hier war inzwischen, auf Geheiß eines Engels, auch Aetherius mit Mutter und Schwester und dem Bischof Marculus von Griechenland eingetroffen. Die Pilger wurden in Rom von Papst Cyriakus, welcher der Geschichtswissenschaft völlig unbekannt ist, empfangen und Cyriakus begleitete sie auch mit zahlreichen Bischöfen auf der Rückreise. (Auf der Münze ist Cyriakus, gekennzeichnet durch die Tiara, deutlich neben Ursula zu erkennen.) Als die Pilger auf dem Rhein wieder in Köln anlangten, wurde die Stadt gerade von den aus Gallien zurückkehrenden Hunnen unter Attila belagert. Die Schiffe wurden überfallen und die Passagiere niedergemacht. Ursula, die sich dem Hunnenkönig verweigerte, wurde von diesem persönlich mit einem Pfeil erschossen. Einer einzigen Jungfrau, der hl. Kordula, war es gelungen, sich auf einem Schiffe zu verstecken, doch wurde auch sie am nächsten Tage noch entdeckt und erschossen. Nach dem Tode der Märtyrer erschien ein Heer von 11000 Engeln, das die Hunnen in die Flucht trieb und Köln rettete. Als man im Jahre 1106 die Kölner Stadtmauer erweiterte, stieß man auf einen alten Begräbnisplatz mit zahlreichen Skeletten, in denen man die Gebeine der 11000 Jungfrauen und ihrer Begleiter sah. Die große Zahl von Reliquien erlaubte es, solche an Kirchen und Klöster in aller Welt zu verschicken und damit die Ausdehnung des Ursula-Kultes, der sich bis nach Italien, Spanien, Polen und Dänemark verbreitete und dem Ansehen der Stadt Köln äußerst förderlich war, tatkräftig zu unterstützen.
Gebeine, die um 1155/64 in die Benediktinerabtei Deutz gelangten und dort mit gefälschten Namenstäfelchen versehen wurden, legte man der Elisabeth von Schönau zur Prüfung vor. Durch ihre Visionen verlieh die im Mittelalter berühmte Nonne den Reliquien und der Ursula-Legende, die sie durch weitere handelnde Personen und märchenhafte Züge noch weiter bereicherte, zusätzliches Ansehen in der Christenheit. Um 1183 verarbeitete dann ein unbekannter Autor die immer weiter auswuchernde Ursula-Legende, die auch mit anderen Legendenkomplexen, so mit dem um die Thebäische Legion, verknüpft wurde, zu einem veritablen, zweibändigen Roman mit dem Titel "Revelationes" (Offenbarungen).
St. Ursula, deren verschollenes Grab der Kölner Bischof St. Kunibert um 625 wieder auffand, wurde zur Patronin von Städten und Ländern, aber auch der Jugend und der Universitäten Paris (Sorbonne), Coimbra und Wien.
Aufgrund ihrer komplizierten Lebensgeschichte erscheint die Heilige in Werken der bildenden Kunst mit vielerlei Attributen. Wir finden sie als Prinzessin mit einem Pfeil, zu Schiff, mit einer Fahne, einer Märtyrerpalme, einer Ampel (dem Symbol der klugen Jungfrau), vor allem aber umgeben von Jungfrauen, denen sie unter ihrem Mantel Schutz bietet.
Szenen aus dem abenteuerlichen Leben St. Ursulas wurden von vielen berühmten und zahllosen weniger bekannten Malern und Bildhauern dargestellt. Zu den bekanntesten Werken mit diesem Thema gehören der 1489 entstandene Ursula-Schrein des Hans Memling im Johannes-Hospital zu Brügge und der gewaltige, die Wände eines ganzen Raumes der Galleria dell' Accademia zu Venedig füllende Bilder-Zyklus, den Vittorio Carpaccio 1490-1495 malte.
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